Schattenblick → INFOPOOL → UMWELT → BRENNPUNKT


RAUBBAU/086: Fracking nicht mit uns - gebündelte Mahnung ... (BI Lebenswertes Korbach)


BI Lebenswertes Korbach e.V. - Pressemitteilung vom 23. September 2015

Großes Bündnis fordert: Fracking verbieten, Klima schützen, Energiewende voranbringen


Seit mehr als 4 Jahren wird das Thema Fracking international und national kontrovers debattiert. Im Juli diesen Jahres wurde die bereits auf der Tagesordnung des Bundestages terminierte Abstimmung über das Regelungspaket in Deutschland bis auf nach der Sommerpause verschoben.

Nun hat diese Woche am Dienstag, 22. September 2015, ein gesellschaftlich sehr breit aufgestelltes Anti-Fracking-Bündnis, einen Brief an die Spitzen der CDU und SPD Bundestagsfraktion gesandt und dazu aufgefordert, für ein Fracking-Verbot und damit für den Schutz des Klimas und die konsequente Umsetzung der Energiewende zu stimmen [1].

Das Bündnis besteht aus unterschiedlichsten Akteuren, wie z.B. Brot für die Welt, Campact, Food & Water Europe, dem BUND, NABU, Umweltinstitut München, Deutscher Naturschutzring, der AG Umweltbeauftragter der Evangelischen Kirche Deutschlands, der Energy Watch Group, der Privaten Brauereien Deutschlands, aber auch großer Gewerkschaften wie der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten, der IG Bau sowie Verdi.

Die nordhessischen Bürgerinitiativen lebenswertes Korbach e.V. und Fracking freies Hessen gehören ebenfalls zu den Unterzeichnern eines stetig wachsenden Anti-Fracking-Bündnisses, welches unter anderem auch klar aussagt, dass Fracking für fossile Energieträger in Deutschland weder einen entscheidenden Beitrag zur Versorgungssicherheit noch zur Beschäftigung leisten kann.

Andy Gheorghiu, der die Aktion mit koordiniert hat: "Allein der Umstand, dass in Deutschland der - weltweit einzigartige - Kunstbegriff des konventionellen also "guten Frackings" [2] salonfähig gemacht werden und eine Expertenkommission, die zur Hälfte aus Fracking-Befürwortern [3] besteht, über die "Unbedenklichkeit von Vorhaben" entscheiden soll, verdeutlicht stark die interessengesteuerte Perspektive der für das Regelungspaket politisch Verantwortlichen."

Harald Rücker, Vorsitzender der BI lebenswertes Korbach, ergänzt hierzu: "Warum knappe öffentliche Mittel in die Förderung von gefrackten fossilen Energieträgern stecken? Wirksamer für Versorgungssicherheit, Klimaschutz und regionale wirtschaftliche Wertschöpfung wäre, das Geld auch zukünftig in den stärkeren Ausbau der Erneuerbaren Energien, der Energieeffizienz sowie öffentlichen Verkehrsmitteln zu investieren."

*


Fracking verbieten, Klima schützen, Energiewende voranbringen


Berlin, den 22. September 2015

Sehr geehrter Herr Kauder,
sehr geehrter Herr Oppermann,
sehr geehrter Herr Dr. Fuchs,
sehr geehrter Herr Dr. Nüßlein,
sehr geehrte Frau Vogt,
sehr geehrter Herr Heil,

die Verhandlungen über das Fracking-Regelungspaket, die vor der Sommerpause aufgrund von unüberbrückbaren Differenzen zwischen CDU/CSU und SPD auf Eis gelegt worden sind, sollen wieder aufgenommen werden.

Wir als Vertreter aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen wie Kirche, Gewerkschaft, Umweltschutz und Entwicklungspolitik, möchten Sie an dieser Stelle an die Gefahren des Fracking für die Natur, das Klima und die menschliche Gesundheit erinnern. Fracking und die Verpressung von Lagerstättenwasser können zur Verunreinigung von Boden, Trink- und Grundwasser führen; Fracking verursacht zudem einen enormen Wasser- und Flächenverbrauch. Das vorgeschlagene Rechtsänderungspaket enthält keinen ausreichenden Schutz vor diesen und anderen Gefahren des Fracking und des Umgangs mit Lagerstättenwasser.

Die Verabschiedung des Fracking-Gesetzespakets würde das Zeitalter der klimaschädlichen fossilen Energien künstlich verlängern und hohe finanzielle und ökologische Kosten für die Allgemeinheit verursachen. Mittlerweile haben ungefähr 2.500 Städte und Gemeinden in Deutschland Resolutionen gegen Fracking verabschiedet und bezeichnen sich als "frackingfrei". Kirchen, Wasserversorger, Umweltschutz- und Entwicklungsorganisationen, Bürgerinitiativen, Gewerkschaften sowie VertreterInnen der Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie haben sich in den vergangenen Monaten kritisch zu dem vorliegenden Gesetzespaket geäußert. Der Trinkwasserversorgung ist immer Vorrang vor der Rohstoffgewinnung zu gewähren. Allein die Öl- und Gasindustrie begrüßt das Regelwerk.

