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VÖGEL/954: Aus der Taiga nach Deutschland - Sperbereulen melden! (NABU TH)


NABU Landesverband Thüringen - Jena, 4. Februar 2014

Aus der Taiga nach Deutschland

Der NABU Thüringen ruft dazu auf Sperbereulen zu melden



Sperbereulen in Deutschland zu Gesicht zu bekommen und zu fotografieren ist eine große Seltenheit und es gehört viel Glück dazu. In Thüringen wurde 2013 seit langem wieder die erste Beobachtung gemeldet, mit weiteren sind in diesem Jahr zu rechnen. Der NABU Thüringen ruft dazu auf wachsam zu sein und Sperbereulen zu melden.

Sperbereule auf einem Ast, von seitlich vorn fotografiert - Foto: © Torsten Pröhl / fokus-natur.de

Foto: © Torsten Pröhl / fokus-natur.de

"Auch bei uns in Thüringen ist die Sperbereule recht selten zu sehen. Doch am 20. Oktober 2013 gelang dem Naturfotografen Torsten Pröhl eine Sichtung bei Mohlis im Altenburger Land. Dies war die erste bestätigte Beobachtung der Sperbereule seit 1979 in Thüringen", berichtet Klaus Lieder der Vorsitzende des Fachausschusses für Ornithologie beim NABU Thüringen. Im Dezember 2013 und Januar 2014 hielten sich mindestens neun Sperbereulen über mehrere Wochen in Deutschland auf. Beobachtungen wurden beispielsweise bei Boltenhagen in Mecklenburg - Vorpommern, bei Celle in Niedersachsen und in einem Gewerbegebiet in Stollberg in Sachsen, gemeldet.

"Sperbereulen haben keine Scheu vor Menschen, da sie diesen als Feind nicht kennen. Sie brüten vor allem in den borealen Nadelwäldern Nordskandinaviens, Russlands und Nordamerikas. Dort ernährt sie sich vor allem von Wühlmäusen. Andere Beutetierarten wie Spitzmäuse, echte Mäuse, Vögel, Amphibien und Fische spielen nur eine untergeordnete Rolle", erklärt Klaus Lieder.

Starker Nahrungsmangel führt bei Sperbereulen zu nomadischen Lebensweisen. In sogenannten Wanderjahren streichen viele dieser Eulen dann bis nach Frankreich und auf den Balkan ab. Dieses Verhalten erregte schon im 19. Jahrhundert viel Aufmerksamkeit. "Damals wurden die Vögel regelmäßig abgeschossen und kamen in private Vogelsammlungen. Dies hat sich allerdings durch intensive Bemühungen des Naturschutzes in den letzten 100 Jahren völlig geändert und Sperbereulen werden deshalb heutzutage nicht mehr geschossen", so der Ornithologe.

Sperbereule von vorn fotografiert, in herbstbelaubtem Baum - Foto: © Torsten Pröhl / fokus-natur.de

Foto: © Torsten Pröhl / fokus-natur.de

Bundesweit sind schubweise immer wieder Wanderbewegungen dieser Eulenart zu beobachten. Die Vögel werden dann immer wieder ab Ende September gesichtet und überwintern an nahrungsgünstigen Stellen bis zum nächsten Frühjahr. Ende Januar erreichte Klaus Lieder und seine Vogelfreunde die Nachricht einer Anwohnerin im Gewerbegebiet Stollberg. Die Sperbereule war am 22. Januar während der Jagd an die Scheibe einer Werkhalle in der Nähe des Tageseinstandes geflogen. Arbeiter, die den Aufprall hörten, haben nachgeschaut. Die Sperbereule saß am Boden neben der Halle. Nachdem sie sich kurz erholt hatte, flog sie auf und wurde danach letztmalig am 23. Januar gesehen. "Wir vermuten aber, dass auch in Thüringen noch mehrere Sperbereulen überwintern und bitten deshalb alles Naturfreunde um Mitteilung von Beobachtungen", sagt Klaus Lieder.

Die Sperbereulen jagen am Tag nach Mäusen und halten sich bevorzugt in der Nähe von Ortschaften auf. Vor Menschen zeigen sie keine Scheu. Häufig ist eine Annäherung bis auf wenige Meter möglich, ohne dass sich die Eule gestört fühlt. Sie sitzt oft frei auf Baumspitzen. Die Eule ist besonders an der weißlichen Brust mit dünnen dunklen Bändern und den sehr langen schmalen Schwanz gut zu erkennen. Der runde Kopf unterscheidet sie gut vom ähnlich gefärbten Sperber.

Meldungen von Sperbereulen unter:
E-Mail: lieder-ornis@gitta-regner.de
oder direkt beim NABU Thüringen,
Leutra 15, 07751 Jena,
Tel.: 03641/605704,
E-Mail: Lgs@NABU-Thueringen.de,
www.NABU-Thueringen.de

Der NABU weist aber darauf hin, dass man die Sperbereule nicht bedrängen oder stören darf!

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Quelle:
Pressemitteilung, 04.02.2014
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland e.V.
NABU Thüringen
Leutra 15, 07751 Jena
Tel. 0 36 41/60 57 04, Fax 0 36 41/21 54 11
E-Mail: LGS@NABU-Thueringen.de
Internet: www.NABU-Thueringen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 6. Februar 2014