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VERBAND/437: Achtung Umweltschützer! - Der BUND Sachsen-Anhalt (BUNDmagazin)


BUNDmagazin - 3/2010
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland - BUND
Friends of the Earth Germany

ZUR ZEIT
Der BUND im Osten (III)
Achtung: Umweltschützer!

Von Severin Zillich


1990 war in Ostdeutschland ein Jahr des Aufbruchs. Auch der BUND Sachsen-Anhalt ist in jenem Jahr gegründet worden - und hat sich zu einem engagierten Anwalt für Umwelt und Natur entwickelt.

Am 4. September hat der BUND in Magdeburg etwas zu feiern. Zum 20. Geburtstag des Landesverbands werden nachmittags einige umweltpolitische Illusionen platzen - in Form beschrifteter Ballons. Abends gibt es ein Fest mit Kabarett, Musik und Reden, der Theaterjugendclub Magdeburg darf sich dazu über die »Ökos« lustig machen. Zudem zeichnet der MDR drei Fachforen zur Agrarpolitik, zu Energie und Klimaschutz sowie zum Naturschutz in Sachsen-Anhalt auf.

Flexible Struktur

Mit etwa 1.000 Mitgliedern und 800 Förderern ist der BUND Sachsen-Anhalt der zweitkleinste Landesverband, kleiner selbst als viele süddeutsche Kreisgruppen. Das Land ist arm und von hoher Arbeitslosigkeit gezeichnet, ein schwieriges Pflaster für Mitgliederverbände. Doch der BUND wächst auch hier, langsam, aber kontinuierlich. Und viele Mitglieder sind jung und engagiert. Zur Unterstützung der ehrenamtlichen Arbeit in den Kreisen hat die Landesgeschäftsstelle ein eigenes Modell entwickelt. Von Magdeburg aus koordiniert sie einige Dutzend Aktionsgruppen und Initiativen, die meist ein konkretes Anliegen verfolgen. Diese Gruppen wählen sich einen Sprecher und werden vom Landesverband logistisch gefördert - auch wenn nicht alle Aktiven von vornherein Mitglied im BUND sind.

Mit dieser flexiblen Struktur und großem Einsatz sei es der Geschäftsstelle in Magdeburg gelungen, in beinahe allen Landkreisen präsent zu sein, so Oliver Wendenkampf, seit 1995 Landesgeschäftsführer des BUND. Bemerkenswert ist, dass sich etliche Gruppen nicht wie üblich im klassischen Naturschutz bewegen, sondern auch kulturell und sozial stark engagieren.

Ein Dauerthema im Agrarland Sachsen-Anhalt ist vielerorts der Kampf gegen riesige Schweinemästereien. Der BUND hat hier früh ein Aktionsbündnis geschaffen, das die Gruppen vor Ort mit Argumenten und Material versorgt und juristisch berät. Nicht von ungefähr gründete sich das vom BUND mit initiierte bundesweite Netzwerk »Bauernhöfe statt Agrarfabriken« im letzten Herbst in der Landeshauptstadt Magdeburg.

Gesellschaftliche Kraft

Dass der BUND Sachsen-Anhalt von vielen jungen Aktiven getragen wird, hat Tradition. Julia Wendenkampf, heute stellvertretende Geschäftsführerin, war bereits mit 19 stellvertretende Landesvorsitzende, die jüngste im ganzen BUND. Sie beschreibt den Landesverband - jenseits von Umwelt- oder Naturschutz - in erster Linie als gesellschaftliche Kraft mit ganzheitlichem Anspruch. Das Leitbild sei die vom BUND herausgegebene Studie »Zukunftsfähiges Deutschland«: »Dem Motto 'Gut leben statt viel haben' kommt in unserer Region eine besondere Bedeutung zu. Um aus der Not eine Tugend zu machen, kooperieren wir viel mit sozialen Trägern.« Eine Ehrenamt-Ausstellung reist derzeit mit dem Vortrag »Ökologischer Wohlstand« landesweit durch Bibliotheken und Rathäuser.