Anders als von den Unternehmen der Erdöl- und Erdgasgewinnung behauptet, würde der Einsatz von Fracking in Deutschland keinen wesentlichen Beitrag zur Versorgungssicherheit leisten oder die Energiepreise senken - dazu sind die vermuteten Vorkommen, die in Deutschland mithilfe von Fracking gewonnen werden könnten, zu klein. Die Erfahrung in anderen Ländern zeigt zudem, dass die Schätzungen der gewinnbaren Mengen im Verlauf der Erprobungsphase in der Regel nach unten korrigiert werden müssen.

Eine Ausweitung von Fracking in Deutschland würde angesichts dieser eher marginalen industriewirtschaftlichen Bedeutung arbeitsmarktpolitisch keine spürbaren positiven Wirkungen erwarten lassen, demgegenüber jedoch Arbeitsplätze in Branchen gefährden, die sauberes Trinkwasser produzieren, wie der Wasserwirtschaft, oder die auf sauberes Wasser angewiesen sind. Unter anderem solche in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie.

In seiner kürzlich erschienenen Enzyklika sieht auch Papst Franziskus es als "dringend geboten, politische Programme zu entwickeln, um in den kommenden Jahren den Ausstoß von Kohlendioxid und anderen stark verunreinigenden Gasen drastisch zu reduzieren, zum Beispiel, indem man die Verbrennung von fossilem Kraftstoff ersetzt und Quellen erneuerbarer Energie entwickelt". Wenn staatliche Forschungsgelder für Probebohrungen bereitgestellt werden, steht die Förderung von Fracking in finanzieller Konkurrenz zur Durchsetzung der Energiewende. Wir fordern Sie daher auf, nicht auf die Verlängerung des fossilen Zeitalters zu setzen, sondern sich für ein Fracking-Verbot einzusetzen und im klimapolitisch wichtigen Jahr 2015 Deutschlands Ruf als Energiewendeland gerecht zu werden.

Mit freundlichen Grüßen

Prof. Dr. Hubert Weiger
Vorsitzender Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) e.V.

Leif Miller
1. Vizepräsident Deutscher Naturschutzring (DNR) e.V.

Frank Bsirske
Vorsitzender Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft ver.di

Dietmar Schäfers
Stellv. Bundesvorsitzender IG Bauen-Agrar-Umwelt

Claus-Harald Güster
Stellv. Vorsitzender Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten

Roland Demleitner
Geschäftsführer Private Brauereien Deutschland e.V.

Klaus Seitz
Abteilungsleiter Politik, Brot für die Welt

Gudrun Kordecki
Arbeitsgemeinschaft der Umweltbeauftragten der EKD

Hermann Albers
Präsident Bundesverband WindEnergie (BWE) e.V.

Franziska Buch
Referentin für Energie und Klima, Umweltinstitut München e.V.

Peter Fuchs
Geschäftsführender Vorstand PowerShift e.V.

Christoph Bautz
Geschäftsführer Campact e.V.

Roland Hipp
Kampagnen-Geschäftsführer Greenpeace

Florian Kubitz
Vorstandssprecher ROBIN WOOD

Gerlinde Schermer
Sprecherin Berliner Wassertisch

Geert De Cock
Director EU-Affairs Food & Water Europe

Hans-Josef Fell
Energy Watch Group

Dr. Werner Zittel
Stiftungsvorstand Ludwig-Bölkow-Stiftung

Andy Gheorghiou
Bürgerinitiative Lebenswertes Korbach e.V.

Tim Steindamm
Bürgerinitiative Fracking freies Hessen e.V.

Walter Klingner
Vorstandsmitglied BI Lebensraum Vorpommern e.V.

i.A. Karin Petersen
Bürgerinitiative gegen CO2-Endlager e.V.

Gilbert Siegler
Hamburger Energietisch

Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) e.V.

Aktionsbündnis No Moor Fracking

Bürgerinitiative frackingfreie Probstei

Bürgerinitiative frackingfreies Auenland

Bürgerinitiative frackingfreies Hamburg

Bürgerinitiative Gesundheit und Klimaschutz Unterelbe

Bürgerinitiative Intschede

Bürgerinitiative Kein CO2-Endlager Altmark

Bürgerinitiative Kein Fracking in der Heide

Bürgerinitiative kein frack in wf

IG Schönes Lünne

NoFracking Bodensee-Oberschwaven

Umweltgruppe Wiedenthal/Schaumburg


Anmerkungen:
[1] http://www.resolution-korbach.org/index.php/aktuell.html
[2] http://www.resolution-korbach.org/files/korbacher-resolution/pdf/Fracking-Regelungspaket_Konventionell-vs-Unkonventionell_AndyGheorghiu.pdf
[3] http://www.bgr.bund.de/DE/Gemeinsames/Nachrichten/Veranstaltungen/2013/GZH-Veranst/Fracking/Downloads/Hannover-Erklaerung-Finalfassung.pdf?__blob=publicationFile&v=3

*

Quelle:
Pressemitteilung vom 23. September 2015
BI Lebenswertes Korbach e.V.
Kontakt: Andy Gheorghiu
E-Mail: andy.gheorghiu@resolution-korbach.org
Internet: ww.lebenswertes-korbach.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 23. September 2015

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang