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STADT/235: Berlins Grüne Lungen (4) Parkanlagen in Charlottenburg-Wilmersdorf (DER RABE RALF)


DER RABE RALF
Nr. 153 - Dezember 2009 / Januar 2010
Die Berliner Umweltzeitung

Berlins Grüne Lungen Teil 4: Parkanlagen in Charlottenburg-Wilmersdorf

Von Christoph Vinz


Schlosspark Charlottenburg

Bereits 1697 wurde nach französischem Vorbild Deutschlands erster Barockgarten am Charlottenburger Schloss errichtet. Seit 1788 erfolgte schrittweise die Umwandlung in einen englischen Landschaftspark mit Karpfenteich.

Das Gelände unmittelbar vor dem Schloss (das sogenannte "Parterre") wurde nach schweren Kriegszerstörungen in den 50er-Jahren barock nachempfunden und erst 2001 als barockes Gartenensemble aufwendig neu gestaltet. So ist nach den Verlusten des Zweiten Weltkrieges ein Kulturdenkmal wiedererstanden, das im Ensemble der wiederaufgebauten barocken Hohenzollernresidenz mit ihren reichen Sammlungen und den drei historischen Bauten im Park zu den großen touristischen Magneten Berlins zählt.

Das als Teehaus errichtete Belvedere (1788, Langhans) präsentiert eine noble Sammlung schönsten KPM-Porzellans. Im Neuen Pavillon (1824/25, Schinkel), der im Volksmund gern als "Schinkelpavillon" bezeichnet wird, finden die Besucher Berliner Möbel, Bilder und Skulpturen des frühen 19. Jahrhunderts. Nicht unerwähnt sei auch das etwas düstere Mausoleum von 1810, das die Grabstätten der Königin Luise, König Wilhelm III., der Kaiserin Augusta und Kaiser Wilhelms I. enthält. Besonders sehenswert ist eine Skulptur auf dem Sarkophag der Königin Luise, die von Christian Daniel Rauch stammt.

Verkehrsanbindung:
S-Bhf. Westend, U-Bhf. Richard-Wagner-Platz
Bus: 309, M45, Haltestelle Schloss Charlottenburg

Preußenpark

An der Nordseite des Fehrbelliner Platzes zwischen Brandenburger- und Pommernstraße erstreckt sich auf sechs Hektar Fläche der Preußenpark. 1905 als "Preußenplatz" angelegt, sind davon später rund 52.000 Quadratmeter in einen Park umgewandelt worden. Diese grüne Insel besteht im Wesentlichen aus einer einzigen großen Liegewiese, die durch Bäume von umliegenden Straßen abgeschirmt wird. Dazu gehören noch ein Kinder- und, erstmalig in Deutschland, ein Senioren- Spielplatz.

Seit Jahren ist der Preußenpark besonders an den Wochenenden ein beliebter Treffpunkt thailändisch-philippinischer Familien, die hier ihre eigene Form der Geselligkeit pflegen. Gar- und Suppenküchen, Handel und Glücksspiel scheinen inzwischen für viele Besucher ein besonderer Anziehungspunkt zu sein.

Verkehrsanbindung:
U-Bhf. Konstanzer Straße, U-Bhf. Fehrbelliner Platz

Park am Lietzensee

Diese denkmalgeschützte Grünanlage umfasst ein Areal von über 10 Hektar, dazu kommen noch 6,5 Hektar Wasserfläche. Anfang des 19. Jahrhunderts erwarb der preußische General von Witzleben das gesamte Gelände rund um den See, das er zu einer Anlage gestalten ließ, die zunächst "Park Witzleben" hieß.

1906 und noch einmal in den Jahren 1912/13 erfuhr der Park nachhaltige Umgestaltungen, wobei auch die noch heute erhaltenen Lietzensee-Kaskaden entstanden. Als 1919/20 die Neue Kantstraße angelegt wurde, kam es durch den Bau der Lietzenseebrücke faktisch zu einer Zweiteilung des Geländes. Die Zerstörungen des letzten Krieges konnten erst Anfang der 50er-Jahre beseitigt werden. Seit 1954 kann die bislang trennende Brücke von Fußgängern unterquert werden, so dass die langjährige Teilung des Parks seitdem weniger spürbar ist.

Interessant dürfte, besonders unter dem Aspekt manch aktueller Diskussion, die geschichtliche Tatsache sein, dass ab 1905 am Ostufer des malerisch gelegenen Sees mit dem Bau vornehmer Bürgerhäuser begonnen wurde. Nur durch einen weitsichtigen Beschluss des Charlottenburger Stadtrates im Jahre 1910 konnte die weitere Zersiedelung von West- und Nordufer erfolgreich verhindert werden.

So ist bis in unsere Tage die öffentliche Zugänglichkeit des Sees zur Freude von Anwohnern und Besuchern gesichert. Seit Juni ist auch das beliebte Cafe am See schöner als zuvor wieder für seine Gäste da.

Verkehrsanbindung:
S-Bhf. Messe Nord, Expressbus X 49
U-Bhf. Kaiserdamm, Bus 139

Volkspark Jungfernheide

Berlins zweitgrößter Park erstreckt sich mit 146 Hektar auf einer Länge von 1.800 Metern und einer durchschnittlichen Breite von 800 Metern. Der bekannte Berliner Architekt Erwin Barth errichtete in den Jahren 1920-27 diese geometrisch gestaltete Anlage im Rahmen des damaligen Berliner Notstandsprogramms.

Das große Waldgebiet der Jungfernheide, einst Königliches Jagdrevier, erfuhr seit dem 19. Jahrhundert zunächst eine militärische Nutzung. Erst Artillerie-Schießplatz, dann Standort eines Luftschiffer-Bataillons, entstand nach dem Ersten Weltkrieg ein bis heute bedeutendes Gartendenkmal mit Badesee, ausgedehnten Spazierwegen, großzügig bemessenen Liegewiesen und waldähnlichen Bereichen. Im Zentrum der Anlage erhebt sich der 36 Meter hohe Wasserturm, ein expressionistischer Klinkerbau von 1926/27. Daneben liegt sehr malerisch der einst künstlich angelegte Jungfernheideteich mit seiner Insel und kleinen Brücken.

Es locken ein Strandbad mit Cafe, Bootsverleih, mehrere Spiel- und Sportmöglichkeiten und ein Wildgehege mit Damund Schwarzwild. Vom ursprünglichen Baumbestand sind auf dem Areal noch mehrere hundertjährige Buchen und Eichen vorhanden.

Verkehrsanbindung:
U-Bhf. Jakob-Kaiser-Platz oder Halemsweg (U7)
Bus 121, 123 Haltestelle Weltlingerbrücke

Bildunterschriften der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildungen der Originalpublikation:
Schloßpark Charlottenburg
Baum am Lietzensee


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Quelle:
DER RABE RALF - 20. Jahrgang, Nr. 153, Dezember 2009/Januar 2010, S. 20
Herausgeber:
GRÜNE LIGA Berlin e.V. - Netzwerk ökologischer Bewegungen
Prenzlauer Allee 230, 10405 Berlin-Prenzlauer Berg
Redaktion DER RABE RALF:
Tel.: 030/44 33 91-47, Fax: 030/44 33 91-33
E-mail: raberalf@grueneliga.de
Internet: www.raberalf.grueneliga-berlin.de

Erscheinen: zu Beginn gerader Monate
Abonnement: 10 Euro/halbes Jahr


veröffentlicht im Schattenblick zum 9. Februar 2010