Schattenblick → INFOPOOL → UMWELT → ABFALL


ATOM/1267: Tauziehen um den Standort einer 'heißen Zelle' in der Schweiz (Strahlentelex)


Strahlentelex mit ElektrosmogReport
Unabhängiger Informationsdienst zu Radioaktivität, Strahlung und Gesundheit
Nr. 736-737 / 31. Jahrgang, 7. September 2017 - ISSN 0931-4288

Atommüll
Tauziehen um den Standort einer 'heißen Zelle' in der Schweiz

von Thomas Dersee


Die 'heiße Zelle' ist der zentrale Teil des 'Tors zum Endlager', schreibt Markus Brupbacher am 1. September 2017 in der Winterthurer Regionalzeitung Der Landbote. In dieser Hochsicherheitsanlage sollen die in Castorbehältern angelieferten, hochradioaktiven Brennelemente aus den Atomkraftwerken in kleinere Endlagerbehälter umverpackt werden. Im Zürcher Weinland stünde diese Anlage wahrscheinlich im Dreieck Marthalen-Benken-Rheinau.

Die schweizerische nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) soll nun auf Anforderung des bei der Endlagersuche in der Schweiz federführenden Bundesamtes für Energie (BFE) prüfen, ob dieser gefährlichste Teil des 'Tors zum Endlager' auch anderswo gebaut werden könnte.

Die Forderung nach alternativen Standorten stammt ursprünglich von der Weinländer Regionalkonferenz. Sie könnte bedeuten, daß die als hochriskant bezeichnete Anlage nicht im Weinland, sondern anderswo gebaut wird.

Die Nagra will die Forderung des BFE und der Weinländer Regionalkonferenz nun ergebnisoffen prüfen. Laut früheren Äußerungen der Nagra sei ein anderer Standort als unmittelbar beim Tor zum Endlager zwar sicherheitstechnisch machbar, sie riet jedoch davon ab, weil damit die Transporte vom atomaren Zwischenlager zum Endlager zunehmen würden. Und diese Atomtransporte würden voraussichtlich über den Hauptbahnhof Winterthur führen, durch dicht besiedeltes Gebiet.

Die Regionalkonferenz argumentierte mit einer möglichen 'Verbesserung der nuklearen Sicherheit' in der Region, wenn die 'heiße Zelle' anderswo angesiedelt würde, weil die Betriebsrisiken durch das Umverpacken vor Ort wegfallen würden. Dabei wurde auch auf das Grundwasser unter dem 'Tor zum Endlager' hingewiesen.

Es stellt sich dabei aber in der Schweiz die ethische Frage, ob es fair sei, die unangenehme 'heiße Zelle' einer anderen Region aufzudrücken. Auch unter Zwischenlagern gibt es Grundwasser.


Der Landbote, Winterthur/Schweiz, 1.9.2017,
https://www.landbote.ch/region/andelfingen/nagra-soll-heisse-zelleanders-planen/story/27312534


Der Artikel ist auf der Website des Strahlentelex zu finden unter
http://www.strahlentelex.de/Stx_17_736-737_S12.pdf

*

Quelle:
Strahlentelex mit ElektrosmogReport, September 2017, Seite 12
Herausgeber und Verlag:
Thomas Dersee, Strahlentelex
Waldstr. 49, 15566 Schöneiche bei Berlin
Tel.: 030/435 28 40, Fax: 030/64 32 91 67
E-Mail: Strahlentelex@t-online.de
Internet: www.strahlentelex.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 29. Oktober 2017

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang