Schattenblick →INFOPOOL →UMWELT → ABFALL

STATISTIK/043: EU-Statistik 2007-2009 - 154 Kilogramm gefährliche Abfälle pro Kopf (DNR EU)


Deutscher Naturschutzring (DNR)
Dachverband der deutschen Natur- und Umweltschutzverbände
EU-Koordination

EU-News - Donnerstag, 30. August 2012 / Abfall

EU-Statistik 2007-2009: 154 Kilogramm gefährliche Abfälle pro Kopf



77 Millionen Tonnen gefährliche Abfälle fielen im Jahr 2009 in den 27 EU-Mitgliedstaaten an, davon 58 Millionen allein auf dem Gebiet der EU-15 (ohne Osteuropa, Malta und Zypern. Das ist dem Bericht der EU-Kommission über den Umgang mit gefährlichen Abfällen zu entnehmen, der im Rahmen des Basler Übereinkommens alle drei Jahr veröffentlicht wird. Deutschland war "Giftmülleuropameister".

Zwischen 2000 und 2008 hat sich die Gesamtmenge an gefährlichen Abfällen in der EU-27 fast verdoppelt, es gab einen Anstieg um 46 Prozent. Auf dem Gebiet der EU-15 lag der Anstieg bei 57 Prozent. Zwar war dieser Trend im Jahr 2009 wieder leicht rückläufig: Im Vergleich zum Vorjahr reduzierte sich das Aufkommen gefährlicher Abfälle um 8 Prozent; die EU-Kommission vermutet, dass dies auf schwankende Wirtschaftsaktivitäten zurückzuführen ist. Umgerechnet auf alle EU-EinwohnerInnen fielen durchschnittlich 154 Kilogramm Gefahrenmüll an, bezogen auf die EU-15 sogar 186 Kilogramm. Der Anteil der Abfallverwertung hat in den letzten Jahre deutlich abgenommen: im Jahr 2004 wurden noch 84 Prozent der in die EU-27-Staaten verbrachten Abfälle verwertet, 2009 waren es nur noch 70 Prozent.

Die größten Abfallberge mit gefährlichem Müll fielen im Zeitraum 2007-2009 in Deutschland an: etwa 19 Millionen Tonnen jährlich. Auf der Liste mit dem größten Mengenaufkommen an gefährlichen Abfällen folgen Italien, Estland, Frankreich, Großbritannien und Polen. In Großbritannien sank laut EU-Kommission die Menge gefährlicher Abfälle 2009 "erheblich", dafür sei in Polen ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen gewesen. Das höchste Pro-Kopf-Aufkommen gefährlicher Abfälle hatten Estland, Finnland, die Niederlande, Schweden, Portugal und Deutschland zu verzeichnen. Die niedrigsten Pro-Kopf-Werte wurden in Lettland, Rumänien, Litauen und Griechenland errechnet. Deutschland hat zwischen 2007 und 2009 EU-weit am meisten gefährliche Abfälle eingeführt, 2009 beispielsweise 2,7 Millionen Tonnen. Auch wenn man die Gesamtabfallmenge ("gefährliche und andere notifizierte Abfälle") betrachtet, lag Deutschland 2009 mit 7,6 Millionen Tonnen an erster Stelle.

Alle drei Jahre erstellt die EU-Kommission einen Bericht über den Umgang mit gefährlichen Abfällen in den EU-Mitgliedstaaten. Rechtsgrundlage ist das international geltende Basler Übereinkommen. Die Daten stammen aus Berichten, die die EU-Mitgliedstaaten eigentlich regelmäßig an die EU-Kommission schicken sollen. Doch für 2009 beispielsweise lagen im Zeitraum der Berichterstellung aus elf Staaten noch gar keine Daten vor, für 2008 fehlten Zahlen aus Frankreich, Zypern, Italien und Spanien, für 2007 aus weitern drei Staaten, darunter Schweden. Die Datenlücken wurden durch Schätzungen geschlossen, dementsprechend sind die ermittelten Zahlen mit Vorsicht zu werten. Außerdem gab es Unstimmigkeiten bei den Zahlen zur "Entstehung, Behandlung und grenzüberschreitende Verbringung gefährlicher Abfälle und anderer Abfälle in den Mitgliedstaaten der Europäischen Union". Bei den Mengenangaben zur selben Verbringung zwischen zwei Staaten unterschieden sich teilweise die Daten. Der Unterschied zwischen den "Gesamtausfuhren" und den "Gesamteinfuhren" gefährlicher Abfälle betrug allein im Jahr 2009 27 Prozent. Die Kommission hat angekündigt, sich gemeinsam mit den Mitgliedstaaten um eine Verbesserung der übermittelten Daten bemühen. Auch die Anzahl illegaler Abfallverbringungen (400 Fälle im Jahr 2009) entspricht nicht den Untersuchungsergebnissen einer anderen Studie. Die EU-Kommission schreibt, es sei "jedoch zu berücksichtigen, dass die Gesamtzahl illegaler Verbringungen erheblich größer ist als di e der offiziell gemeldeten". Eine von IMPEL-TFS durchgeführte Erhebung, die nach dem Berichtszeitraum 2007 bis 2009 durchgeführt wurde, dass über ein Fünftel der Abfallverbringungen in der EU nicht den Anforderungen der Verordnung (EG) Nr. 1013/2006 entsprachen.

Zwar wurden im Jahr 2009 rund 90 Prozent der gefährlichen Abfälle im Ursprungsland behandelt. Der Abfalltourismus jedoch, also "die Verbringung notifizierter Abfälle aus den Mitgliedstaaten ins Ausland" hat kontinuierlich zugenommen. Zwischen 2001 und 2007 nahm die Verbringung gefährlicher Abfälle um 150 Prozent zu. Allein die Niederlande führten zwischen 2007 und 2009 40 Prozent ihrer Abfälle zur Verwertung aus. [jg]

Bericht COM(2012) 448 final
http://register.consilium.europa.eu/pdf/de/12/st13/st13110.de12.pdf

*

Quelle:
EU-News, 30.08.2012
Deutscher Naturschutzring e.V. (DNR)
EU-Koordination
Marienstraße 19-20, 10117 Berlin
E-Mail: eu-info@dnr.de
Internet: www.eu-koordination.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 1. September 2012