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TIPS/258: Glastod bei Vögeln verhindern (LBV)


Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V. (LBV) - Verband für Arten- und Biotopschutz

Presseinformation vom 4. September 2013

Die Gefahr lauert an der Scheibe
Wirkungsvolle Experten-Tipps verhindern, dass Vögel durch Kollisionen mit Fensterscheiben und Glasfassaden sterben



Hilpoltstein, 04.09.13 - Wer kennt das nicht? Ein plötzlicher lauter Schlag am Fenster und man kann gerade noch erahnen, dass ein Vogel frontal gegen die Scheibe geflogen ist. Pro Tag werden in Europa geschätzte 240.000 Vögel Opfer von Glasscheiben und verglasten Hausfassaden. Die Ursachen dafür sind schon seit langem bekannt, alleine an der Umsetzung der Hilfsmaßnahmen fehlt es noch. Daher gibt der Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV) praktische Tipps, wie Vogelfreunde den Tieren helfen können und was schon beim Hausbau gegen Vogelschlag getan werden kann.

Knallt mal wieder ein Buchfink, ein Rotkehlchen oder eine Amsel gegen eine Glasscheibe, erleiden die Vögel dabei manchmal nur eine leichte Gehirnerschütterung und können nach kurzer Verschnaufpause wieder fliegen. In den meisten anderen Fällen aber haben sie weniger Glück. Jährlich verenden auf diese Weise Millionen der Tiere in Deutschland. Doch die sichtbaren Opfer sind nur die Spitze des Eisbergs. Viele auf diese Weise verunglückte Vögel werden rasch durch Katzen, Krähen oder Marder beseitigt, noch bevor Menschen sie wahrnehmen. Durch die deutlich gestiegene Verwendung von Glas ist in den letzten Jahren sogar noch ein Anstieg an Scheibenopfern festgestellt worden. "Vor allem gläserne Lärmschutzwände sind Todesfallen für Vögel", klagt Sylvia Weber, Projektleiterin für Artenschutz an Gebäuden vom LBV München. "Die Transparenz soll bessere Belichtungsverhältnisse für die Menschen schaffen, die hinter der Wand leben, aber sie beschert ihnen Hunderte von toten Vögeln - kein erfreulicher Anblick in solchen Wohnanlagen", so Weber weiter. Dabei können gerade Lärmschutzwände effizient durch unterschiedlichste flächige Muster im Siebdruckverfahren geschützt werden, ohne dass es dahinter dunkel wird.

Vögel orientieren sich in der Umwelt vor allem über ihre Augen, daher ist ihr Sehvermögen hoch entwickelt. Sie können Farben bis in den UVA-Bereich wahrnehmen und manche Arten besitzen fast einen "Rundumblick". Glasscheiben bedeuten für sie aber gleich in zweifacher Hinsicht eine Gefahr: Zum einen ist Glas für sie nicht sichtbar und wird somit nicht als Hindernis wahrgenommen. Zum anderen können ihnen Reflexionen in der Scheibe einen Lebensraum vortäuschen. "Eine besonders große Gefahr sind Glasfronten vor allem in der Nähe von attraktiven Biotopen wie Waldrändern, Hecken, naturnahen Flüssen oder Naturgärten", weiß LBV-Artenschützerin Anne Schneider.

An vielen Fensterfronten kleben seit Jahren schwarze Aufkleber mit Silhouetten von Greifvögeln, diese haben sich jedoch als nahezu wirkungslos erwiesen. "Die Silhouetten werden von den Vögeln nicht, wie ursprünglich angenommen, als potenzielle Feinde wahrgenommen. Sie sehen bestenfalls ein punktuelles Hindernis dem sie nur kleinräumig ausweichen, wie die häufig direkt neben den Aufklebern zu findenden Aufprallspuren zeigen", erklärt Anne Schneider. Der LBV empfiehlt allen Vogelfreunden, Glasflächen und Fensterfronten mit möglichst flächigen Markierungen kenntlich zu machen. Bei Durchsichten kann schon ein hinter die Scheibe gehängter Vorhang Abhilfe schaffen. Vor allem bei Spiegelungen müssen die Markierungen dagegen immer außen angebracht werden, hier haben sich helle Nylon-Schnüre oder Fliegengitter bewährt.

Wo es auf ungetrübte Durchsicht ankommt, kann bei kleineren Gefahrenscheiben der so genannte "Birdpen" zum Einsatz kommen. Damit können Markierungen im UVA-Bereich an die Fensterscheibe gezeichnet werden, die für den Menschen kaum sichtbar sind. Diese Methode erreicht aber leider noch nicht die hohe Wirkung, wie sie mit sichtbaren Mustern erreicht wird. Weitere praktische Experten-Tipps, wie Vogelfreunde Scheibenopfer vermeiden können, bietet der LBV auf seiner Webseite unter www.lbv.de/glas.


Tipps für Häuslebauer

Auch Häuslebauer können Vorkehrungen treffen, um zukünftige Kollisionen an ihrem Neubau zu verhindern. Wo es nicht auf klare Durchsicht ankommt, wie an Lichtschächten oder Treppenhäusern, kann geriffeltes oder mattiertes Glas eingesetzt werden. Windfänge und Windschutz an Terrassen oder Balkonen sehen auch in Milchglasausführung schick aus und gefährden kein Vogelleben. Auch gibt es eine Vielzahl von dekorativen Mustern und Markierungen, die per Siebdruck oder Folie angebracht werden können. Alles was eine klare Durchsicht verhindert und reflexionsarm ist, ist generell geeignet. Eine einfache Möglichkeit, Fensterfronten vogelsicher zu machen, ist auf eine Bepflanzung mit Büschen und Bäumen in unmittelbarer Nähe zu verzichten. Durch die Spiegelungen haben diese Glasflächen eine bis zu viermal höhere Kollisionsrate als Scheiben vor unbegrünten Flächen.

Aber nicht in jeder Situation können solche Möglichkeiten zum Einsatz kommen. Hierfür wird zurzeit ein spezielles Vogelschutzglas entwickelt, das mit Markierungen im UV-Bereich ausgestattet ist und somit für den Menschen eine klare Durchsicht ermöglicht. Der aktuell verfügbare Entwicklungsstand wurde bereits erfolgreich bei verschiedenen Bauprojekten eingesetzt. Aber auch an einer Weiterentwicklung hinzu einer noch besseren Wirkung wird gearbeitet.

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Quelle:
Presseinformation, 04.09.2013
Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V.
Eisvogelweg 1, 91161 Hilpoltstein
Tel.: 09174/4775-30, Fax: 09174/4775-75
E-Mail: info@lbv.de
Internet: www.lbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 7. September 2013