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INITIATIVE/411: Bevor noch eine Art verschwindet - Tagung zur "Spurensuche Gartenschläfer" (BUND)


Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) - Pressemitteilung vom 28. Oktober 2019

Bevor noch eine Art verschwindet: Nationale Tagung zur "Spurensuche Gartenschläfer"


Berlin/Wiesbaden. In keiner Stadt leben noch so viele Exemplare des gefährdeten Gartenschläfers wie in Wiesbaden, der "Gartenschläfer-Hauptstadt" Deutschlands. Deshalb steht dort heute die kleine Schlafmaus im Zentrum der Tagung "Spurensuche Gartenschläfer" des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) und der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung. Mehr als 100 Teilnehmende vom Bundesamt für Naturschutz und weiteren Naturschutzbehörden, Wildtierstationen, Naturparken, Forschung, Naturschutzverbänden und ehrenamtlich Aktive aus ganz Deutschland tauschen sich heute über diese Tierart, ihre Erforschung und ihren Schutz aus.

Das Verbreitungsgebiet des Gartenschläfers ist in den vergangenen 30 Jahren drastisch geschrumpft, vielerorts ist er bereits ausgestorben. Die Ursachen sind bislang rätselhaft. BUND, JLU und Senckenberg untersuchen deshalb im Rahmen des mehrjährigen Projekts "Spurensuche Gartenschläfer" intensiv mögliche Ursachen und entwickeln Schutzmaßnahmen. Das Projekt wird sechs Jahre lang im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesumweltministeriums gefördert. Mechthild Klocke, Projektleiterin im BUND: "Wir freuen uns, dass heute so viele Menschen gekommen sind, die die dramatische Entwicklung der Gartenschläfer-Bestände wachsam verfolgen und mit uns gemeinsam aktiv werden. Denn jede Tierart hat ihre Bedeutung im ökologischen Gefüge. Dass eine Art so schnell verschwindet, dürfen wir nicht unbedacht hinnehmen."

Dr. Alfred Herberg, Bundesamt für Naturschutz: "Deutschland trägt eine besondere Verantwortung für den Erhalt des Gartenschläfers, da ein großer Teil seines gesamten Verbreitungsgebiets hier bei uns liegt. Ein Schlüssel für den Erhalt des Gartenschläfers und auch anderer bedrohter Arten ist die Zusammenarbeit von Naturschutzbehörden, Forschung, Naturschützenden und Ehrenamtlichen. Denn nur gemeinsam kann es gelingen, dem Artensterben vor unserer Haustür etwas entgegenzusetzen."

Hintergrundinformationen:

Gartenschläfer, wissenschaftlich Eliomys quercinus, sind eine in Europa heimische Bilchart, verwandt mit dem Siebenschläfer, deren Bestände in den vergangenen Jahren drastisch zurückgegangen sind. Um den Ursachen auf die Spur zu kommen, untersuchen BUND, JLU und Senckenberg alle denkbaren Einflussfaktoren: Nahrungsgewohnheiten und -angebote, Lebensraumansprüche und Klima, genetische Strukturen, Krankheiten und Parasiten, Fressfeinde u.v.m.

Möglich wird das mit breiter Unterstützung durch Ehrenamtliche, die als "Citizen Scientists" auf "Spurensuche" gehen und Funde melden. Geforscht wird in ausgewählten Regionen Deutschlands, in denen der Gartenschläfer heimisch ist, u.a. in den Innenstädten von Wiesbaden und Bonn, in Weinbergen und Gärten im Südwesten Deutschlands und in den Hochlagen der Mittelgebirge, zum Beispiel im Harz und in den Thüringer Schiefergebirgen. Innerhalb von drei Jahren sollen Antworten auf die Frage gefunden werden, warum der Gartenschläfer derart drastisch in seinen Beständen zurückgeht. Daraus werden konkrete Schutzmaßnahmen entwickelt, die unmittelbar umgesetzt werden sollen. Das Ziel: den Gartenschläfer in großen Teilen seines Verbreitungsgebiets in Deutschland zu erhalten - und nicht noch einen Teil unserer Artenvielfalt für immer zu verlieren.


Weitere Informationen:
www.gartenschlaefer.de sowie
https://biologischevielfalt.bfn.de/bundesprogramm/projekte/projektbeschreibungen/erarbeitung-eines-bundesweiten-schutzkonzepts-fuer-den-gartenschlaefer.html

Naturbeobachterinnen und Naturbeobachter können ihre Gartenschläfer-Sichtungen dem Projektteam melden unter:
www.gartenschlaefer.de

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Quelle:
BUND-Pressedienst, 28.10.2019
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND)
Freunde der Erde Deutschland
Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin
E-Mail: presse@bund.net
Internet: www.bund.net


veröffentlicht im Schattenblick zum 30. Oktober 2019

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