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LUFT/433: EU-Luftqualität - Hohe Kosten beim Nichthandeln (DNR EU)


Deutscher Naturschutzring (DNR)
Dachverband der deutschen Natur- und Umweltschutzverbände
EU-Koordination

EU-News - 1. Oktober 2010

Luftqualität: Hohe Kosten beim Nichthandeln


Die schwedische Umweltorganisation AirClim hat die EU-Kommission aufgefordert, ihre Luftreinhaltepolitik schnellstmöglich an Umwelt- und Gesundheitsaspekte anzupassen.

Die EU-Kommission hatte angekündigt, die eigentlich in diesem Jahr anstehende Überarbeitung der NEC-Richtlinie mit Festlegung von Grenzwerten für bestimmte Luftschadstoffe bis 2020 auf 2013 verschieben zu wollen. In der neuesten Ausgabe der Zeitung Acid News schreibt Christer Ågren, dass es Spekulationen gebe, dies geschehe aus Kostengründen. Jüngste Analysen hätten ergeben, dass die Kosten zur Erreichung der in der thematischen Strategie zur Luftreinhaltung enthaltenen Umweltziele bis 2020 Kosten von etwa 1,4 Milliarden Euro verursachen dürften. Dies entspräche etwa 0,01 Prozent des Bruttoinlandproduktes der EU oder anders ausgedrückt: für alle EU-BürgerInnen wären das etwa 2,70 EUR pro Jahr. Studien vor zwei Jahren hätten auf der Nutzenseite für zu erwartende positive Gesundheits- und Umwelteffekte zwischen 22 und 70 Milliarden Euro pro Jahr angesetzt. Somit würde der Nutzen die Kosten um mehr als das 50-fache übersteigen. "Jede weitere Verspätung bei der Überarbeitung der NEC-Richtlinie ist sowohl unverantwortlich als auch kostenintensiv", schreibt Acid-News-Autor Ågren.

Der jährliche Bericht der Europäischen Umweltagentur (EEA) (EU-News 24.09.2010) hat ergeben, dass rund die Hälfte aller Mitgliedstaaten 2010 die Grenzwerte für bestimmte Luftschadstoffe nicht einhalten kann. Die NEC-Richtlinie (2001/81/EG) legt nationale Emissionshöchstmengen für die Luftschadstoffe Schwefeldioxid (SO2), Stickstoffoxide (NOX), Ammoniak (NH3) und flüchtige organische Verbindungen (ohne Methan, NMVOC) fest.

Auch andere Umweltorganisationen haben die Verspätung bei der Neuauflage von Grenzwerten kritisiert (EU-News 02.07.2010) und der EU-Kommission vorgeworfen, die Gesundheit von Millionen Menschen unnötig aufs Spiel zu setzen. Allein in Europa verursachten Luftschadstoffe jährlich fast eine halbe Millionen vorzeitige Todesfälle. Hinzu kämen horrende Schäden durch Überdüngung, Übersäuerung und hohe Werte von bodennahem Ozon. [jg]


AcidNews No.3/2010 http://www.airclim.org/acidnews/2010/AN3-2010.pdf

EU-News 24.09.2010
http://www.eu-koordination.de/umweltnews/news/emissionen/469-eu-mitgliedstaaten-schlampen-bei-stickstoff-schwefel-a-co

EU-News 02.07.2010)
http://www.eu-koordination.de/umweltnews/news/emissionen/369-emissionen-eu-kommission-verzoegert-neuaulage-von-luftqualitaetsregeln


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Quelle:
EU-News, 07.10.2010
Deutscher Naturschutzring e.V. (DNR)
EU-Koordination
Marienstraße 19-20, 10117 Berlin
E-Mail: eu-info@dnr.de
Internet: www.eu-koordination.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 15. Oktober 2010