Seine Umsetzung findet das Leitbild der Nachhaltigkeit wie erwähnt vor allem in der Agrarpolitik - vom Bio-Einkaufsführer über die gemeinsame Regionalvermarktung mit der BioHöfeGemeinschaft bis zum Aktionsbündnis »Keine Gentechnik auf Sachsen-Anhalts Feldern«. Die Lobbyarbeit wird durch die räumliche Nähe zum Agrar- und Umweltministerium erleichtert, das in Sichtweite der BUND-Geschäftsstelle liegt. Mit den Sachbearbeitern des Ministeriums teilt man sich seit Jahren das Straßencafé vor der Tür.

Energiepolitisch von bundesweiter Relevanz ist das Endlager für Atommüll in Morsleben. Der BUND hatte 1998 erfolgreich gegen die weitere Einlagerung radioaktiver Abfälle geklagt. Nun soll das Lager stillgelegt werden. Anlass für den BUND, die langfristige Sicherheit dieses Pilotvorhabens kritisch zu hinterfragen.

Spannende Naturschutzprojekte

Doch zwischen der Altmark im Norden und dem Thüringer Vorland im Süden kommt auch der Naturschutz nicht zu kurz. Der BUND betreut hier einige hochkarätige Schutzgebiete. Über die rasante Entwicklung der Goitzsche-Wildnis bei Bitterfeld berichtet das BUNDmagazin regelmäßig - die BUNDstiftung besitzt hier über 1.300 Hektar im einstigen Braunkohletagebau. Nicht minder spannend: Der BUND will die Dornburger »Alte Elbe« revitalisieren. Der mit 21 km längste noch erhaltene Altarm Deutschlands glänzt durch seinen enormen Artenreichtum. Wie gut, dass der Landesvorsitzende ein international renommierter Gewässerökologe ist: Prof. Volker Lüderitz hat sich die Rettung der Alten Elbe zur persönlichen Aufgabe gemacht.

Für das Grüne Band beschäftigt der BUND SachsenAnhalt einen eigenen Mitarbeiter. Dieter Leupold koordinierte erst jüngst neue Flächenkäufe in der Altmark. Schließlich steuert der kleine Landesverband auch die Kampagne zum Schutz der Alleen, die von BUND-Mitarbeitern in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt umgesetzt wird. Die Naturschutzund Alleenreferentin Melanie Medau-Heine hat mit Aktiven bereits über tausend Bäume gepflanzt. Übrigens deckt ein ausgewachsener Baum täglich den Sauerstoffbedarf von zehn Menschen. So schnell also wird dem BUND in Sachsen-Anhalt nicht die Puste ausgehen.

Sachsen-Anhalt, Tel. (03 91) 5 63 07 80, info@bundsachsen-anhalt.de;
weitere Infos gibt es gedruckt oder als Download unter www.bundsachsen-anhalt.de

Bildunterschriften der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildungen der Originalpublikation:

Überall in Sachsen-Anhalt pflanzt der BUND Alleebäume, gemeinsam mit aktiven Paten von der Schulklasse bis zum Sportverein.
Die Samenbank in Gatersleben bewahrt das Saatgut Tausender Pflanzensorten auf. In direkter Nähe der Erhaltungsfelder wurde Genweizen angebaut, wogegen auch der BUND protestierte.
Gesammelte Materialien für Aktive gibt es beim Landesverband für 5 EUR.

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Quelle:
BUNDmagazin 3/2010, S. 32-33
Herausgeber:
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND)
Friends of the Earth Germany
Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin
Tel. 030/27586-457, Fax. 030/27586-440
Email: redaktion@bund.net
Internet: www.bund.net

Das BUNDmagazin ist die Mitgliederzeitschrift
des BUND und erscheint viermal im Jahr


veröffentlicht im Schattenblick zum 16. Dezember 2010