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VERKEHR/806: Verringerung der Schiffsemissionen - Forschungsstelle legt Optionen dar (KEG)


Europäische Kommission - Brüssel, den 20. Dezember 2010

Verringerung der Schiffsemissionen: Gemeinsame Forschungsstelle der Kommission legt Optionen dar


Die Schifffahrt ist für rund 4% der weltweit vom Menschen verursachten CO2-Emissionen verantwortlich, was dem Umfang nach mit den Treibhausgasemissionen Deutschlands vergleichbar ist. Bislang wurden noch keine Vorschriften für die Emissionen des internationalen Seeverkehrs vereinbart, doch wird die Problematik derzeit in der Internationalen Seeschifffahrts-Organisation (IMO) und auf der Konferenz zum Rahmenüberkommen der Vereinten Nationen über Klimaänderungen (UNFCCC) erörtert. In Bezug auf die Treibhausgasemissionen ist der Seeverkehr der umweltfreundlichste Verkehrsträger. Wenn jedoch keine Maßnahmen getroffen werden, dürften die Schiffsemissionen bis 2050 voraussichtlich um 150-200% steigen. Derzeit befördern rund 50 000 Handelsschiffe 90% aller Waren. Die Schifffahrt ist somit für die Weltwirtschaft unersetzlich. Ein heute von der Gemeinsamen Forschungsstelle (JRC) der Kommission veröffentlichter Bericht gibt zum ersten Mal einen umfassenden Überblick über die Methoden zur Abschätzung der Luftschadstoffemissionen des Seeverkehrs, beschreibt technische Lösungen und analysiert Politikoptionen zur Verringerung der Treibhausgas- und Luftschadstoffemissionen dieses Verkehrszweigs.

Máire Geoghegan-Quinn, Kommissarin für Forschung, Innovation und Wissenschaft, erklärte dazu: "Dieser JRC-Bericht macht deutlich, warum die Schiffsemissionen ebenso wie Emissionen aus vielen anderen Quellen verringert werden müssen, sowohl zur Bewältigung des Klimawandels als auch zur Verhinderung schwerer gesundheitlicher Beeinträchtigungen. Erörtert werden darin auch die Optionen für die Erreichung der nötigen Emissionsminderungen durch technologische Innovation in Verbindung mit einer marktgestützten Politik. Die Studie ist auch ein perfekter Beleg dafür, wie die wissenschaftliche Arbeit der Gemeinsamen Forschungsstelle der Kommission dazu beitragen kann, politische Fortschritte bei den Zielen zu erreichen, die sich die EU mit der Innovationsunion und dem Programm Europa 2020 gesetzt hat."

Zwar weist der Seeverkehr im Vergleich zu anderen Verkehrsträgern den geringsten CO2-Ausstoß pro befördertem Tonnenkilometer auf, doch wird davon ausgegangen, das seine Treibhausgasemissionen vom jetzigen Niveau von rund 1 Mrd. Tonnen im Jahr in den nächsten vier Jahrzehnten um rund 150-200% steigen werden.

Außerdem trägt die Schifffahrt auch zur Luftverschmutzung bei. Wenn keine Maßnahmen ergriffen werden, wird die Luftverschmutzung auf den Hauptschifffahrtsstraßen weiter zunehmen, da der Schwefeldioxidausstoß in den nächsten zwei Jahren um schätzungsweise 10-20% steigen wird. Schiffsdiesel enthält sehr viel Schwefel, im weltweiten Durchschnitt 27.000 ppm (Millionstel) und in Schwefelemissionskontrollgebieten bis zu 10.000 ppm.

Aufgrund einer neuen IMO-Übereinkunft werden Schiffe in den Schwefelemissionskontrollgebieten der Ost- und Nordsee bis 2015 Kraftstoff mit einem Schwefelgehalt von nur 0,1% verwenden müssen, wie dies aufgrund von EU-Rechtsvorschriften in den EU-Häfen bereits der Fall ist.

