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TIPS/293: Beerenstark - Der Wald ist voller Früchte (Naturschutz heute)


NATURSCHUTZ heute - Heft 3/14
Mitgliedermagazin des Naturschutzbundes (NABU) e.V.

Beerenstark
Der Wald ist voller Früchte.

Von Hanna Pfüller



Sommerzeit ist Beerenzeit. Oft kennen wir Himbeere & Co. nur aus dem Supermarkt. Dabei bieten unsere Wälder ein buntes Sortiment an wilden Früchten, die für jeden Geschmack etwas bereithalten.

Typische Waldbeeren sind Erdbeere, Heidelbeere, Himbeere und Brombeere. Zu finden sind diese Klassiker vor allem in lichten Wäldern und am Waldesrand an Hecken und Gebüschsäumen. Heidelbeeren wachsen darüber hinaus in sauren Nadelwäldern. "Die beste Zeit zum Sammeln ist von Juni bis August, dann reifen diese Früchte. Auch später im Jahr kommen noch einige schmackhafte Arten hinzu", erklärt Dr. Rita Lüder, Expertin für Wildpflanzen und Pilze.

Natürliche Färbemittel

Aus den Beeren kann man nicht nur leckere Süßspeisen, Säfte, Marmelade und Liköre zubereiten. Die wilden Früchte lassen sich auch als Medizin und bei Kreativarbeiten einsetzen. So eignen sich Heidelbeeren und Brombeeren hervorragend zum Färben von Stoffen, wie Rita Lüder weiß: Färbt man Leinen mit Brombeeren unter Zugabe von Alaun, wird der Stoff karminrot, bei Heidelbeeren rötlich bis violett und ohne Zusatz bläulich.

Noch dazu sind Heidelbeeren besonders gesund. Ihr Verzehr verspricht eine immunstabilisierende und antibakterielle Wirkung. Die getrockneten Beeren helfen abgekocht zum Gurgeln gegen Entzündungen im Mund- und Rachenraum. Auch Wald-Erdbeeren sagt man nach, gesundheitsfördernd zu sein. Sie dienen in der Volksmedizin unter anderem als fiebersenkendes Mittel und werden gegen Gicht, Rheuma und Blutarmut eingesetzt.

Eine Lanze für den Weißdorn

Neben den "üblichen Verdächtigen" gedeihen im Wald bei weitem mehr essbare Früchte. Weißdorn zum Beispiel. Mit den tomatenroten, mehligen Früchten haben Bäckersleute früher ihr Mehl gestreckt, daher auch der Spitzname "Müllersbrot". Aus der leicht süßlichen Weißdornfrucht lässt sich neben Wein und Konfekt besonders schmackhafte Marmelade zubereiten. Wer darauf Appetit hat, sollte in lichten Laubmischwäldern und an Gebüschsäumen zur Reifezeit ab August auf Sammeltour gehen.

"Geht man im Wald auf 'Beerenjagd', erntet man nicht nur leckere Früchte, sondern hat obendrein ein tolles Erlebnis."

Weithin unterschätzt ist auch die Vogelbeere. Im Volksmund sind die orangenen Früchte der Eberesche als giftig verschrien, entsprechend wenig werden sie genutzt - zu Unrecht. "Vogelbeeren sind nur roh schwach giftig. Um sich zu vergiften, bedarf es einer sehr, sehr großen Menge der unbehandelten, bitter schmeckenden Beeren. Eine Vergiftung ist deshalb eher unwahrscheinlich", klärt Wildpflanzenexpertin Lüder auf.

Vogelbeeren helfen bei Erkältungskrankheiten, lindern Magenverstimmungen und Appetitlosigkeit. In der Kosmetik werden sie für verschiedene Produkte eingesetzt, etwa für Gesichtswasser. Darüber hinaus besitzen Vogelbeeren mehr Vitamin C als Zitronen und lassen sich gekocht zu Gelee, Marmelade, Likör oder Obstbrand verarbeiten. Besonders empfehlenswert ist Vogelbeer-Wein, mit seinem aromatisch-herben Geschmack eignet er sich als Dessert ebenso wie als Aperitif. Auf Vogelbeerensuche geht man am besten ab Juli.

Holunder nicht roh genießen

"Da ist was im Busche" pflegt man zu sagen, wenn Nachwuchs erwartet wird. Der Spruch entspringt dem Glauben an die Göttin Holler, die Schutzpatronin der Neugeborenen. Früher legte man zur Geburt eines Kindes zu seinem Schutz Gaben in den Holunderstrauch, weil man glaubte, dass die Göttin darin wohnte.

Die Beeren des Schwarzen Holunders, auch Fliederbeeren genannt, besitzen einen intensiven violettbraunen Farbstoff und eignen sich hervorragend zum Färben von Seide und Wolle. Die reifen, tiefschwarzen Früchte kommen auch in der Küche gut an, zum Beispiel für Süßspeisen und Liköre. Aber Vorsicht: Die Beeren sind roh giftig und sollten deshalb nur gekocht verzehrt werden. Ein beliebtes und leckeres Getränk ist der "Fliederbeerensaft", der im Winter oft in der Hausapotheke gegen Erkältungen bereitsteht.

Die Sammelsaison beginnt

Die beste Zeit zum Sammeln beginnt Ende August und geht bis in den Oktober hinein. Dann kann man die reifen Beeren in feuchten Wäldern, an Waldlichtungen sowie auch in Siedlungen an Hecken finden.

Geht man im Wald auf "Beerenjagd", erntet man nicht nur leckere Früchte, sondern hat obendrein ein tolles Erlebnis: "Die Leute sind oft überrascht, wie leicht es ist und wie viel Spaß es macht, die verschiedensten Beeren im Wald zu finden." sagt Rita Lüder. Wenn Sie demnächst also Appetit auf eine fruchtige Marmelade haben, gehen Sie nicht in den Supermarkt, sondern zum Beerensammeln in den Wald.



Nussig und nahrhaft

Auch Bucheckern lassen sich vielfältig in der Küche einsetzen. Die Früchte der Rotbuche haben einen Fettgehalt von rund 40 Prozent, außerdem sind sie reich an Mineralstoffen, Zink und Eisen. Als energiereiches Nahrungsmittel für den Menschen sind die Eckern fast in Vergessenheit geraten. Zu Mehl geschrotet, können sie zu Brot, Keksen oder anderen Leckereien verbacken werden. Aber auch ganze Bucheckern lassen sich gut mit anderen Zutaten kombiniert oder als Zierde auf Kuchen und Torten verwenden. Frisch geröstete Eckern über den Salat gestreut machen den perfekten Herbstsalat.


Nicht nur die Früchte, sondern auch Blätter und Blüten der Waldsträucher können in der Küche, in der Kosmetik sowie zur Gesundheitsförderung eingesetzt werden. Wer darüber mehr erfahren will, ist mit dem Buch "Wildpflanzen zum Genießen" von Rita und Frank Lüder gut beraten
(280 Seiten. 19,95 Euro. ISBN 9783-9814612-0-6.)

Rezepte unter
www.nabu.de/waldbeeren

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Quelle:
Naturschutz heute - Heft 3/14, Seite 46 - 47
Verlag: Naturschutz heute, 10108 Berlin
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veröffentlicht im Schattenblick zum 29. August 2014