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ATOM/1036: Chance für Ausstieg aus ITER-Forschung vertan (NaturFreunde)


Pressemitteilung des Bundesvorstandes der NaturFreunde Deutschlands vom 11. Juni 2010:

Chance für Ausstieg aus ITER-Forschung vertan


Berlin, 11.06.2010 - Zur Ablehnung des Antrags von Bündnis 90/Die Grünen "Kernfusionsforschung kritisch überprüfen - ITER-Vertrag kündigen" (17/1433) im Deutschen Bundestag erklärt das Mitglied im Bundesvorstand der NaturFreunde Deutschlands Uwe Hiksch:

Die Hoffnung auf die Atomfusion als Quelle für unbegrenzte Energiegewinnung ist eines der Märchen der 50er Jahre. Diese schon damals falsche Utopie ist seit vielen Jahren gescheitert. Ein internationales Konsortium versucht seit vielen Jahren, mit dem Forschungsreaktor ITER die Atomfusion für die Energiegewinnung nutzbar zu machen. Die Europäische Kommission geht zwischenzeitlich davon aus, dass sich der notwendige Finanzierungsbedarf der EU von ursprünglich 2,7 Milliarden Euro auf zwischenzeitlich 7,2 Milliarden Euro erhöht. Ein Ende ist nicht abzusehen. Das Gesamtprojekt war anfangs mit 5,9 Milliarden Euro geplant worden, zwischenzeitlich sind die Kostenschätzungen auf über 15 Milliarden Euro gestiegen.

Die NaturFreunde Deutschlands bedauern, dass der Deutsche Bundestag, mit den Stimmen von CDU/CSU und FDP, den Antrag von Bündnis 90/Die Grünen abgelehnt hat. Für den Antrag haben die Fraktionen von Bündnis 90/Die Grünen und DIE LINKE gestimmt. Die Fraktion der SPD hat sich bei dieser Abstimmung enthalten.

Die NaturFreunde bekräftigen ihre Forderung nach einem Ende des ITER- Projektes. Sie unterstützen die Forderung, dass sich die Energieforschung aufgrund des Klimawandels vor allem auf die massive Reduzierung der klimaschädlichen Abgase konzentrieren muss. Hierfür müssen Antworten für drängende, technologisch lösbare Probleme gefunden werden. Die Kernfusion, die seit 60 Jahren erforscht wird und noch mindestens weitere 50 Jahre Entwicklung bis zur erhofften Anwendbarkeit braucht, erfüllt diese Anforderung nicht.

Auch die Hoffnungen, mit dem Nachfolger von ITER, dem projektierten Fusionsreaktor DEMO, einen Beitrag zur Lösung der Klimaprobleme leisten zu können, erscheinen aus heutiger Sicht völlig illusionär. Selbst die betroffenen Forschungseinrichtungen gehen davon aus, dass dieser im Idealfall ab 2035 im Versuchsmaßstab Elektrizität generieren könnte. Dabei wird von Seiten der Forscherinnen und Forscher darauf hingewiesen, dass frühestens im Jahr 2055 real Strom mit dem neuen Forschungsreaktor DEMO hergestellt werden kann. Hierfür werden jedoch mehr als 100 Milliarden Euro Forschungskosten notwendig.

Die NaturFreunde fordern deshalb die Politik auf, sofort aus dieser teuren Forschung auszusteigen, und dieses Geld in die Forschung für den schnellen Einsatz von umweltverträglichen Energieträgern umzuleiten.


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Quelle:
Presseinformation vom 11.06.2010
Herausgeber: NaturFreunde Deutschlands
Verband für Umweltschutz, sanften Tourismus, Sport und Kultur
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veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Juni 2010