Es besteht ein erhebliches Potenzial für die Minderung der Schiffsemissionen. Technische Lösungen zur Verringerung des Kraftstoffverbrauchs und der Emissionen von Luftschadstoffen und Treibhausgasen stehen schon zur Verfügung und erstrecken von der besseren Konstruktion von Schiffen, Antrieben und Maschinen bis hin zu einem optimierten Betrieb. Der neue JRC-Bericht trägt dazu bei, die Umweltauswirkungen der weltweiten Schifffahrt, auch auf die Gesundheit, stärker in das Bewusstsein zu rücken. Er analysiert die methodischen Fragen, die sich den Wissenschaftlern bei der Bewertung der Umweltauswirkungen des Schiffsverkehrs stellen, und deckt auf, welche Mängel hinsichtlich zuverlässiger und umfassender Informationsquellen bestehen. Es wird auch eine detaillierte Bewertung der Kosteneffizienz und des Emissionsminderungspotenzials der verschiedenen im Bericht beschriebenen technischen Optionen vorgenommen.

Die technischen (auf Kraftstoffe und Motortechnik bezogenen) Lösungen sollten durch andere Maßnahmen ergänzt werden, um die CO2- und Luftschadstoffemissionen wesentlich zu verringern. Zusätzlich müssen marktgestützte Optionen für Maßnahmen sowohl auf regionaler wie auf weltweiter Ebene geprüft werden. In dem Bericht wird daher auch untersucht, wie sich marktwirtschaftliche Mechanismen einführen lassen, beispielsweise ein System für den Handel mit Treibhausgas-Emissionsrechten für die Schifffahrt auf internationaler Ebene.

Der JRC-Bericht zeigt somit als erster einen umfassenden Rahmen auf, innerhalb dessen eine Strategie zur Minderung der Luftschadstoffemissionen von Schiffen entworfen werden kann, und stellt das analytische Instrumentarium zur Formulierung einer wirksamen Politik bereit.


JRC-Berichte

Die JRC-Berichte geben die Sicht der Gemeinsamen Forschungsstelle bezüglich Themen wieder, bei denen sie über anerkanntes Fachwissen verfügt. Sie stellen einen Bezugsrahmen für politische Entscheidungsträger, Forscher, die beteiligten Kreise und die nichtfachliche Öffentlichkeit bereit. JRC-Berichte dienen der Darlegung des gegenwärtigen Wissensstands in bestimmten Bereichen der wissenschaftlichen Forschung oder der Politikbewertung.


Rechtslage in Bezug auf Schiffsemissionen

Die Strategie Europa 2020 umfasst als übergeordnetes Ziel für 2020 die Zusage, die Treibhausgasemissionen um mindestens 20% gegenüber dem Stand von 1990 oder, falls die Bedingungen dies zulassen, um 30% zu verringern. Der Umfang dieser Zusage ist in den EU-Rechtsvorschriften im Bereich des Klimaschutzes und der Energie festgelegt. Nach diesen Rechtsvorschriften sollten alle Wirtschaftszweige zu diesen Emissionsreduktionen beitragen, einschließlich der Seeschifffahrt und der Luftfahrt. Falls bis 2011 von der Gemeinschaft keine internationale Übereinkunft genehmigt wird, die die Emissionen des internationalen Seeverkehrs in ihre Reduktionsziele einbezieht, sollte die Kommission die Emissionen des internationalen Seeverkehrs in die Reduktionszusage der Gemeinschaft aufnehmen mit dem Ziel, den vorgeschlagenen Rechtsakt bis 2013 in Kraft zu setzen.


http://ec.europa.eu/governance/impact/planned_ia/docs/2012_clima_001_greenhouse_maritime_transport_en.pdf

http://ec.europa.eu/governance/impact/planned_ia/roadmaps_2011_en.htm#clim_act



Weitere Informationen

Der JRC-Bericht "Regulating air emissions from ships: the state of the art on methodologies, technologies and policy options" (Regulierung der Luftschadstoffemissionen von Schiffen: Stand der Technik hinsichtlich Methodik, Technologien und Politikoptionen) kann unter folgender Adresse heruntergeladen werden: http://www.jrc.ec.europa.eu/rr

Weitere Informationen zu JRC-Aktivitäten im Bereich Luftqualität und Klimaänderungen: http://ies.jrc.ec.europa.eu/

Weitere Informationen zur EU-Politik bezüglich Schiffsemissionen: http://ec.europa.eu/environment/air/transport/ships_directive.htm

Weitere Informationen zur EU-Politik zum Seeverkehr:
http://ec.europa.eu/transport/maritime/index_en.htm



© Europäische Gemeinschaften, 1995-2010


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Quelle:
Pressemitteilung IP/10/1747, 20.12.2010
Europäische Kommission (KEG), Brüssel
Internet: www.ec.europa.eu, www.europa.eu/rapid/


veröffentlicht im Schattenblick zum 24. Dezember 2010