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ENERGIE/1259: Zum Energiekonzept von Vattenfall - Berliner Klima könnte aufatmen (BUND BE)


BUND Landesverband Berlin e.V. - Pressemitteilung - Berlin, 12. März 2009

Das Berliner Klima könnte aufatmen

Der BUND Berlin bewertet das von Vattenfall vorgeschlagene Energiekonzept für Berlin als in vielen Teilen ambitioniert, ist aber skeptisch, wie ernsthaft es Vattenfall mit dem Klimaschutz wirklich meint


Nun ist es offiziell: Vattenfall baut in Berlin kein neues Steinkohlekraftwerk. Nach massiven Protesten des BUND und anderen ist der schwedische Konzern durch den öffentlichen Druck eingeknickt. Stattdessen setzt Vattenfall in seinem neuerlichen Vorschlag zur Energieversorgung Berlins auf Erdgas. Das kann nach Ansicht des BUND nur ein Übergangsenergieträger sein. Er fordert daher einen zügigen Ausbau der Erneuerbaren Energien. Dem Senat wirft der BUND vor, bislang kein eigenes Konzept zu haben und sich von Vattenfall vorführen zu lassen.

Das heute von Vattenfall vorgestellte Energiekonzept weist in vielen Bereichen in die richtige Richtung. Ob die geplante Wärmeerzeugung mit Hilfe von Biomasse, die flächendeckende Nutzung von intelligenten Stromzählern zur Stromeinsparung oder das Zurückfahren der Stromerzeugungskapazitäten insgesamt, der BUND hält das Konzept für durchaus ambitioniert. Solange sich Vattenfall selber auch an die eigenen Pläne halte. "Vattenfalls Energiekonzept kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Konzern sich damit in Berlin ambitionierten Klimaschutzzielen hingebe, anderswo aber seine Kohle- und Atompolitik massiv fortsetzt und damit weiter einer der größten Klimasünder in Europa bleibt", mahnte Andreas Jarfe, Landesgeschäftsführer des BUND Berlin.

Während in Berlin die Einsicht einzöge, mit dem Einstieg in die Erzeugung von Wärme mit Hilfe von Biomasse verstärkt auf Erneuerbare Energien zu setzen, baue Vattenfall anderswo weiter Kohlekraftwerke. So in Hamburg-Moorburg. Dies bezeichnete Jarfe als doppelzüngig. Klimaschutz sei nicht auf regionale Insellösungen zu beschränken. "Die Stromerzeugungskapazitäten in Berlin zurückzufahren, europaweit aber mit Kohle- und Atomkraft auszubauen, wie es Vattenfall-Chef Hattaka Anfang des Jahres angekündigt hat, sich dann aber als großer Vorreiter im Klimaschutz aufzuplustern, ist schlicht nicht nachzuvollziehen", reagiert Jarfe verärgert. Zudem kann Erdgas als Energieträger, wie er in Berlin dem Konzept nach in Berlin verstärkt zum Einsatz kommen soll, nach Ansicht des BUND nur eine Übergangslösung sein. "Wo immer in Deutschland die Energieversorgungskapazitäten ersetzt werden, dem Einsatz Erneuerbarer Energien muss Vorrang eingeräumt werden", fordert Ulf Sieberg, Klimareferent beim BUND. Dies gelte gerade für Vattenfall und Berlin, wo die Energieversorgung auch nach dem Bau zweier geplanter Biomassekraftwerke immer noch zu 95 Prozent aus der Nutzung fossiler Energieträger stammen würde.

Die Ankündigung Vattenfalls zur Senkung der Emissionen um 50 statt bislang um 40 Prozent wie vom Senat geplant bis 2020 zu erreichen, bezeichnet der BUND als Herausforderung. Dem Berliner Senat empfiehlt er, sich darauf einzulassen. Statt aber eine unverbindliche Klimaschutzvereinbarung zu unterzeichnen und die klima- und energiepolitische Gestaltungskompetenz der Politik damit völlig aus den Händen zu geben, sollte der Senat dies verbindlich festschreiben. "Wenn der Senat schon selber keine Konzepte entwirft, dann soll er den Klimaschutz und die energiepolitische Zukunft Berlins nicht vollends aus den Händen geben", so Sieberg weiter. Klimaschutz würde damit zur freiwilligen Beliebigkeit. Seit zwei Jahren kündigt der Senat ein eigenes Energiekonzept 2020 an. Nun soll es im Mai erscheinen.

Weitere Hintergrund-Informationen zum Energiekonzept Vattenfalls unter:
http://www.bund-berlin.de/fileadmin/bundberlin/pdfs/Klima_und_Energie/Hintergrundinfo_Energiekonzept_Vattenfall.pdf


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Quelle:
Presseinformation Info 8, 12.03.2009
Herausgeber:
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.
Landesverband Berlin
Crellestraße 35, D-10827 Berlin
Tel. 030/78 79 00-0, Fax: 030/78 79 00-18
E-Mail: kontakt@bund-berlin.de
Internet: www.bund-berlin.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 13. März 2009