Schattenblick →INFOPOOL →UMWELT → FAKTEN

BODEN/134: Boden des Jahres 2013 - Plaggenesch, Boden mit Kulturgeschichte (aid)


aid-Newsletter Nr. 49 vom 5. Dezember 2012

Boden des Jahres 2013

Plaggenesch - Boden mit Kulturgeschichte



(aid) - Zum Weltbodentag am 5. Dezember hat die Aktionsplattform Bodenschutz den Plaggenesch zum Boden des Jahres 2013 ausgerufen. Der Weltbodentag will das meist unbekannte Biotop Boden in das Bewusstsein der Menschen rücken. Der Boden ist Nährmedium für die Pflanzen, Lebensraum für zahllose Arten und leidet unter Altlasten und Erosion. Der Boden des Jahres stellt seit neun Jahren einen ausgewählten Typus mit seinen Funktionen und Geschichten in das Bewusstsein der Öffentlichkeit.

Der Plaggenesch ist diesbezüglich ein besonderer Vertreter, der fast ausschließlich durch menschliche Aktivität entstand und gleichzeitig eine Kulturgeschichte erzählt. Es gibt ihn fast nur in Niedersachsen, wo er etwa vier Prozent der Landesfläche, überwiegend zwischen Weser und Nordfriesland ausmacht.

Dort sind die Böden nährstoffarm, wenig fruchtbar und weisen große Ertragsunsicherheiten auf. Die Bauern haben in den vergangenen Jahrhunderten Grassoden mit einer speziellen Hacke, der Twicke, aus der Heide, dem Wald und vom Grünland knapp unterhalb der Wurzelschicht abgeschält. Diese Schwerstarbeit gab den Matten den Namen "Plagge" - Plackerei. Bauern haben nach Abrechnungen aus dem 18. Jahrhundert knapp über sieben Taler am Tag für deren Gewinnung verdient. Als Einstreu im Stall wurden die Plaggen mit tierischem Dung mit Nährstoffen angereichert. Nach einer Kompostierungsphase kamen die Plaggen auf die sandigen Saatflächen ("Eschen"), erklärte Dr. Lutz Makowsky von der Hochschule Osnabrück.

Der humusreiche Eschenhorizont misst meist um die 50 Zentimeter. Vereinzelt werden auch schon mal 100 Zentimeter gemessen. Die Bauern haben aus heutiger Sicht die Bodenpunkte der sandigen Geesten in Norddeutschland mit der Plaggenwirtschaft von 20 auf bis zu 40 Bodenpunkte aufgewertet.

Mit steigender Bevölkerungszahl und Intensivierung der Plaggenwirtschaft wurden ab Mitte des 18. Jahrhunderts die Folgen in den Entnahmegebieten sichtbar: Für die Düngung eines Hektars Ackerboden waren bis zu 40 Hektar Plaggen nötig. Diese Landschaften wurden karg, Bäume wurden gerodet und der Wind trug bis zu 15 Meter hohe Wanderdünen zusammen. Sie wurden später durch Aufforstungen zum Stillstand gebracht.

Die Plaggenwirtschaft hat nicht nur einen eigenen Bodentypus und Kulturlandschaften wie die Heide hervorgebracht. Für Archäologen ist der Plaggenesch ein "Superboden", so Bodo Zehm, Archäologe aus Osnabrück. Die aufgeschichteten Plaggen haben Zeugnisse der Vergangenheit wie in einem Tresor verschlossen. Zum Beispiel liegen Funde der Varus-Schlacht gegen die Römer im Boden des Jahres 2013. Die Aktionsplattform Bodenschutz ist eine Allianz der Deutschen Bodenkundlichen Gesellschaft, des Ingenieurtechnischen Verbandes für Altlastenmanagement und Flächenrecycling und des Bundesverbandes Boden.

Roland Krieg, www.aid.de

Weitere Informationen:
www.bvboden.de
Alle bisherigen Böden des Jahres werden hier archiviert:
http://www.dbges.de/wb/pages/boden-des-jahres.php
aid-Heft "Bodentypen - Nutzung, Gefährdung, Schutz",
Bestell-Nr. 61-1572, 3,00 EUR, http://www.aid-medienshop.de

*

Quelle:
aid-Newsletter 49/12 vom 5.12.2012
Herausgeber: aid infodienst
Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz e. V.
Heilsbachstraße 16
53123 Bonn
Tel. 0228 8499-0
E-Mail: aid@aid.de
Internet: www.aid.de

veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Dezember 2012

LANDWIRTSCHAFT/000: Grünlandbrache und ihre Auswirkungen - Vegetation verändert sich (aid)

aid-Newsletter Nr. 49 vom 5. Dezember 2012

Grünlandbrache und ihre Auswirkungen

Vegetation verändert sich

(aid) - Die Nutzungsaufgabe von Grünland führt zur floristischen Artenverarmung. Das ergab eine Studie des Lehr- und Forschungszentrums Raumberg-Gumpenstein und des Bundesamtes und Forschungszentrums für Wald in Wien, die im Rahmen des 17. Alpenländischen Expertenforums vorgestellt wurde. Die Wissenschaftler hatten die Auswirkungen einer Nutzungsaufgabe auf die Artenzusammensetzung und Pflanzenvielfalt im montanen Grünland in Abhängigkeit von unterschiedlichen Standortbedingungen untersucht. Die neunjährige Studie fand auf Grünflächen der Steiermark statt, die repräsentativ für das Grünland im Berggebiet Österreichs sind: auf einer steilen, 30 Grad nach Süden geneigten Weide und auf einer Mähwiese auf einer Hangebene unmittelbar darunter.

Der Oberboden der Mähwiese wies deutlich höhere Nährstoffgehalte auf als die Weide. Beide Flächen werden seit 2001 nicht mehr genutzt. Die Studie ergab, dass die Veränderungen der Artenzusammensetzung stark von der Nährstoffverfügbarkeit im Boden abhängen. Auf der nährstoffreichen Mähwiese hat sich nach neun Jahren die Artenvielfalt stark verändert. Die Diversität verminderte sich von 48 Pflanzenarten auf 22. Dabei sind zwei neue Arten aufgetreten, 28 verschwunden. Auf dem nährstoffärmeren Südhang verminderte sich die Zahl der Pflanzenarten im selben Zeitraum nur von 73 auf 70 Arten. Acht Pflanzenarten sind neu aufgetreten, elf verschwunden.

Die Untersuchung zeigt, dass auf nährstoffreichen Böden die Geschwindigkeit und das Ausmaß der floristischen Artenverarmung deutlich größer sind als auf nährstoffarmen Böden. Daneben bestätigt sie die "intermediate disturbance hypothesis" wonach das Fehlen einer Störung zur Verminderung der Pflanzenvielfalt führt.

Um auch auf brachgefallenem Grünland die Pflanzenvielfalt zu erhalten, sollten demnach an den Nährstoffgehalt angepasste Pflegemaßnahmen des Bodens durchgeführt werden: auf nährstoffreichen Böden mindestens alle drei Jahre, auf nährstoffarmen Böden circa alle fünf bis zehn Jahre.

Annalena Schraut, www.aid.de

*

Quelle:
aid-Newsletter 49/12 vom 5.12.2012
Herausgeber: aid infodienst
Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz e. V.
Heilsbachstraße 16, 53123 Bonn
Tel. 0228 / 8499-0
E-Mail: aid@aid.de
Internet: www.aid.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 23. Dezember 2012