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MELDUNG/356: Sensationsfund in der Südwestpfalz - Kleine Hufeisennase im Winterschlaf entdeckt (NABU RP)


NABU Landesverband Rheinland-Pfalz - 20. Mai 2016

Sensationsfund in der Südwestpfalz

Fledermausschützer entdecken Kleine Hufeisennase im Winterschlaf


Mainz - Fledermausschützern gelang bei den diesjährigen Winterquartier-Kontrollen eine Sensation: In der Südwestpfalz entdeckten sie eine Kleine Hufeisennase im Winterschlaf. Damit erbringen die Fledermausschützer den Erstnachweis dieser Art in Rheinland-Pfalz seit mehr als 30 Jahren. In der Pfalz gilt die Art sogar seit 40 Jahren als ausgestorben.

Bereits im Januar 2016 fanden die Fledermausschützer um Hans König vom Arbeitskreis Fledermausschutz Rheinland-Pfalz im Rahmen der jährlich durchgeführten Winterzählungen von Fledermäusen ein überwinterndes Exemplar der Kleinen Hufeisennase (Rhinolophus hipposideros) in einem Untertage-Quartier in der Südwestpfalz. "Dieser Fund ist eine Sensation. Er macht Hoffnung und ist gleichzeitig Bestätigung für die jahrelange, intensive Arbeit aller Fledermausschützer", freut sich Cosima Lindemann, Naturschutzreferentin des NABU Rheinland-Pfalz und Sprecherin des Arbeitskreis Fledermausschutz.

Bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts war die Kleine Hufeisennase noch in ganz Mitteleuropa verbreitet. Ab den 1950er Jahren erlitt die Art jedoch bundesweit gravierende Bestandseinbrüche, die bis zum Aussterben der Art u. a. in Rheinland-Pfalz führten. Vor allem die Veränderungen in der Landwirtschaft wurden der Art zum Verhängnis: Starker Pestizideinsatz, der Rückgang von Viehweiden und die Zerstörung der strukturreichen Landschaft nahmen ihr den Lebensraum und die Nahrungsgrundlage.

Dass der Sensationsfund in der Südwestpfalz in einem Überwinterungsquartier gelang, ist weniger überraschend: "Dies ist sicher vor allem dem starken Schutz von Winterquartieren zu verdanken, dem sich viele Fledermausschützer in den letzten Jahrzehnten verschrieben haben", betont Lindemann. Viele Stollen sind heute zum Schutz der Tiere vergittert. Solche Schutzgitter werden jedoch immer wieder aufgebrochen.

Ob sich die Kleine Hufeisennase auch im Sommer wieder in Rheinland-Pfalz niederlässt ist fraglich. Schließlich hat sich an den Gründen für ihr damaliges Aussterben bislang nichts geändert. "In der Landwirtschaft muss es endlich ein Umdenken geben, sonst geht das Artensterben vor allem in unserer intensiv genutzten Landschaft ungebremst weiter", fordert Lindemann. Kleine Hoffnungsschimmer wie das Auftauchen der Kleinen Hufeisennase im vergangenen Winter blieben dann nur Raritäten.

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Quelle:
NABU Rheinland-Pfalz 22/16, 20.05.2016
Frauenlobstraße 15-19, 55118 Mainz
Telefon: 06131/14039-26, Telefax: 06131/14039-28
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veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Mai 2016

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