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BILDUNG/367: Dodo-Themengarten erinnert an weltweites Artensterben (Landesgartenschau Aschersleben)


Landesgartenschau Aschersleben 2010 - 23.06.2009

Auferstehung des Raphus cucullatus:

Dodo-Garten in Kunstkammer soll an weltweites Artensterben erinnern


Raphus cucullatus ist der wissenschaftliche Name des Vogels. Carl von Linné (1707-1778) nannte ihn Didus ineptus, andere kennen ihn unter der Bezeichnung Dronte, Doudo, Dudu oder einfach Dodo. Keiner der heute lebenden Menschen hat das Tier je gesehen, denn die Spezies ist Ende des 17. Jahrhunderts ausgestorben. In einer der Kunstkammern des Stadtparks in Aschersleben wird der Vogel zur Landesgartenschau wieder auferstehen. Ars topiaria heißt das gärtnerische Zauberwort, das dem Tier nach 320 Jahren wieder Leben einhauen wird.

Ars topiaria ist die Kunst Pflanzen durch eine besondere Schnitttechnik in eine gewünschte Form zu bringen. Für die Landesgartenschau Aschersleben werden Buchsbäume so geschnitten, dass sie dem Dodo ähnlich sehen. Thematisch passt diese als Erinnerung gedachte Garteninstallation gut in den Stadtpark und seine Kunstkammer-Konzeption. Denn Kunstkammern waren in ihren Anfängen Orte, an denen nicht nur Kunst, sondern auch Präparate und Abbildungen exotischer Tiere, Pflanzen und Mineralien gesammelt und gezeigt wurden. Mit dem Vorhaben gelingt zugleich der "Schulterschluss" zum wissenschaftlichen Wirken des geistigen Vaters der Gartenschau Adam Olearius (1599-1671); das frühbarocke Universalgenie hatte in Gottorf, neben vielen anderen Aufgaben, die Kunst- und Kuriositätenkammer Herzog Friedrich III. zu betreuen. Kurz zur Erinnerung: Im Stadtpark Aschersleben wird mit gärtnerischen Mitteln an das wissenschaftliche Wirken von Adam Olearius erinnert, während auf der Herrenbreite eher seine abenteuerliche Expeditionsreise nach Russland und Persien im Vordergrund steht.

Der Dodo-Themengarten wird den Besuchern im nächsten Jahr sowohl die Vögel selbst auch deren Nester und Eier zeigen. Keine Angst - man muss nicht lange im Gebüsch herumirren, um zu finden was man sucht. Denn der flugunfähige Dodo erreichte zu Lebzeiten eine Größe von bis zu einem Meter. Eine ähnliche Höhe werden auch die in Form gebrachten Pflanzen haben. Heller Marmorkies dient als trittfester Bodenbelag, Efeu wird sich sanft rankend in das Ensemble einschmiegen.

Die Efeu-Bepflanzung und der Rückgriff auf den ausgestorbenen Dodo versteht AW Faust, Landschaftsarchitekt im Büro sinai. und Chefplaner der Landesgartenschau Aschersleben 2010, als Anspielung an das Thema Vergänglichkeit (Vanitas), vor allem aber an das Thema weltweites Artensterben. "Der Dodo steht exemplarisch für die Ausrottung der Tierwelt durch den Menschen. Er ist quasi ein Symbol für den sorglosen Umgang des Menschen mit der Natur geworden", erzählte der Planer in einem der Gespräche zum Dodo-Garten. "Dieser sorglose Umgang begegnet uns heute noch - und zwar in ganz anderen Dimensionen. Von daher ist Thema Artensterben aktueller denn je", so AW Faust weiter.


Hintergrund:

Der Dodo lebte vorwiegend auf den Inseln Mauritius, Réunion und im Indischen Ozean. Berichten zufolge hatte das Tier blaugraues Gefieder, einen grau-schwarzen, großen gebogenen Schnabel und wog im ausgewachsenen Zustand über 20 Kilogramm. Wegen ihrer schwachen Brustmuskulatur konnten Dodos nicht fliegen. Der Vogel hatte keine Fressfeinde und war deshalb äußerst zutraulich. Sein fehlendes Fluchtverhalten wurde ihm nach der kolonialen Eroberung zum Verhängnis. Dodofleisch wurde massenweise als Proviant für Seefahrer genutzt. Ihre Bodennester und damit ihre Eier wurden durch eingeschleppte Ratten und verwilderte Haustiere (Schweine, Katzen, Affen) zerstört. Eine Erholung der Population war nicht möglich. Man nimmt an, dass das letzte Exemplar im Jahr 1681 - nur 80 Jahre nach Eroberung der Inseln - getötet wurde.


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Quelle:
Prssemitteilung, 23.06.2009
Landesgartenschau Aschersleben 2010 GmbH
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veröffentlicht im Schattenblick zum 26. Juni 2009