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FEHLER/017: Achtung kleine Wildkatzen - im Wald lassen und achtsam fahren (BUND NRW)


BUND Landesverband Nordrhein-Westfalen e.V. - 22. Dezember 2019

Achtung kleine Wildkatzen: im Wald lassen und achtsam fahren


Düsseldorf | In den vergangenen Wochen verzeichnete der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland bundesweit zahlreiche Meldungen von Wildkatzenjungen, die in Schutzstationen oder bei Tierärzten abgegeben wurden. "Meist kommen die kleinen Kätzchen völlig grundlos in menschliche Obhut. Für die Kätzchen bedeutet das viel Stress und unnötige Risiken", erklärt Dr. Christine Thiel-Bender, Referentin Artenschutz des BUND in Nordrhein-Westfalen. "Die Spaziergänger oder Wanderer meinen es zwar gut, wenn sie vermeintlich ausgesetzte Katzenjunge mitnehmen. Doch wenn es Wildkatzen sind, kann dies für die Kleinen sogar tödlich enden. In Menschenhand besteht für die Wildkätzchen ein sehr hohes Risiko, sich mit Katzenkrankheiten anzustecken. Daher halten wir jeden Tierarzt dazu an, die Augen offen zu halten und bei Wildkatzenverdacht das Tier sofort in Quarantäne zu setzen und erstmal nur eine Stabilisierung durchzuführen, falls überhaupt notwendig."

Als geschützte Wildtiere dürfen sie nicht ohne Not aus dem Wald mitgenommen werden. Sollte ein Eingreifen notwendig sein, so ist das oberste Ziel immer die Wiederauswilderung. "Aufzucht und Auswilderungen sind sehr aufwendig und gelingen nicht immer. In diesem Jahr sind die Schutzstationen in vielen Regionen mit der hohen Zahl abgegebener Wildkatzenjungen bereits überlastet", betont Thiel-Bender. In NRW gibt es nur eine, rein privat geführte und auf Wildkatzen spezialisierte Wildtierstation, den Retscheider Hof (www.retscheider-hof.de), zu der Wildkatzen gebracht werden können.

Dass es in diesem Jahr so spät noch Nachwuchs der Europäischen Wildkatze gibt, ist eher ungewöhnlich. Die Wildkatze bekommt normalerweise ihre Jungtiere im April bis Juni und nur in besonderen Fällen im Herbst. Thiel-Bender: "Wir gehen davon aus, dass es sich um zweite Würfe handelt. Warum es 2019 nach dem Frühsommer nun ein zweites Mal Wildkatzennachwuchs gibt, wissen wir allerdings noch nicht genau. Die Herbstjungkatzen unterliegen oft größeren Gefahren wie etwa Kälte oder weniger Nahrung und sind daher oft schwächlicher als die im Frühjahr geborenen Wildkatzen." Auch wenn die Jungtiere jetzt noch klein sind, sollten sie aber keineswegs in menschliche Obhut gebracht werden. Denn meistens besteht kein Handlungsbedarf: In der Regel sind die Muttertiere entweder gerade auf der Jagd oder warten ab, bis der Spaziergänger vorbei ist. Wenn Spaziergänger aber unsicher sind, ist es sinnvoll, eine Wildtierauffangstation zu kontaktieren und sich dort Rat zu holen BEVOR die Tiere mitgenommen werden. So lässt sich manche Situation zum Wohle der kleinen Katzen klären.

Eine noch größere Gefahr stellt gerade jetzt in der dunklen Jahreszeit allerdings der Straßenverkehr dar. "Uns erreichen in diesem Herbst leider vermehrt Hinweise auf überfahrene Wildkatzen, darunter auch Jungtiere", so Thiel-Bender weiter. "Die Tiere begeben sich auf die Suche nach neuen Lebensräumen und müssen dabei auch vielbefahrene Straßen überqueren". Der BUND rät deshalb besonders in waldreichen Regionen, das Tempolimit und Wildwarnschilder unbedingt zu beachten und den Straßenrand im Blick zu behalten.

Der BUND setzt sich seit 15 Jahren mit seinem Projekt "Rettungsnetz Wildkatze" für den Schutz der gefährdeten Europäischen Wildkatze in Deutschland ein. Bundesweit untersuchen die Naturschützer*innen die Entwicklung der Bestände und engagiert sich für die Vernetzung der Lebensräume der Wildkatze. Da die Tiere auf Deckung angewiesen sind, brauchen sie "grüne Korridore" aus Büschen und Bäumen, um neue Lebensräume zu erobern. Gleichzeitig fordert der BUND die Politik auf, sich stärker für den Schutz der Biologischen Vielfalt in Deutschland einzusetzen. Dazu gehört auch der Bau von Grünbrücken oder Unterführungen an Unfallschwerpunkten und ein Verzicht auf weiteren Straßenbau.

Mehr Informationen und Kontakt, wenn man Wildkatzenjungen gesehen hat:
https://www.bund-nrw.de/themen/wildkatze/

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Quelle:
Presseinformation, 22.12.2019
Herausgeber: Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.
BUND Landesverband Nordrhein-Westfalen
Merowingerstr. 88, 40225 Düsseldorf
Tel.: 0211/302005-0, Fax: 0211/302005-26
E-Mail: bund.nrw(at)bund.net
Internet: www.bund-nrw.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 24. Dezember 2019

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