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KOHLEALARM/085: Klimakampf und Kohlefront - weltweit verletzt, weltweit vernetzt (urgewald)


urgewald - Kampagne für den Regenwald

Pressemitteilung vom 29. April 2014

E.ON: Internationale Proteste zur Hauptversammlung



Auf der morgigen Hauptversammlung von E.ON werden Aktivisten aus den USA, der Türkei und den Niederlanden den Konzern mit seiner zerstörerischen Investitions- und Importkohlepolitik konfrontieren.

Marianne Moor von der niederländischen Friedensbewegung PAX hat in Kolumbien in der Bergbauregion Cesar zu Verstrickungen zwischen E.ONs Kohlelieferanten Drummond und Prodeco und paramilitärischen Gruppen recherchiert. Im Dezember 1999 wurde eine spezielle Einheit von Paramilitärs zum Schutz der Bergbaukonzessionen und der Eisenbahnlinie gebildet. "Eidesstattliche Erklärungen besagen, dass Drummond die Paramilitärs aktiv unterstützt hat. Zeugen berichten, dass der Konzern über Dritte Barzahlungen an die Paramilitärs geleitet und sensible Menschenrechtsinformationen mit ihnen ausgetauscht hat", so Moor. Die Einheit wuchs dadurch explosionsartig und eine Welle paramilitärischer Gewalt erschütterte die Bergbauregion. Morde, Massaker und die Vertreibung von fast 60.000 Menschen waren die Folge. Das Unternehmen Drummond wusste von den Verbrechen, unternahm jedoch nichts. E.ON wurde bereits letztes Jahr mit den Vorwürfen gegen seinen Lieferanten Drummond konfrontiert. "Obwohl E.ON direkte Lieferbeziehungen zu Drummond unterhält, weigert sich der Konzern überhaupt anzuerkennen, dass es hier ein Problem gibt. Da fragt man sich, wozu E.ON eine Menschenrechtspolicy besitzt, wenn sie selbst bei so schweren Menschenrechtsverletzungen nicht angewendet wird," sagt Moor.

Auch Paul Corbit Brown konnte bereits Erfahrungen mit E.ONs Ignoranz sammeln. Er kommt aus den Appalachen in West Virginia, USA. Dort wird Kohle durch Mountaintop Removal gewonnen, wobei ganze Bergspitzen weggesprengt werden, um die darunter liegenden Kohleschichten frei zu legen. Anschließend wird der toxische Abraum in die Täler verklappt und so das Trinkwasser vergiftet. Auch die Luft wird mit gefährlichen Partikeln verschmutzt, was in den Appalachen zu erhöhten Krebsraten führt. "E.ON ist einer der Hauptabnehmer von Kohle aus Mountaintop Removal. Während namhafte Banken wie BNP Paribas und UniCredit inzwischen die Finanzierung von Firmen ausschließen, die Mountaintop Removal betreiben, sieht E.ON keinen Bedarf zu handeln," kritisiert Brown.

Ibrahim Ciftci von Greenpeace ist aus der Türkei angereist. Dort übernahm E.ON im Dezember 2012 fünfzig Prozent am türkischen Energie Joint Venture Enerjisa. Zu den ehrgeizigen Plänen des Versorgers gehört der umstrittene Bau eines 450 MW Braunkohlekraftwerks in Tufanbeyli, gegen den Greenpeace protestiert.

"Das Beispiel Türkei zeigt, wie E.ON versucht sein scheiterndes Geschäftsmodell ins Nicht-EU-Ausland zu retten. Auch in Russland und Brasilien beteiligt sich der Konzern an Unternehmen, die auf den Bau neuer Kohlekraftwerke setzen", sagt Heffa Schücking, Geschäftsführerin der Umweltorganisation urgewald, die mit den internationalen Aktivisten die Hauptversammlung besucht. "Somit verschläft E.ON nicht nur die Energiewende in Deutschland, sondern gefährdet auch das Ziel, die globale Erwärmung auf 2°C zu begrenzen. Gerade erst hat der Weltklimabericht unterstrichen, dass dieses Ziel nicht erreicht werden kann, wenn immer neue Kohlekraftwerke gebaut werden. Aber genau das macht E.ON und verschläft dabei auch in den neuen Märkten die Energiewende. Diese Geschäftspolitik muss sich unbedingt ändern," so Schücking.

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Quelle:
Pressemitteilung, 29.04.2014
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veröffentlicht im Schattenblick zum 29. April 2014