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VÖGEL/659: Der mit dem Schwanz zittert - Gartenrotschwanz, Vogel des Jahres 2011 (DER RABE RALF)


DER RABE RALF
Nr. 159 - Dezember 2010/Januar 2011
Die Berliner Umweltzeitung

Der mit dem Schwanz zittert...
Gartenrotschwanz - Vogel des Jahres 2011

Von Christoph Vinz


Zum Vogel des Jahres 2011 wurde vom Naturschutzbund Deutschland (NABU) und dem bayerischen Landesbund für Vogelschutz der Gartenrotschwanz (Phoenicurus phoenicurus) gekürt. Der possierliche Sänger löst den hungrigen Kormoran ab, der nicht gerade zur Freude einiger Zeitgenossen 2010 diesen Ehrentitel erhielt.

Mit der Wahl eines wunderschönen Singvogels soll auf die Gefährdung der Art hingewiesen werden, die seit Beginn der 1980er Jahre als stark rückläufig eingestuft wird. Hauptursachen sind offenbar die Lebensraumzerstörungen bei heimischen Brutarealen sowie in den afrikanischen Überwinterungsgebieten.

Während derzeit bundesweit etwa 110.000 bis 160.000 Tierchen gezählt werden, erreichte ihre Zahl noch vor 30 Jahren das Drei- bis Vierfache.

Der recht markante Vogel wird etwa 14 Zentimeter groß und kommt auf ein Gewicht von 12 bis 20 Gramm. Charakteristisch sind die auffällige Färbung (besonders des Männchens) und der ständig zitternde karminrote Schwanz. Nächste Verwandte des Gartenrotschwanzes sind Schnäpper, Steinschmätzer und Rotkehlchen.

Der insektenvertilgende Zugvogel erscheint in Mitteleuropa ab Mitte April bis Anfang Mai und fliegt bereits im Spätsommer als sogenannter "Transsaharazieher" wieder in Richtung Afrika los (ab Mitte Juli bis Ende September). Dort überwintert er in den Savannen der Sudan-Zone südlich der Sahara.

Wir erleben den Gartenrotschwanz als Höhlen- und Halbhöhlenbrüter vor allem dort, wo noch alte Baumbestände mit darunter wachsenden Kraut- und Strauchschichten vorkommen. Gern werden knorrige, hochstämmige Obstbäume auf Streuobstwiesen als Quartier angenommen. Aber auch in Siedlungsnähe des Menschen wagt sich der unermüdliche Insektenjäger: Hier kann er in Gartenstädten, begrünten Villenvierteln; in Obstgärten, Parks und auch auf Friedhöfen beobachtet werden.

Der zum "Vogel des Jahres" gekürte Gartenrotschwanz führt meist eine monogame Saisonehe. Während das früher eintreffende Männchen sein Revier gründet und eine geeignete Nisthöhle sucht, erfolgen eine Begutachtung des potentiellen Partners samt Höhle und die endgültige Entscheidung allein durch das umbalzte Weibchen.

Zum Schutz des Lebensraums unseres kleinen Sängers raten die Experten vom Landesbund für Vogelschutz und NABU, im Garten möglichst nur einheimische Gehölze zu pflanzen, alte Bäume zu erhalten und da, wo es machbar ist, auch Trockenmauern anzulegen. Als hilfreich zur Erhaltung der Art wird der völlige Verzicht auf Insekten-und Pfl anzengifte empfohlen. Nistkästen, so die Fachleute, werden nur in Einzelfällen angenommen, dafür natürliche Höhlen bevorzugt.

In diesem Zusammenhang wird auf die große Bedeutung des Erhalts alter Streuobstwiesen hingewiesen, die für den Gartenrotschwanz seit langem ein gutes Jagd- und Brutrevier sind.

Bildunterschrift der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildung der Originalpublikation:

Gartenrotschwanz - kleiner Vogel mit Riesenhunger


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Quelle:
DER RABE RALF - 21. Jahrgang, Nr. 159 - Dezember 2010/Januar 2011
Herausgeber:
GRÜNE LIGA Berlin e.V. - Netzwerk ökologischer Bewegungen
Prenzlauer Allee 230, 10405 Berlin-Prenzlauer Berg
Redaktion DER RABE RALF:
Tel.: 030/44 33 91-47, Fax: 030/44 33 91-33
E-mail: raberalf@grueneliga.de
Internet: www.raberalf.grueneliga-berlin.de

Erscheinen: zu Beginn gerader Monate
Abonnement: 10 Euro/halbes Jahr


veröffentlicht im Schattenblick zum 14. Januar 2011