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GARTEN/278: Der NABU-Projektgarten in Berlin-Pankow (Naturschutz heute)


NATURSCHUTZ heute - Heft 2/14
Mitgliedermagazin des Naturschutzbundes (NABU) e.V.

Naturnah im Kleingartenverein
Der NABU-Projektgarten in Berlin-Pankow.

Von Nicole Flöper



Vor drei Jahren war es soweit: Die NABU-Naturgartengruppe bezog ihren Projektgarten in einem Kleingartenverein in Berlin-Pankow. Bis jedoch auf dem 520 Quadratmeter großen Gelände etwas wuchs, war viel Arbeit nötig - das Grundstück war verwildert und komplett verholzt.

Rund 25 Mitglieder hat die Naturgartengruppe. Treffen ist jeden Montag ab 15 Uhr in der Parzelle 357 beim Kleingartenverein "Am Anger" in Pankow. Ein Kräutergarten ist angelegt, es wird Gemüse geerntet, verschiedene Obstbäume bilden eine Streuobstwiese, es gibt Brombeer-, Himbeer- und Johannisbeersträucher. Eine Totholzecke bietet Unterschlupf für Insekten, im schattigen Teil wächst ein Haselnussstrauch und eine alte Rotfichte durfte im Garten stehen bleiben. "Viel ökologischer ist es doch, die Fichte stehen zu lassen, damit Vögel dort Schutz finden", erklärt Karla Paliege, die die NABU-Fachgruppe leitet und auch den Projektgarten betreut. "Daher haben wir um die Fichte gekämpft, laut Kleingartenordnung hätte sie eigentlich weggemusst, aber an ihr wächst sogar Efeu."

Vorrang für Heimisches

Naturgarten, das heißt: Heimische Arten haben Vorrang, Gifteinsatz und Kunstdünger sind tabu. Diese Art von Garten bietet den meisten Lebensraum für heimische Tiere und Pflanzen. In der Parzelle 357 finden sich Johanniskraut, Schafgarbe und Knoblauchrauke ebenso wie Bergthymian und Fenchel.

Noch nicht fertig, aber angelegt ist ein Senkgarten, in dem sich demnächst die Duftstoffe verschiedener Pflanzen gut ausbreiten können. Geplant ist ein Duftteppich aus Thymian, erklärt Martina Windmüller, die Gartenbau studiert hat und eine große Hilfe im Naturgarten ist.

An den Senkgarten schließt sich ein Steingarten an. "Wir haben hier schwierige Bodenverhältnisse, da ist es immer eine Überraschung, was am Ende gedeiht", erklärt Karla Paliege. Für dieses Jahr sind Gewürztagetes, Russische Traubengurke, Haferwurz, Teltower Rübchen und einige weitere Überraschungen geplant. Gegärtnert werde außerdem nach Mondphasen, das habe Erfolg gezeigt, ergänzt Mitglied Ellen Müller.

Vier Honigbienenvölker

Ist naturnahes Gärtnern in einem Kleingartenverein überhaupt möglich, wo die Gärten oft so akkurat aussehen wie das heimische Wohnzimmer? Die Naturgartengruppe um Karla Paliege hat Glück mit ihrem Kleingartenverein und mit den Nachbarn. Auch konnte die Gruppe durch die Schönheit des Gartens überzeugen. Beim Rundgang gibt es viel zu entdecken. Es brummt, denn auch im März sind die Bienen schon aktiv. Angefangen mit zweien, gibt es jetzt vier Völker im Garten, die von Imker Wolfgang Baum betreut werden.

Drei Emaillebecken, die als Wasserstellen dienten, wurden geschickt verkleidet und mit natürlichem Material umgeben. Auch das Loch für eine dort wohnende Kröte wurde erhalten. Imposant ist die Gartenhütte in der Mitte des Gartens: Der Grundstein stammt von 1934, die Hütte hat also schon einiges mitgemacht.

Laube wird Ausstellungsraum

"Die Besitzer zu DDR-Zeiten haben die Wände mit allem verkleidet, was so da war, aber auch Zeitungen mit Artikeln über Hitler haben wir bei der Renovierung noch entdeckt", erzählt Gruppenmitglied Michael Hinze. Er fühlt sich gemeinsam mit Wolfgang Baum für den Umbau verantwortlich. So hat jedes Mitglied seine Aufgabe in der Gartengruppe und beteiligt sich mit dem jeweiligen Fachwissen. Klar wird da auch schon mal leidenschaftlich diskutiert. Leider gehe alles nur Schritt für Schritt, denn die NABU-Naturgartengruppe ist auf Spenden und Hilfe von Firmen angewiesen, so Hinze. Eine neue Regenrinne bekommen sie beispielsweise gesponsert. Das Fachgruppengeld reiche nicht mal für die Pacht, ergänzt Paliege.

Die alte Gartenlaube soll später als Ausstellungsraum genutzt werden.

Naturnahes Gärtnern im Kleingartenverein ist also mit etwas Geduld durchaus möglich.

Eine weitere große Baustelle ist noch die Knallerbsen-Hecke rund um das Grundstück. "Wir haben viel rausgerissen, damit wir abwechselnd Feuerdorn, Schneeball und Berberitze pflanzen konnten", so Martina Windmüller. Die Pflanzen sind nach ihrem Wert für Vögel und Insekten ausgesucht worden. Geplant ist eine wellenförmige Höhe, damit jeder Spaziergänger einen guten Blick in den Garten hat. Naturnahes Gärtnern im Kleingartenverein ist also mit etwas Geduld durchaus möglich.

Gegen das Schreber-Klischee

Als Mitglied im Kleingartenverein wird die NABU-Gruppe akzeptiert, viele zeigen Interesse am Garten. "Klar gibt es auch Kritik, weil unser Garten nicht dem Schrebergartenklischee entspricht oder manche mit einem Naturgarten nichts anfangen können", erzählt Ellen Müller. Viele Kleingärtner bauen auch Gemüse nicht mehr selbst an. Das Argument lautet oft: "Im Aldi bekommen wir das billiger."

Der Bezirksverband der Gartenfreunde Pankow und der Kleingartenverein "Am Anger" unterstützen den NABU-Projektgarten dagegen sehr, sagt Paliege. Deren Wunsch sei es, den Kleingärtnern einen Weg zu zeigen, dass mit naturnaher Gartenbewirtschaftung eine kleingärtnerische Nutzung möglich ist und gleichzeitig gute Ernteergebnisse erzielt werden können.


Bildunterschriften der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildungen der Originalpublikation:

- Karla Paliege, leitet die NABU-Fachgruppe und betreut auch den Projektgarten.

- Die Naturgartengruppe trifft sich jeden montag ab 15 uhr in der Parzelle 357 beim Kleingartenverein "Am Anger" in Pankow.

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Quelle:
Naturschutz heute - Heft 2/14, Seite 20 - 21
Verlag: Naturschutz heute, 10108 Berlin
Tel.: 030/284984-1530, Fax: 030/284984-2500
Hausanschrift: Charitéstraße 3, 10117 Berlin
E-Mail: naturschutz.heute@nabu.de
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veröffentlicht im Schattenblick zum 5. Juli 2014