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VÖGEL/744: Vogel des Jahres 2012 - Die Dohle ist in Brandenburg vom Aussterben bedroht (NABU BB)


NABU Landesverband Brandenburg - Pressedienst Naturschutz aktuell, 14. Oktober 2011

Vogel des Jahres 2012 in Brandenburg vom Aussterben bedroht

Dohle auf menschliche Hilfe angewiesen

Eine Dohle von vorn, den Kopf hat sie zur Seite gewendet - Foto: © NABU/Frank Derer

Foto: © NABU/Frank Derer

Potsdam. Der NABU hat mit der Dohle einen "Vogel des Jahres" gewählt, der in Brandenburg sehr selten geworden ist. Auf der 2008 veröffentlichten "Roten Liste der Brutvögel Brandenburgs" ist er in der Kategorie 1, das heißt "vom Aussterben bedroht" zu finden. Schon seit langem beobachten Vogelkundler diesen Negativtrend. Aktuell geht man von etwa 1.000 Brutpaaren in Berlin und Brandenburg aus.

So hat das Verbreitungsareal der Dohle in Brandenburg seit 1980 um 46% abgenommen. Nach den Untersuchungen der Ornithologen hat der Brutbestand zwischen 1995 und 2009 um 66%, also extrem stark abgenommen. Der Verbreitungsschwerpunkt in Brandenburg liegt heute in den nordwestlichen Landkreisen Prignitz, Oberhavel und Ostprignitz-Ruppin.

Zurückzuführen ist der Rückgang der Dohle in Brandenburg auf den Brutplatzmangel infolge von Gebäudesanierungen und auf Nahrungsengpässe.

Dohlen brüten in Brandenburg nur noch in Siedlungsbereichen. Ornithologen berichten, dass bereits in den 70er Jahren fast alle früheren Vorkommen von waldbrütenden Dohlen erloschen waren. In den Ortschaften besiedeln sie zumeist exponierte Standorte wie Kirchtürme, Burg- und Wehranlagen. Auch Schornsteine scheinen sehr attraktiv zu sein. So haben sich beispielsweise im Zeitraum 2009/10 in Cottbus allein 19 brutwillige Dohlenpärchen (38%) auf Schornsteinen angesiedelt.

Tom Kirschey, Vorsitzender des NABU Brandenburg schätzt ein, dass auch die weitere Bestandsentwicklung negativ sein wird, wenn nicht aktiv gegengesteuert wird. "Ohne stützende Maßnahmen, wie das Anbringen von Dohlennistkästen, wäre der aktuelle Bestand noch deutlich geringer."

Er verweist auf erfolgreiche Aktivitäten der Vogelschützer in Kyritz, Gransee und Beeskow, wo die angebotenen Nisthilfen zu einer schnellen und deutlichen Steigerung des Bestandes führten. Über einen raschen Erfolg freute sich auch die Schwedter NABU-Vorsitzende Rotraut Gille, die im Rahmen der Aktion "Lebensraum Kirchturm" im vergangenen Jahr die Kirchengemeinde Sankt Katharinen überzeugen konnte, ihren Glockenturm für Gebäudebrüter wie Fledermaus, Dohle und Co. zu öffnen. Bereits wenige Wochen nach dem Anbringen eines Nistkastens wurde dieser von einem Dohlenpaar angenommen, das hier erfolgreich seine Jungen groß zog.

Doch diese Aktivitäten allein reichen nicht aus, um den Negativtrend umzukehren. Brandenburgweit sollten an geeigneten Standorten wie Trafohäuschen, Kirchtürmen u.ä. Nisthilfen für Gebäudebrüter angeboten werden, fordert Kirschey. "Grundsätzlich sollten bei Sanierungsarbeiten an bekannten Dohlenbrutplätzen Nisthilfen montiert werden." Daneben sei auch der der Erhalt von Höhlenbäumen mit Dohlenansiedlungen streng zu schützen.

Nicht zuletzt würde eine Extensivierung der Landwirtschaft auch dem Dohlenbestand zugute kommen. Denn eine Feldflur mit Viehweiden, insektenreichen Mähwiesen und abgeernteten Feldern ist ein idealer Lebensraum für Dohlen und viele andere Tierarten. Doch momentan ist eine weitere Intensivierung der Landwirtschaft, die durch Monokulturen und vermehrten Grünlandumbruch gekennzeichnet ist, zu beobachten. Hier, so Kirschey , ist die Politik gefordert, die lenkend eingreifen muss.


Weitere Infos zum Vogel des Jahres 2012:

http://www.nabu.de/aktionenundprojekte/vogeldesjahres/

Mehr zur Aktion "Lebensraum Kirchturm" in Schwedt/Oder
http://brandenburg.nabu.de/projekte/fledermaeuse/lebensraumkirchturm/12867.html


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Quelle:
Pressedienst, 14.10.2011
Herausgeber:
Naturschutzbund Deutschland e.V.
NABU Brandenburg
Lindenstraße 34, 14467 Potsdam
Tel: 0331/20 155 70, Fax: 0331/20 155 77
E-Mail: info@NABU-Brandenburg.de
Internet: www.brandenburg.nabu.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 15. Oktober 2011