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VÖGEL/970: Ente gut, alles gut (LBV)


Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V. (LBV) - Verband für Arten- und Biotopschutz

Presseinformation vom 3. Juni 2014

Ente gut, alles gut

Immer häufiger brüten Enten auf Balkonen und Flachdächern - Der LBV gibt Expertentipps für den richtigen Umgang mit den Vögeln

Hilpoltstein, 03.06.13 - So mancher Balkonbesitzer traut jetzt im Frühsommer seinen Augen kaum: Zwischen dichtem Bewuchs in Balkonkästen und Kübeln hat eine Stockente ihre Eier abgelegt und brütet. Doch was tun? Den Landesbund für Vogelschutz (LBV) erreichen in den letzten Wochen zahlreiche Anrufe besorgter Tierfreunde, die wissen wollen, was sie für brütende Enten auf ihrem Balkon oder Flachdach tun können. Die Experten des LBV geben deshalb Tipps für den richtigen Umgang mit den Vögeln.

Ente brütend im Blumentopf - Foto: © Josefa Drobez

Foto: © Josefa Drobez

Ausführliche Infos finden Interessierte auch unter
www.lbv.de/enten.

Immer öfter kommt es vor, dass eine Stockente ihr Nest an scheinbar ungeeigneten Stellen anlegt. "Verhindern kann man das nur schwer, denn meist bemerkt man die neue Mitbewohnerin erst, nachdem das Brutgeschehen schon weit fortgeschritten ist", erklärt LBV-Ornithologin Dr. Sophia Engel. "Für ein Eingreifen ist es dann aber zu spät, denn Ente, Nest und Eier sind durch das Gesetz geschützt", ergänzt sie.

Brütende Entenmutter mit zwei Küken - Foto: © Josefa Drobez

Foto: © Josefa Drobez

Normalerweise brüten Stockenten am Ufer von Seen und Flüssen, versteckt in hohem Schilf oder Gebüsch. "Sind solche Brutplätze nicht verfügbar, oder treten dort häufige Störungen auf, wie es in der Stadt oft der Fall ist, weichen sie aber auch auf unkonventionelle Plätze wie Blumenkästen und Flachdächer aus", so die LBV-Expertin. Dort kann die Entenmutter zwar ungestört brüten, die Probleme treten aber zu einem späteren Zeitpunkt auf, nämlich wenn die Küken geschlüpft sind. "Dann müssen die Jungen zur Nahrungsaufnahme schleunigst das nächstgelegene Gewässer aufsuchen, und das bereitet oft Schwierigkeiten", beschreibt Engel.

Doch wie kommt die Entenfamilie vom Flachdach zum Teich? Auch wenn es unglaublich scheint können Entenküken sogar aus dem vierten Stockwerk oder höher herunterspringen, ohne sich zu verletzen. "Sie flattern dann mit ihren Stummelflügelchen und spreizen die Füße wie Fallschirme", erklärt die Vogelkundlerin. Schwierigkeiten gibt es dort, wo der Weg hinunter durch Hindernisse wie Mauern und Brüstungen versperrt ist. Hier kann jedoch jeder Hilfestellung mit einem schräg angebrachten Brett leisten.

Entenmutter mit 11 Küken auf einer Wiese - Foto: © Josefa Drobez

Foto: © Josefa Drobez

Unten angekommen geht es im Fußmarsch zum nächstgelegenen Gewässer. Im Stadtverkehr sind hier aber die nächsten Probleme vorprogrammiert. Im Notfall müssen deshalb zuerst die Mutter und dann die Küken eingefangen und jeweils in einem Karton zum Wasser transportiert werden. Deshalb rät der LBV eine brütende Ente schon am Balkon an die Nähe von Menschen zu gewöhnen. "Die Mutter ist sehr wachsam, verlässt ihre Jungen aber nur bei äußerster Gefahr", sagt Sophia Engel. "Darum kann man sich ihr sehr weit nähern." Beim Einfangen gilt es dann beherzt zuzugreifen. "Einen zweiten Versuch gibt es nicht, da die Entenmutter bei einer Flucht nicht mehr zu ihren Küken zurückkehrt", so Engel. Am Gewässer angekommen, lässt man zunächst die Küken am flachen Ufer frei und wartet, bis die Jungen durch Piepsen Kontakt zu Mutter herstellen, um anschließend auch diese frei zu lassen.

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Quelle:
Presseinformation 33-14, 03.06.14
Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V.
Eisvogelweg 1, 91161 Hilpoltstein
Tel.: 09174/4775-30, Fax: 09174/4775-75
E-Mail: info@lbv.de
Internet: www.lbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 5. Juni 2014