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VERBAND/379: BUND und NABU starten ins Jahr der Biodiversität 2010 (BUND BW)


BUND Landesverband Baden-Württemberg e.V. - 4. Januar 2010>BR> BUND & NABU-PRESSEDIENST - Naturschutztage 2010

Naturschutzverbände starten ins Jahr der Biodiversität 2010

BUND und NABU drängen auf engagierte Naturschutzpolitik der Landesregierung


Stuttgart. Auf der größten regelmäßigen Naturschutz-Tagung im deutschsprachigen Raum, den Naturschutztagen am Bodensee, haben der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und der Naturschutzbund (NABU) die baden-württembergische Naturschutzpolitik kritisch bilanziert: Die Landesregierung habe 2008 den Countdown ins UNESCO-Jahr der Biodiversität zwar unterzeichnet, dann aber vergessen diesen ernst zu nehmen. Währenddessen ist die Vielfalt der Arten und Lebensräume weiter zusammengeschmolzen. Im Aktionsplan Biologische Vielfalt des Landes fehlten alle Elemente, die eine echte Trendumkehr beim Artensterben - insbesondere auf landwirtschaftlich genutzten Flächen - bringen könnten. Der gesetzlich vorgeschriebene und in der Countdown-Initiative zum wiederholten Male angekündigte Biotopverbund lasse weiter auf sich warten. Statt damit endlich Ernst zu machen, kürze die Landesregierung das ohnehin knappe Budget der zuständigen Landesanstalt und halte die Naturschutzmittel insgesamt auf einem erschreckend niedrigen Niveau. Und im Wald gelte: was die Landesregierung mit dem Alt- und Totholzkonzept an Waldnaturschutz aufbauen wolle, reiße sie mit überhöhten und rabiaten Holznutzungen auf der Restfläche wieder ein. Statt den Holz-Vorrat abzubauen sei Aufbau nötig, um mehr CO2 zu binden und den Klimawandel zu begrenzen.

"Nur mit Wohlfühlmaßnahmen kommen wir nicht weiter. Naturschutz muss endlich Eingang in das gesamte Regierungshandeln - vom Straßen- und Kraftwerksbau bis zur Organisation der Forstverwaltung - finden", fordert die BUND-Landesvorsitzende Dr. Brigitte Dahlbender: "Angesichts des anhaltenden Arten- und Biotopschwunds ist die permanente Unterfinanzierung und der aufreibende Kampf um die Mittel für Naturschutz und Landschaftspflege nur grotesk. Dabei geht bei den jährlichen Landesmitteln für Naturschutz um einen Betrag, wie die Landesregierung ihn mit links für ein paar Kilometer Umgehungsstraße ausgibt."

NABU-Landesvorsitzender Dr. Andre Baumann erklärt: "Es ist schier nicht auszuhalten, dass das Land nichts Wirkungsvolles zum Schutz der biologischen Vielfalt unternimmt. Die Landesregierung ist zum Schutz von Natur und Heimat verpflichtet und hat mit dem Aktionsplan für die biologische Vielfalt vollmundig Besserung und Aktionen verkündet. Dieser Aktionsplan ist leider ein Rohrkrepierer", ärgert sich Dr. Andre Baumann.

Die beiden Naturschutzverbände, die ihre Arbeit vorrangig aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden finanzieren, setzen im Rahmen ihrer Möglichkeiten Projekte zum Artenschutz um: Der BUND engagiert sich seit Jahren landes- und bundesweit für das "Rettungsnetz Wildkatze". Ziel ist es, Waldlebensräume so zu verbinden, dass die Wildkatze ungehindert ihre weiträumigen Streifzüge unternehmen kann. In diesem Jahr startet der mehrjährige Naturschutzschwerpunkt des BUND Landesverbands "Schmetterlingsland Baden-Württemberg".

