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VERKEHR/832: Österreichisch-ungarische Dissonanzen um den Donausbau (BBU WASSER-RUNDBRIEF)


BBU-WASSER-RUNDBRIEF Nr. 964 vom 04. Jan. 2011 - 30. Jahrgang

regioWASSER e.V. - Freiburger Arbeitskreis Wasser im Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz e.V. (BBU)

Österreichisch-ungarische Dissonanzen um den Donausbau


Der für die Binnenschifffahrt zuständige EU-Kommissar JOHANNES HAHN wunderte sich unlängst über die "unverständlichen Auslastungsunterschiede" zwischen Donau und Rhein: Letzterer ist zwar nur 800 Kilometer lang, auf ihm werden aber 330 Millionen Tonnen pro Jahr transportiert. Auf der Donau, die eine mehr als dreimal so lange schiffbare Strecke aufweist, sind es gerade einmal 50 Millionen Tonnen. Im Rahmen einer "Donaustrategie" stellt die EU bis 2013 100 Milliarden Euro bereit. Die Fördergelder sind auch dafür gedacht, dass die Donauanrainerländer die Donau schifffahrtsgerechter umbauen. Die stagnierende Güterschifffahrt auf der Donau soll endlich einen zweiten Frühling erleben. Doch das Ausbaggern der Fahrrinne von 2,20 Meter auf 2,70 Meter muss von den jeweiligen EU-Mitgliedstaaten kofinanziert werden, was wohl zur mageren Ausschöpfung der EU-Mittel von bislang nur 20 Prozent geführt hat. Die konservative Regierung in Budapest will die Donaustrategie daher im ersten Halbjahr 2011 während ihrer EU-Ratspräsidentschaft pushen und auf den zumindest teilweisen Entfall der Kofinanzierung drängen. Trotzdem hat der Donauausbau zu Gunsten der Güterschifffahrt für Ungarn nicht die erste Priorität. Lt. einem Bericht in der PRESSE vom 31.12.10 sind den Ungarn die Trinkwassersicherung und der Hochwasserschutz wichtiger. In Ungarn fürchtet man die Ausbaupläne in Österreich. Da durch die Staustufen in Österreich der Geschiebetransport in der Donau zum Erliegen gekommen ist, könnte sich die Sohleneintiefung bis nach Ungarn fortsetzen.


Der Donau droht der Sohldurchschlag

Unterhalb von Wien hat die Tiefenerosion lt. PRESSE jetzt schon eine "dramatische Situation" hervorgerufen: "Für den Nationalpark Donau-Auen ist Gefahr im Verzug, weil durch die zunehmende Eintiefung der Donau der Wasserpegel sinkt und weniger Wasser in die Augebiete und Donaunebenarme fließt. Ein Sohldurchschlag droht."

Kommt es zum Sohldurchschlag, würde die Tiefenerosion völlig außer Kontrolle geraten. Bei Bad Deutsch-Altenburg testen die Österreicher jetzt eine spezielle Sohlstabilisierung: Geschiebe, das sich in den oberhalb liegenden Staustufen absetzt, soll stromab der hungrigen Donau zum Fraße vorgeworfen werden. Die Körnung des Kieses, der im Erosionsbereich verklappt wird, muss dabei so gewählt werden, dass es zu einer Sohlpanzerung kommt. In der online-Kommentarspalte der PRESSE wird derzeit eine heftige Auseinandersetzung zwischen Donaufundis und Realos geführt, ob dies eine verantwortbare Strategie sein kann (vgl. RUNDBR. 785/4). Denn die Sohlpanzerung wird nicht nur den Grundwasserstand im ältesten Nationalpark Österreichs stabilisieren. Von der Sohlpanzerung würde auch die Binnenschifffahrt profitieren. [Vor einer Generation war an diesem Donauabschnitt noch vorgesehen gewesen, mit der Staustufe Hainburg nicht nur die Tiefenerosion partiell zu stoppen und die Schiffbarkeit zu verbessern, sondern auch die Donau letztmals vor der österreichisch-ungarischen Grenze zu verstromen. Durch eine inzwischen legendäre "Auwaldbesetzung" mitten im frostigen Winter 1984/1985 konnte diese Staustufe verhindert werden.]


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Quelle:
BBU-WASSER-RUNDBRIEF - Nr. 964/2011
Herausgeber:
regioWASSER e.V. - Freiburger Arbeitskreis Wasser
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veröffentlicht im Schattenblick zum 11. April 2011