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VIELFALT/129: Alarmierende Bedrohung der Artenvielfalt hält weiter an (NABU NRW)


NABU Landesverband Nordrhein-Westfalen - 22. Mai 2009 - Artenschutz

Alarmierende Bedrohung der Artenvielfalt hält weiter an

NABU: Landesregierung muss Artenschutz endlich als Querschnittsaufgabe begreifen


Düsseldorf - Anlässlich des heutigen Tages der Biologischen Vielfalt weist der NABU auf die anhaltende Gefährdung der heimischen Arten hin. "Das erklärte Ziel den Artenschwund bis 2010 zu stoppen wird auch in Nordrhein-Westfalen nicht mehr erreicht werden", sagt Josef Tumbrinck, Vorsitzender des NABU NRW. Das Land sei zwar Ende 2007 dem so genannten Countdown 2010-Prozess medienwirksam beigetreten. Doch habe dies nicht zu konsequenten Maßnahmen geführt. Trauriger Beleg für die anhaltende Gefährdung der Artenvielfalt sei die vor kurzem veröffentlichte, neue Rote Liste der Brutvögel in NRW. In fast allen Lebensräumen seien Vogelarten von massivem Rückgang betroffen. "Einzelne Erfolge wie beim Wanderfalken, dem Uhu oder dem Weißstorch dürfen nicht über die ansonsten dramatische Lage hinwegtäuschen", so Tumbrinck.

48 Prozent aller Brutvogelarten Deutschlands (120 Arten) seien gefährdet. In Nordrhein-Westfalen sehe es ähnlich aus: Von insgesamt 212 Brutvogelarten stehen 81 Arten als ausgestorben, vom Aussterben bedroht oder gefährdet auf der Roten Liste, 18 weitere Arten sind potenziell gefährdet. Besonders alarmierend ist der Rückgang bei Arten wie Uferschnepfe, Kuckuck, Pirol, Feldlerche, Grauammer und Mehlschwalbe. Besorgniserregend sei auch das ehemalige Allerweltsarten wie Haussperling oder Star nun in die so genannte Vorwarnliste aufgenommen wurden. "Hauptverantwortlich für diese zum Teil gravierenden Einbrüche ist die immer weiter fortschreitende Intensivierung der Landwirtschaft, die zum Verlust von geeigneten Lebensräumen wie Grünland, Brachflächen, Hecken oder Gebüschen führt", klagt der NABU-Landeschef an. Aber auch die Gebäudesanierung, Aufräumwut im Siedlungsbereich und der Klimawandel machten sich bei dieser neuen Roten Liste bemerkbar.

Zwar habe Umweltminister Uhlenberg noch Anfang des Jahres Erfolge beim Artenschutz in NRW vermeldet. Allerdings zeigten die aktuellen Zahlen, dass die vom Land mit freiwilligen Partnern durchgeführten Maßnahmen, darunter das Anbringen von Nistkästen für die Rauchschwalbe oder das Pflanzen von Alleen nicht ausreiche, um flächige Verbesserungen für den Artenschutz zu erreichen. Dazu Tumbrinck: "Um das fortdauernde Artensterben endlich aufzuhalten, muss der Minister größere Schritte machen und zudem auf den Rückhalt seiner Kollegen aus den übrigen Ressorts zählen können." Die Landesregierung müsse den Umwelt- und Naturschutz endlich als Querschnittsaufgabe begreifen, bei dem jedes Ressort gefordert sei. "Wer Forst- und Landwirtschaft, Verkehrs- und Siedlungspolitik, Finanzen sowie die politischen Rahmenbedingungen ausblendet, kommt beim Naturschutz keinen Schritt weiter."

Der NABU fordert die Landesregierung zudem auf sich für ein 'Bundesprogramm Biologische Vielfalt' einzusetzen. Die Umsetzung der Maßnahmen der 'Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt' könnte so gebündelt und in Zusammenarbeit mit den Bundesländern, Kommunen, Eigentümern und Landnutzern vorangetrieben werden. Als Gegenmodell zum "weiter wie bisher" habe der NABU mit seinem "Masterplan 2010" bereits im vergangen Jahr konkrete Maßnahmen aufgezeigt, wie dem fortschreitenden Artenschwund sofort begegnet werden kann.


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Quelle:
Pressemitteilung Nr. 27/09, 22. Mai 2009
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland e.V.
NABU Nordrhein-Westfalen
Merowingerstr. 88, 40225 Düsseldorf
Tel.: 0211/15 92 51-14, Fax: 0211/15 92 51-15
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Internet: www.NABU-NRW.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 24. Mai 2009