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WALD/193: Konferenz zur EU-Waldpolitik - Letzte Urwälder Europas retten (NABU)


Naturschutzbund Deutschland (NABU) e.V. - Pressedienst, 4. Februar 2020

NABU: Europa braucht mehr wilde Wälder

Krüger: EU muss Schutz von Klima und Artenvielfalt im Wald gemeinsam denken / Letzte Urwälder Europas retten


Brüssel/Berlin - Anlässlich der am heutigen Dienstag beginnenden Konferenz, auf der die EU Grundlagen ihrer künftigen Waldpolitik diskutiert, fordert der NABU, den Schutz von Klima und Artenvielfalt im Wald stärker gemeinsam zu denken.

"Naturnahe Wälder gehören zu unseren wichtigsten Verbündeten im Kampf gegen die Klimakrise. Sie speichern Kohlenstoff, puffern Extremtemperaturen und Starkregen. Diese Fähigkeiten müssen wir stärken, um unsere Wälder fit für den Klimawandel zu machen. Und mit dem Rohstoff Holz bieten Wälder die Chance, Kohlenstoff langfristig in Möbeln, Bauteilen oder Häusern zu binden", so NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger.

Gleichzeitig sind Wälder Erholungs- und Lebensräume für Menschen, Tiere und Pflanzen. Doch Erderhitzung und intensive Bewirtschaftung setzen sie zunehmend unter Druck: Allein in Deutschland sind nach Angaben des Bundeslandwirtschaftsministeriums 180.000 Hektar Wald stark geschädigt. Studien zeigen zudem, dass die Insektenmasse in deutschen Wäldern in den Jahren 2008 bis 2017 um 41 Prozent zurückgegangen ist. Auch die Vielfalt der Arten ist um 36 Prozent gesunken.

"Die EU hat jetzt die große Chance, Arten und Klima im Wald gleichermaßen zu schützen. Diese Chance muss sie nutzen", so Krüger. Entscheidend sei, dass die EU der Verlockung widerstehe, jetzt vor allem auf plantagenartige Aufforstungen mit schnell wachsenden Baumarten zu setzen, um diese auf die Klimaziele anrechnen zu lassen. "Viel wichtiger ist jetzt der Umbau unserer vorhandenen Wälder hin zu klimawandelsicheren Mischwäldern, die Kohlenstoff und Wasser speichern. Und es darf keinen vermehrten Einschlag unter dem Deckmantel des Klimaschutzes geben", so NABU-Präsident Jörg-Andres Krüger.

Die EU-Waldstrategie soll unter der im Juni 2020 beginnenden deutschen Ratspräsidentschaft fertig gestellt werden und für die nächsten zehn Jahre gelten. Eine zentrale Herausforderung ist dabei auch der Stopp des Raubbaus an den letzten Urwäldern Europas. In Rumänien, Bulgarien und der Ukraine werden jahrtausendealte Urwälder abgeholzt, obwohl sie teils zum UNESCO-Weltnaturerbe zählen. "Die EU-Waldstrategie muss zudem unseren Fußabdruck in den Wäldern der Welt klar aufzeigen. Schon heute importieren wir über 50 Prozent des Zellstoffes für die Papierherstellung aus dem Ausland. Das geht auch auf Kosten von Urwäldern und Klima", so der NABU-Präsident.

Zudem müsse die energetische Nutzung von Holz sinken. Aktuell landen in Deutschland über 60 Prozent des geschlagenen Laubholzes im Ofen. "Holz wird meist geerntet ehe die Bäume ihr Potenzial als CO2-Speicher voll ausgeschöpft haben. Es sollte daher mehrfach genutzt werden, in Kaskaden: etwa erst in Bauteilen für Häuser, dann in der Möbelschreinerei und schließlich im Ofen. Denn Holz ist - auch mit Blick auf die Klimakrise und den Zustand unserer Wälder - zu wertvoll, um nur verheizt zu werden", so Krüger.

NABU-Forderungen zur Waldpolitik:
www.NABU.de/wald

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Quelle:
NABU Pressedienst, Nr. 7/20, 05.02.2020
Herausgeber:
Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU)
Pressestelle
Charitéstraße 3, 10117 Berlin
E-Mail: presse@NABU.de
Internet: www.NABU.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 6. Februar 2020

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