"Schmetterlinge genießen spontane Sympathie. Viele Menschen sind bereit, etwas für ihren Schutz zu unternehmen. Wenn wir es schaffen, den rund 130 Tagfalterarten des Landes das Überleben zu sichern, haben wir gleichzeitig die Lebensräume von tausenden weiteren Insektenarten erhalten", betont Dahlbender und fährt fort: "Besonders wichtig in diesem Zusammenhang ist die Erhaltung der extensiven und blütenreichen Mähwiesen." Die Fauna-Flora (FFH)-Richtlinie der EU schützt sie nur ungenügend, so dass immer mehr aufgedüngt oder sogar zu Acker umgebrochen werden. Diese artenreichen Wiesen machen jetzt schon nur noch zwölf Prozent des Grünlands und nur vier Prozent der Landwirtschaftsfläche aus. Dahlbender: "Einen weiteren Verlust des artenreichen Grünlandes können wir uns nicht leisten. Der BUND setzt sich gemeinsam mit Verbänden der bäuerlichen Landwirtschaft für ihre Erhaltung ein."

Im UNESCO-Jahr der biologischen Vielfalt 2010 werde der NABU genau darauf achten, dass der Natur zu ihrem Recht verholfen wird. Der NABU hat mit der Wahl des Kormorans zum Vogel des Jahres 2010 ein deutliches Zeichen gesetzt. Baumann: "Die große Unterstützung für den Kormoran zeigt, dass die breite Mehrheit der Bevölkerung den Kreuzzug gegen den Kormoran nicht versteht. Wir erwarten darum von der Landesregierung neben einem wirkungsvollen Einsatz für die biologische Vielfalt auch einen Schutz von Problemtieren wie Kormoran und Luchs, Wolf und Biber."

Der NABU fordert - wie auch der BUND - eine zukunftsfähige Landwirtschaftspolitik als Grundlage für den Schutz von Natur und Umwelt. "Jedes Jahr pumpt der europäische Steuerzahler 50 Milliarden Euro in die Förderung der Landwirtschaft - ohne dass der Großteil der Geldzahlungen an besondere gesellschaftliche Leistungen gebunden ist. Landwirte sollen mindestens genauso hoch unterstützt werden, aber bitte leistungsbezogen: Bauern, die mehr für Feldlerche und Blumenwiesen, Grundwasser- und Klimaschutz leisten, müssen sie mehr bekommen als Landwirte, die nur die Gesetze einhalten." Baumann freut sich über ein Umdenken bei vielen Bäuerinnen und Bauern, die bereits heute vorbildlich arbeiten. Dahlbender:"Wir fordern Minister Hauk auf, für eine zukunftsfähige und nachhaltige Landwirtschaft zu kämpfen. Wir brauchen artenreiche Wiesen und Felder statt Überproduktion mit niedrigen Milch- und Getreidepreisen."

Die Verbände sehen der neuen Naturschutzstrategie der Landesregierung, deren Veröffentlichung im Frühjahr 2010 ansteht, gespannt entgegen. Erstmals waren auch die Verbände an den Entwürfen beteiligt. "Wir haben - gemeinsam mit der Verwaltung auf allen Ebenen - echte Meilensteine mit konkreten Zielvorgaben für die Naturschutzaufgaben der nächsten zehn Jahre gesetzt", finden Baumann und Dahlbender. "Jetzt sind wir gespannt, was die Landesregierung davon übrig lässt und vor allem, was sie davon tatsächlich umsetzt. Um beim Artensterben eine Trendwende zu erreichen, sind gewaltige Anstrengungen nötig."

Weitere Infos:
Hintergrundpapiere zur Biodiversität und die Komoranposition der Verbände finden Sie im Pressebereich unter www.bund-bawue.de


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Quelle:
Presseinformation, 4. Januar 2010
Herausgeber:
Bund für Umwelt und Naturschutz e.V.
Landesverband Baden-Württemberg
70178 Stuttgart. Paulinenstraße 47
Tel.: 07 11/62 03 06-0, Fax: 07 11/62 03 06-77
E-Mail: presse.bawue@bund.net
Internet: www.bund.net/bawue


veröffentlicht im Schattenblick zum 6. Januar 2010