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VERKEHR/691: BUND empfiehlt nationale Seehafenkooperation als Weg aus der Umschlagskrise (BUND SH)


BUND Landesverband Schleswig-Holstein e.V. - Kiel, 12. November 2009

Elbvertiefung ist keine Lösung

BUND empfiehlt nationale Seehafenkooperation als Weg aus der Umschlagskrise


Die erneute Forderung der Hafenwirtschaft nach einer Vertiefung der Tideelbe stößt auf deutliche Kritik der norddeutschen Landesverbände des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Anstatt die Wachstumsdelle für zukunftsfähige Konzepte zu nutzen und eine insbesondere tiefgangsbezogene Arbeitsteilung der norddeutschen Häfen zu organisieren, würden von der Hafenwirtschaft überholte Wachstumsparolen ausgerufen. Nach Einschätzung des BUND ist es ohnehin unmäßig, sich mit dem Hafen von Rotterdam zu messen.

"Wer die Ausbaudimensionen von Rotterdam kennt, muss einsehen, dass Hamburg Rotterdam nicht übertrumpfen kann. Der Ausbau von Maasvlakte II mit ca. 1000 ha zusätzlicher Fläche zeigt, dass Hamburg aufgrund seiner Lage und des Zuschnitts des Hafens nichts Vergleichbares entwickeln kann. Es ist an der Zeit, dies zu erkennen und eine ökologisch und ökonomisch tragfähige Perspektive für den Hamburger Hafen aufzubauen", so Manfred Braasch, Landesgeschäftsführer des BUND Hamburg.

Die momentane Wirtschaftskrise zeigt, dass Hamburgs Lage weit im Binnenland dazu führt, dass der so genannte Transshipmentverkehr schneller und kostengünstiger über seewärtige Standorte wie Rotterdam - oder demnächst über den JadeWeserPort in Wilhelmshaven - abgewickelt werden. Nicht die Tiefgangsrestriktionen auf der Elbe sind das entscheidende Hemmnis, sondern der über 200 Kilometer lange Umweg (hin und zurück) über Hamburg für Verkehre in den baltischen Raum.

Die realen Tiefgänge der Containerschiffe zeigen, dass sogar die heute bestehenden Fahrwassertiefen i. d. R. nicht ausgenutzt werden. Einlaufend ist ein Tiefgang von bis zu 15,10 m auf der Hochwasserwelle möglich, bislang hat nur ein einziges Containerschiff in den letzten Jahren diesen Spielraum ausgeschöpft. Die Rentabilität eines solchen Vorhalteprojekts ist ökonomisch absurd und ökologisch katastrophal.

Fakt ist zudem, dass das Verfahren zur geplanten Elbvertiefung seit fast drei Jahren wegen eklatanter Mängel und Fehleinschätzungen in der Sackgasse steckt. Unabhängige Experten halten das Projekt nicht mit den Vorgaben des Europäischen Naturschutzes vereinbar. Auch die Kosten für die Unterhaltungsbaggerung laufen aufgrund der ständigen Eingriffe in den Fluss völlig aus dem Ruder und die künftige Finanzierung der HPA scheint unklar.

"Wir sehen hier insbesondere die GAL in Hamburg in der Pflicht, für eine kritische Überprüfung des mehr als 400 Millionen teuren Schildbürgerstreichs zu sorgen. Laut Koalitionsvertrag sind sich die Regierungsparteien uneinig über die "Sinnhaftigkeit" des Projektes. Bessere Argumente als die realen Entwicklungen im Zuge der Weltwirtschaftskrise wird es nicht mehr geben", so die BUND-Landesverbände Hamburg, Kiel und Niedersachsen.


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Quelle:
Presseinformation, 12.11.2009
Herausgeber: Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.
BUND Landesverband Schleswig-Holstein
Lerchenstr. 22, 24103 Kiel
Tel.: 0431/66060-0, Fax: 0431/66060-33
E-mail: bund-sh@bund-sh.de
Internet: www.bund-sh.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 14. November 2009