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VERKEHR/726: Streitfall - Zukunftsfähige Mobilität bei schwindenden Ölreserven (BUND)


Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) - Pressemitteilung vom 22. März 2010

Köhler hat verstanden: Ölkrise droht

Köhler hat verstanden: Auto-Umweltkosten höher als der ADAC wahrhaben will


Berlin: Im Streit um die Kosten des Verkehrs und die zu große Abhängigkeit der Wirtschaft von der Automobilindustrie hat der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer vorgeworfen, seine Rolle zu verkennen. Indem er sich auf die Seite des ADAC stelle und die Vorschläge von Bundespräsident Horst Köhler für eine zukunftsfähige Mobilität zurückweise, wende er sich indirekt auch gegen die Autofahrer. Deren Mobilität sei nicht durch moderat steigende Benzinpreise wie im Falle der Ökosteuer bedroht. Sie sei bedroht, weil der weltweit explodierende Ölverbrauch die Preise nach oben treibe und das Öl zunehmend knapper werde.

Inzwischen steige deshalb die Nachfrage nach sparsamen Fahrzeugen. Deutsche Autohersteller würden diesen Trend jedoch weitgehend ignorieren, indem sie weiter auf übermotorisierte PS-starke Autos der sogenannten "Premiumklasse" setzten. "Es wäre hilfreicher, wenn Peter Ramsauer die Hersteller zur Produktion leichterer und sparsamerer Fahrzeuge auffordern würde", sagte der BUND-Verkehrsexperte Werner Reh. "Unterlässt er dies, dann trägt er Verantwortung dafür, wenn die nächste Ölkrise der deutschen Wirtschaft schweren Schaden zufügt", so Reh.

Die Öffentlichkeit werde auch getäuscht, indem die Produktion von "Premiumwagen" als Arbeitsplatz sichernde Zukunft der Autoindustrie gepriesen werde. Damit würden viele Politiker genauso wie die Manager der deutschen Autokonzerne erneut eine ökologische Herausforderung verschlafen - diesmal den Trend zu kleineren und leichteren Fahrzeugen. Für eine zukunftsfähige Mobilität seien entschlossene Maßnahmen zur Verkehrsvermeidung, zur Verlagerung auf öffentliche Verkehrsmittel und ein Ausbau von Radwegen und Fußgängerzonen erforderlich.

Reh warf der Industrie vor, die Probleme schwindender Ölreserven und des fortschreitenden Klimawandels auszublenden. Um den Erfordernissen des Klimaschutzes gerecht zu werden, müssten die durchschnittlichen CO2-Emissionen neuer Pkw bis 2020 auf etwa 80 Gramm pro Kilometer sinken. Dies bedeute eine Verdoppelung der Effizienz neuer Autos. Gelinge dies nicht, würden die Anhebung der Mineralölsteuer oder eine CO2-Abgabe für Pkw und damit drastisch steigende Benzinpreise unvermeidlich.

Reh: "Die Autoindustrie muss handeln. Mit dem Einsatz von dreihundert Euro lassen sich die CO2-Emissionen eines VW-Golf um 40 Gramm - also um fast ein Viertel - senken. Diese Kosten kommen durch die Spriteinsparung in etwa zwei Jahren wieder rein. Wenn ein Kompaktwagen nur noch 800 Kilogramm statt 1,3 Tonnen wiegt, werden bei angepasster Motorleistung und entsprechender Fahrweise noch einmal vierzig Gramm CO2 pro Kilometer eingespart. Das Ziel heißt zukunftsfähige Mobilität. Das ist die Richtung, die Köhler meint, die dem Autofahrer nützt und in die Ramsauer offensichtlich getrieben werden muss."


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Quelle:
BUND-Pressedienst, 22.03.2010
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND)
Freunde der Erde Deutschland
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veröffentlicht im Schattenblick zum 24. März 2010