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VERKEHR/1039: EU lax bei Dieselemissionen (DNR EU)


Deutscher Naturschutzring (DNR)
Dachverband der deutschen Natur-, Tier- und Umweltschutzverbände e.V.
EU-Koordination

EU-News - Donnerstag, 29. Oktober 2015 / Verkehr

EU lax bei Dieselemissionen


Fahrzeughersteller sollen die EU-Grenzwerte für den Schadstoffausstoß von Dieselautos langfristig um 50 Prozent überschreiten dürfen. Darauf haben sich VertreterInnen der EU-Mitgliedstaaten am Mittwoch geeinigt.

Laut der im Komitologieverfahren erzielten Einigung sollen neue Modelle ab 2017 die Grenzwerte um 110 und ab 2020 um 50 Prozent überschreiten dürfen. Somit können Autobauer immer noch deutlich gegen Grenzwerte verstoßen, kritisieren die Europagrünen und Umweltverbände. Die Euro-6-Abgasnormen schreiben einen maximalen Stickoxidausstoß von 80 Milligramm pro gefahrenen Kilometer (mg/km) vor.

"Diese Entscheidung zeigt, dass die Interessen der Automobilindustrie offenbar nach wie vor mehr wiegen als der Schutz von Umwelt und Gesundheit in der Europäischen Union. Die derzeitigen Tests erlauben es Herstellern, Autos auf den Markt zu bringen, obwohl sie die vorgeschriebenen Grenzwerte überschreiten. Aber mit sogenannten Konformitätsfaktoren werden Autos im Test unter realen Fahrbedingungen bis 2019 noch 168 mg Stickoxid pro Kilometer statt den in der Gesetzgebung vorgesehenen 80 mg/km ausstoßen dürfen. Das ist gerade nach den Erfahrungen mit Volkswagen ein Skandal. Die Grünen/EFA-Fraktion wird prüfen, ob sie rechtlich gegen diese Entscheidung vorgehen kann, die hinter verschlossenen Türen und ohne demokratische Kontrolle getroffen worden ist", sagte Martin Häusling (Grüne), Mitglied im Umweltausschuss des Europäischen Parlaments.

"Bürger werden sich fragen, warum ihre Regierungen lieber Autoherstellern helfen, die bei Emissionstests betrügen, anstatt ihnen saubere Luft zum Atmen zu geben. Diese schändliche und rechtlich fragwürdige Entscheidung muss das Europäische Parlament zurückweisen", forderte Greg Archer von Transport & Environment.

Ab September 2017 soll das neue Verfahren zur Messung des Schadstoffausstoßes zum Einsatz kommen (Real Driving Emissions Procedure - RDE). Vor der Einigung der VertreterInnen der Mitgliedstaaten hatte auch die EU-Kommission einen Vorschlag vorgelegt, demzufolge Hersteller den vorgeschriebenen maximalen Stickoxidausstoß zuerst um 60 und ab 2019 noch um 20 Prozent überschreiten dürfen. [ej]


Stellungnahme Martin Häusling
http://www.martin-haeusling.eu/presse-medien/pressemitteilungen/1130-entscheidung-ueber-abgas-tests-eu-mitgliedsstaaten-verkaufen-verbraucher-fuer-dumm.html

Stellungnahme T&E
http://www.transportenvironment.org/press/governments-double-and-delay-air-pollution-limits-diesel-cars

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Quelle:
EU-News, 29.10.2015
Deutscher Naturschutzring e.V. (DNR)
EU-Koordination
Marienstraße 19-20, 10117 Berlin
E-Mail: eu-info@dnr.de
Internet: www.eu-koordination.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 30. Oktober 2015

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