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VÖGEL/502: Frei lebende Eisvögel im Vogelpark Walsrode beobachten (Naturschutz heute)


NATURSCHUTZ heute - Heft 1/09
Mitgliedermagazin des Naturschutzbundes (NABU) e.V.

Zwei Wege, ein Ziel
Frei lebende Eisvögel im Vogelpark Walsrode beobachten

von Malte Siegert


Eine echte Idylle: Der kleine, von Insekten umschwirrte Rieselbach schlängelt sich durch die bewaldete Niederung inmitten der Lüneburger Heide. Der markante Ruf des Eisvogels, sein durchdringendes "tjiih", ertönt zwischen vielen anderen Geräuschen im Vogelpark Walsrode. Und wenn der Besucher Glück hat, lässt sich der spatzengroße Jäger entlang des Weges zufällig in freier Wildbahn beobachten.

Dabei muten die Laute der unmittelbaren Umgebung so exotisch an wie das prächtig orange, blau und türkis schimmernde Federkleid des Eisvogels zwischen dem Grün von Büschen und Bäumen. Hier krächzt ein tropischer Papagei, dort klappert ein Pelikan mit seinem Schnabel und auch der laute Ruf des Kolkraben schallt über das 40 Hektar große parkartige Gelände unweit der A 7 zwischen Hamburg und Hannover.


Brutwand und Hütte

Walsrode, mit rund 4000 Tieren die weltweit größte und bedeutendste Einrichtung für exotische und heimische Vogelarten, ist eigentlich ein klassischer zoologischer Garten. Trotzdem fühlen sich angesichts der malerischen Umgebung auch zahlreiche wild lebende Gänse- oder Entenarten, Seiden- und Graureiher sowie Störche wohl. Auch der Eisvogel findet hier prächtige Bedingungen.

Bisher konzentrierte sich der Vogelpark darauf, den Besuchern die 700 Arten vornehmlich in Volièren und Freiflughallen näher zu bringen. "Durch unsere sehr enge Kooperation mit dem NABU-Wasservogelreservat Wallnau auf Fehmarn lag es nah, mit relativ einfachen Mitteln auch freilebende Arten wie den Eisvogel für die Gäste sichtbarer zu machen", erklärt Walsrodes zoologischer Leiter Simon Jensen. Deswegen ist mit Beginn des Eisvogeljahres 2009 in Walsrode neu, dass der pfeilschnelle Vogel aus einer extra gebauten Beobachtungshütte in freier Wildbahn besser zu sehen ist. Um den Besuchern das für den Vogelpark eher ungewöhnliche Naturerlebnis noch attraktiver zu gestalten, entsteht in unmittelbarer Nähe der Beobachtungshütte zusätzlich eine Eisvogelbrutwand.


Vorbild Wallnau

Im NABU-Wasservogelreservat Wallnau auf Fehmarn haben sich die Walsroder vor Ort informiert, wie dicht man sich den frei lebenden Tieren nähern kann. Seit über 30 Jahren erleben Besucher in Wallnau aus unmittelbarer Nähe bis zu 250 unterschiedliche Arten in ihrem natürlichen Lebensraum. Obwohl Ferngläser eigentlich obligatorisch sind, können sehr viele der teilweise seltenen oder vom Aussterben bedrohten Arten sogar mit bloßem Auge aus den Beobachtungsverstecken erlebt werden. "Das ist ein einmaliges Naturschauspiel und wir freuen uns sehr, dass Kollegen eines zoologischen Gartens mit einer anderen konzeptionellen Ausrichtung diese Idee zukünftig bei sich integrieren", freut sich Martin Altemüller, Wallnaus wissenschaftlicher Leiter.

Beide Einrichtungen werden auch in Zukunft über zwei unterschiedliche Wege ein gemeinsames Ziel verfolgen: Zu begeistern, Menschen für die Vogelwelt zu sensibilisieren und mit praktischer Arbeit einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt zu leisten.

Bildunterschrift einer im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildung der Originalpublikation:
Vorbild für den Vogelpark Walsrode: Simon Jensen und Martin Altemüller an einem der "Hides" im NABU-Wasservogelreservat Wallnau auf Fehmarn.


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Quelle:
Naturschutz heute - Heft 1/09, S. 14-15
Verlag: Naturschutz heute, 10108 Berlin
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"Naturschutz heute" ist das Mitgliedermagazin
des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) e.V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 6. Mai 2009