Schattenblick →INFOPOOL →UMWELT → FAKTEN

BERICHT/010: Autonome Hochwasserhilfe (BBU WASSER-RUNDBRIEF)


BBU-WASSER-RUNDBRIEF - Nr. 1031, vom 07. Febr. 2014, 33. Jahrgang

regioWASSER e.V. - Freiburger Arbeitskreis Wasser im Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz e.V. (BBU)

Autonome Hochwasserhilfe:
Soziale Netzwerke wieder einfangen!



Nicht nur in Sachsen wurde während und nach der großen Flut von Mai/Juni 2013 Kritik an der Effizienz der Hochwasserrückhalte- und der Hochwasserschutzmaßnahmen sowie am Katastrophenschutz laut. Die Dresdner Landesregierung hat deshalb bei Fachleuten eine Analyse des Hochwasserschutzes in Aufrag gegeben, um mögliche Verbesserungsmaßnahmen zu entwickeln. Der jetzt veröffentliche Bericht ist u.a. deshalb interessant, weil er auftragsgemäß auch das Phänomen aufgreift, dass sich bei der großen Hochwasserflut 2013 erstmals "in einem bis dahin nicht erlebten Ausmaß" die Hilfe über "soziale Netzwerke" autonom organisiert hatte (s. RUNDBR. 1017/2-3):
"Binnen Stunden entstand ein eigenes soziales System, das, von außen betrachtet, ungemein chaotisch anmutete, jedoch mit seinen kurzen Wegen, hierarchiefreien Instanzen, mit seiner Schnelligkeit, mit der Möglichkeit der Interaktion eine große Zahl von Menschen erreichte und diese selbst zu Akteuren machte",
steht in dem Bericht zu lesen. Die Autoren zitieren Untersuchungen der Hochschule Mittweida, die von einer "explosionsartigen, viralen Verbreitung der Facebook Communities" gesprochen hatte. So hätten allein die Dresdner Facebook-Angebote "schon deutlich über 100.000 Fans" aufzuweisen gehabt. Als "besonders erwähnenswert" wird "die hochgradige Vernetzung vieler Facebook-Angebote mit anderen Anbietern" bezeichnet. Durch die Vernetzung mit Medien, kulturellen, touristischen und sozialen Angeboten hätten die "sozialen Netze" bei der Organisation der Hochwassernothilfe eine große Wirkungsmächtigkeit entfaltet.

"In großer Zahl strömten Helfer zu den über Facebook bekannt gegebenen Orten. Diese Vorgänge entzogen sich vollständig der staatlichen Steuerung. Die über Facebook vermittelte Hilfe war an vielen Stellen hilfreich, es kam jedoch auch zu Behinderungen von Aktivitäten und zur Fehlleitung von Helfern,"
heißt es in dem Bericht, in dem anschließend noch ein Mal die Untersuchungsergebnisse der Hochschule Mittweida zitiert werden:
"Mit den machtvollen Möglichkeiten Sozialer Netzwerkmedien ging somit auch ein Teil der Informationshoheit des Staates verloren, der aber mit Blick auf seine unbedingte Steuerungs- und Organisationskompetenz im Katastrophenfall erhalten bleiben muss."

Die Kommission schließt sich dieser Bewertung an - und schlägt vor, dass die Sozialen Netzwerke "in die zentrale Krisenkommunikation des Freistaates einbezogen werden" sollten:
"Mittelfristig bietet sich an, eine eigene Informationsplattform zu schaffen, die die Kommunikation in Sozialen Netzwerken und Online-Medien im Katastrophenfall bündelt, Inhalte kategorisiert und - soweit möglich - für die Nutzer geprüft verfügbar macht."

Der "Bericht der Kommission der Sächsischen Staatsregierung zur Untersuchung der Flutkatastrophe 2013" (A4, 64 S.) kann kostenlos von der MDR-Homepage unter
http://www.mdr.de/sachsen/kirchbach-bericht100.html
herunter geladen werden.

*

Quelle:
BBU-WASSER-RUNDBRIEF Nr. 1031
Herausgeber:
regioWASSER e.V. - Freiburger Arbeitskreis Wasser
im Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz e.V. (BBU),
Rennerstr. 10, 79106 Freiburg i. Br.
Tel.: 0761 / 27 56 93, 456 871 53
E-Mail: nik[at]akwasser.de
Internet: www.akwasser.de, www.regioWASSER.de
 
Der BBU-WASSER-RUNDBRIEF kann abonniert werden durch Voreinzahlung
von 30 Euro für 30 Ausgaben auf das Postbankkonto Arbeitsgruppe
Wasser, Kto-Nr. 41952 757, Postbank Klrh., BLZ 660 100 75.
 
Meinungsbeiträge geben nicht in jedem Fall die Position des BBU wieder!
Die Weiterverwendung der Informationen in diesem RUNDBRIEF ist bei
Quellenangabe (!) erwünscht!
© Freiburger Ak Wasser im BBU


veröffentlicht im Schattenblick zum 12. März 2014