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VERKEHR/748: Hochwassservorsorge. BUND fordert Reformierung der Bundeswasserstraßenverwaltung (BUND)


Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) - Pressemitteilung vom 30. Mai 2010

Hochwasservorsorge wird auf Deichbau reduziert.

Reformierte Wasserstraßenverwaltung könnte ökologischen Hochwasserschutz umsetzen


Berlin: Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat anlässlich des Oder-Hochwassers die Reformierung der Bundeswasserstraßenverwaltung gefordert. Während in der Verwaltung der Wasserstraßen auf jeden einzelnen Binnenschiffer mehrere Behördenangestellte kämen, scheitere der ökologische Hochwasserschutz am fehlenden Personal und an mangelnder Finanzierung. Eine reformierte Wasserstraßenverwaltung müsse die von ihr bisher verbauten Flüsse wieder in einen naturnahen Zustand versetzen und umweltgerechte Strategien zur Hochwasservorsorge entwickeln.

Erforderlich seien außerdem Konzepte zur Beherrschung der wegen der Klimaerwärmung auftretenden extremen Hoch- und Niedrigwasserstände der Flüsse. Im Osten Deutschlands gelte dies vor allem an Oder und Elbe. Im Einzugsgebiet der Flüsse müssten natürliche Wasserspeicher wie Auen, Moore und Nasswiesen renaturiert werden. Deren Wirkung ähnele der von riesigen Schwämmen, die überschüssiges Regenwasser aufsaugen und speichern könnten.

Hubert Weiger, Vorsitzender des BUND: "Hochwasserschutz darf nicht auf den Deichbau verengt werden. Auch beim Oder-Hochwasser reden Behördenvertreter und Politiker wieder fast ausnahmslos darüber, ob die Deiche halten oder nicht. Absurderweise beklagen manche sogar, dass in Polen nicht mehr Deiche gebrochen sind, damit sich die Hochwassergefahr für Deutschland verringert. Kaum jemand spricht über die Notwendigkeit, im Einzugsbereich der Flüsse den ursprünglichen natürlichen Zustand wiederherzustellen und mehr Überschwemmungsflächen zu schaffen."

Zwar habe die rot-grüne Bundesregierung nach der Elbe-Flut von 2002 ein 5-Punkte-Programm zur Hochwasserbekämpfung vorgelegt und ein Hochwasserschutzgesetz erlassen. In der Realität sei davon jedoch nur wenig umgesetzt worden. Nach wie vor fehle ein generelles Bau- und Ackerverbot in potentiellen Überschwemmungsgebieten. Auch das Vorhaben, den Flüssen mehr Raum zu geben, sei weitgehend gescheitert. Sebastian Schönauer, BUND-Experte für Hochwasserschutz: "Entweder wir lernen aus der aktuellen Oder-Flut, dass die Flüsse in einen möglichst natürlichen Zustand gebracht werden müssen oder das nächste Hochwasser wird wieder Menschenleben fordern und enorme Sachschäden anrichten. Es darf nicht sein, dass regionale Nutzungsinteressen Vorrang haben vor dem Schutz von Menschenleben. Deichbauten und andere technische Maßnahmen zur Abwehr des Hochwassers wiegen die Anwohner in einer fragwürdigen Sicherheit. Es bleibt die ständige Gefahr von Deichbrüchen und Überflutungen. Ein wirklicher Schutz wird nur mit Konzepten des ökologischen Hochwasserschutzes zu erreichen sein."


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Quelle:
BUND-Pressedienst, 30.05.2010
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND)
Freunde der Erde Deutschland
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veröffentlicht im Schattenblick zum 1. Juni 2010