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VERKEHR/840: Afrika - Sparsam mit Pedalkraft in die Zukunft, Fahrräder als Transportmittel geschätzt (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 1. Juni 2011

Afrika: Sparsam mit Pedalkraft in die Zukunft - Fahrräder als Transportmittel geschätzt

Von Gail Jennings


Kapstadt, 1. Juni (IPS) - Auf das Fahrrad als in Afrika unentbehrliches und zeitgemäßes Transportmittel lässt Patrick Kayemba nichts kommen. "Wir sind nicht darauf angewiesen, dass uns jemand mit einem besseren Transportsystem beglückt", stellt der Geschäftsführer der 'First African Bicycle Information Organisation' in Uganda (FABIO) fest.

"Das Fahrrad ist kein Symbol für Rückständigkeit, wie es uns die Politiker weismachen wollen", erklärte der ugandische Aktivist vor einem internationalen Pedalisten-Auditorium in der zur 'Velo-City 2011' gekürten spanischen Stadt Sevilla. "Bei uns in Afrika ist das Fahrrad kein Freizeit- oder Sportgerät. Wer ein Fahrrad besitzt, kommt an sauberes Trinkwasser, erreicht den Arbeitsplatz und soziale Dienste und kann alles Mögliche transportieren."

Kayembas Organisation hat sich auch als Kreditgeber etabliert, der die Anschaffung eines Fahrrads, einer Rikscha oder eines motorisierten Fahrradtaxis mit Mikrokrediten finanzierbar macht.

In vielen afrikanischen Ländern südlich der Sahara befördert das Fahrrad die wirtschaftliche Entwicklung und die Armutsbekämpfung. Zahllose Erfolgsgeschichten berichten über Kostenersparnis und die Verbesserung der Lebensumstände von Menschen, die in die Pedale treten anstatt lange Wege zu Fuß zurücklegen oder als Pendler teure Beförderungsmittel wie Minibusse oder Taxis nutzen zu müssen.

Die meisten Fahrräder, die in Afrika unterwegs sind, werden von Hilfsorganisationen gespendet und über lokale Organisationen verteilt. In Namibia kümmert sich ein seit 2006 bestehendes Netzwerk ('Bicycling Empowerment Network' - BENN) um den Import von Fahrrädern, die über 25 Verteilerläden, so genannten Bicycling Empowerment Centres (BECs), angeboten werden. Die Initiatoren Michael Linke und Clarisse Cunha-Linke haben bislang fast 20.000 Drahtesel importiert.


Wachsender Bedarf

"Der Bedarf an Fahrrädern wächst ständig", berichtete Karemba. "Was wir brauchen sind besonders strapazierfähige, modern ausgerüstete Räder, mit denen sich Lasten befördern lassen - nicht nur Second-Hand-Räder, die anderswo ausrangiert wurden."

Vertreter der Zuliefererindustrie, allen voran Weltmarktführer Shimano, die in Afrika neue Märkte erschließen wollen, hatten ein offenes Ohr für dieses Anliegen. Gemeinsam mit zivilen Organisationen aus über 15 Ländern Subharas verabschiedeten sie die 'African Agenda for Bicycles'.

Mit ihrem Hauptziel, neue Fahrräder in Afrika erschwinglicher zu machen, wollen sie sich für die Senkung von Einfuhrzöllen und Steuern für Fahrräder und Fahrradteile einsetzen sowie für lokale Betriebe, in denen Fahrräder zusammengeschraubt werden. "Darauf haben wir lange gewartet", begrüßte Kayemba die Initiative. "Jetzt müssten auch die Regierungen einsehen, dass das Fahrrad eine Zukunft hat." (Ende/IPS/mp/2011)


Links:
http://www.fabio.or.ug/
http://www.benbikes.org.za/namibia
http://www.ipsnews.net/news.asp?idnews=55813

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veröffentlicht im Schattenblick zum 2. Juni 2011