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ERNÄHRUNG/126: Keine Lebensmittelverschwendung im Land der Gourmets (DNR EU)


Deutscher Naturschutzring (DNR)
Dachverband der deutschen Natur-, Tier- und Umweltschutzorganisationen e.V.
EU-Koordination

EU-News - Dienstag, 16. Februar 2016 / Verbraucherschutz

Keine Lebensmittelverschwendung im Land der Gourmets


In Frankreich gilt seit vergangener Woche ein gesetzliches Wegwerfverbot für Lebensmittel. Dort müssen große Supermärkte nun unverkaufte Waren an gemeinnützige Organisationen spenden oder günstiger im Laden anbieten.

Die französische Regelung ist verpflichtend für Supermärkte ab einer Größe von 400 Quadratmetern. Die Regierung in Paris will damit die Nahrungsabfallmenge bis 2025 um die Hälfte senken.

In der EU landen pro Jahr gut 100 Millionen Tonnen Nahrungsmittel im Mülleimer, weltweit sind es nach Angaben der Welternährungsorganisation (FAO) mehr als eine Milliarde Tonnen. Dem Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) zufolge werfen Verbraucher, Händler, Industrie und Gastronomie in Deutschland etwa 11 Millionen Tonnen essbarer Waren in den Müll. 550.000 Tonnen davon entstammen laut BMEL dem Handel. Auf private Haushalte entfallen immerhin 6,7 Millionen Tonnen der hierzulande weggeworfenen Nahrung.

Das Berliner Kabinett hat aber nicht vor, gesetzlich gegen die Lebensmittelverschwendung im Einzelhandel vorzugehen. Stattdessen informiert die seit 2012 laufende Initiative "Zu gut für die Tonne" des BMEL Privathaushalte, das eigene Konsum- und Verschwendungsverhalten zu hinterfragen.

Der Aktion Agrar reicht das nicht, sie fordert nach dem französischen Vorbild ein Gesetz, das den Supermärkten das Wegwerfen genießbarer Lebensmittel verbietet. Weitere Optionen für verderbliche Ladenhüter sind demnach die Verarbeitung, Verwendung als Tierfutter oder Kompostierung. Frankreich zeige, dass man dort nicht bereit sei, auf freiwillige Maßnahmen der Supermärkte zu warten. Weil das Gesetz für alle Märkte ab einer bestimmten Größe gelte, sei es für die Händler auch kein Wettbewerbsnachteil mehr, sagte Jutta Sundermann von Aktion Agrar.

Auch der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) hält eine gesetzliche Regelung wie in Frankreich für sinnvoll. Viele Händler und Caterer in Deutschland spendeten bereits nicht mehr verkaufbare Lebensmittel an Tafeln. Eine gesetzliche Pflicht würde also die schwarzen Schafe treffen, die das bisher noch nicht freiwillig machen, sagte der Chef des vzbv Klaus Müller.



Aktion Agrar- Kampagne "Wegwerfstopp für Supermärkte!"
http://www.aktion-agrar.de/wegwerfstopp/

BMEL-Initiative gegen Lebensmittelverschwendung
http://www.bmel.de/DE/Ernaehrung/ZuGutFuerDieTonne/zgfdt_node.html

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Quelle:
EU-News, 16.02.2016
Deutscher Naturschutzring e.V. (DNR)
EU-Koordination
Marienstraße 19-20, 10117 Berlin
E-Mail: eu-info@dnr.de
Internet: www.eu-koordination.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 19. Februar 2016

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