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VERKEHR/1054: Heimlich, still und leise - Weitere Straßenabschnitte für Gigaliner (BUND BW)


BUND Landesverband Baden-Württemberg - 29. Februar 2016

Gigaliner
"Heimlich, still und leise"

BUND kritisiert Salamitaktik der Landesregierung, die nach und nach weitere Straßenabschnitte freigibt.


"Unsere Befürchtungen werden wahr. Heimlich, still und leise werden immer mehr Straßenabschnitte für überlange Riesen-Lkw freigegeben. Diese Salamitaktik der grün-roten Landesregierung ist ein Einknicken vor den Interessen der Speditionslobby und geht zulasten von Verkehrssicherheit, Klimaschutz und nachhaltiger Mobilität", kritisiert Sylvia Pilarsky-Grosch, Landesgeschäftsführerin des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesverband Baden-Württemberg e. V., den heute bekannt gewordenen Antrag der Landesregierung auf eine Ausweitung des Streckennetzes für Gigaliner.

Insbesondere kritisiert der Umweltverband, dass mit der Freigabe der Landesstraßen L 514/515 auch enge Dorfstraßen von Lang-Lkw befahren werden: "Die L515 geht durch die überwiegend engen und kurvigen Ortsdurchfahrten von Ravenstein-Merchingen, Ravenstein-Ballenberg, Krautheim-Oberndorf, Krautheim-Neunstetten. In Krautheim heißt sie nicht ohne Grund Bergstraße. In diesen Dörfern können Gigaliner leicht zu Chaos und Unfallgefahr führen", erklärt Pilarsky-Grosch.

Mangelnde Transparenz und Partizipationsmöglichkeiten

Ebenso kritisiert der BUND Baden-Württemberg die mangelnde Transparenz des Verfahrens. "Die Öffentlichkeit wird im Unklaren gelassen, auf wie vielen Straßen Gigaliner verkehren sollen. Bislang sprach die Landesregierung von 350 Autobahn-Kilometern. Scheibchenweise kommen die Freigaben ans Licht", sagt Pilarsky-Grosch. "Speditionen und Regierung dürfen nicht im stillen Kämmerchen über die Zulassung von Gigaliner diskutieren. Die Bürgerinnen und Bürger an den betroffenen Straßen haben ein Recht auf Information und Mitsprache." In einer von Allianz pro Schiene2014 in Auftrag gegebenen Umfrage sprachen sich 82 Prozent der Befragten in Baden-Württemberg gegen den Einsatz von Gigalinern aus.

Gigaliner: Mehr statt weniger Lkw auf den Straßen

Riesen-Lkw leisten keinen Beitrag für eine nachhaltige Mobilität. "Die Landesregierung sitzt der Milchmädchenrechnung der Lkw- und Speditionslobby auf und fördert damit den schon heute überbordenden Lastwagenverkehr auf unseren Straßen", erklärt Klaus-Peter Gussfeld, Verkehrsreferent des BUND Baden-Württemberg. "Dass in die überlangen Riesen-Lkw mehr Güter passen und deswegen weniger Lkw fahren sollen, ist schöngefärbte Theorie und allenfalls für die Dauer des bundesweiten Modellversuchs relevant."

In der Praxis werden nach einer allgemeinen Zulassung durch die Riesenlaster deutlich mehr Lastkraftwagen auf den Autobahnen fahren - wie die Erfahrungen in Schweden zeigen. "Durch den zusätzlichen Laderaum wird der Lkw-Verkehr um etwa 30 Prozent billiger. Das heißt, es gibt noch mehr Kostenanreize, die Lagerhaltung auf die Autobahn zu verlegen, anstatt Transporte mit Bahn oder Schiff vorzunehmen", so Gussfeld.

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Quelle:
Presseinformation, 29.02.2016
Herausgeber:
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)
Landesverband Baden-Württemberg e.V.
Marienstraße 28, 70178 Stuttgart
Tel.: 0711 620306-17, Fax: 0711 620306-77
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Internet: www.bund.net/bawue


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. März 2016

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