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EUROPA/614: Mikroplastik - Industrie- vor Umweltschutz (DNR EU)


Deutscher Naturschutzring (DNR)
Dachverband der deutschen Natur-, Tier- und Umweltschutzorganisationen e.V.
EU-Koordination

EU-News - 07.06.2018 / Chemie & Nanotechnologie

Mikroplastik: Industrie- vor Umweltschutz


Ein Bündnis aus Umweltorganisationen hat der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) mangelnde Objektivität und falsche Gesetzesanwendung bei der Bewertung von Mikroplastik vorgeworfen.

In einem Brief an die Geschäftsführung der ECHA kritisieren das Europäische Umweltbüro, ClientEarth, die Health and Environment Alliance, Chemsec, Women For a Common Future und Greenpeace die industriefreundliche Art und Weise, mit der die Behörde die Gefahren von Mikroplastik untersucht. Während Unternehmen, die Mikroplastik verwenden, dazu aufgerufen wurden, Daten einzureichen, sei "kein Interesse an Informationen von anderen Interessengruppen über die Gefahren und Risiken von Mikroplastik" gezeigt worden, so die Umweltorganisationen.

Die Chemikalienbehörde prüft derzeit, ob ein Verbot von absichtlich beigefügten Mikroplastikartikeln in Produkten erstellt werden sollte, um die Verschmutzung durch die kleinen Partikel zu bekämpfen. Für diesen Zweck führte sie von März bis Mai eine öffentliche Konsultation durch, in der Unternehmen aufgerufen wurden, ihre Verwendung von Mikroplastik darzulegen.

Oberste Priorität der Behörde solle es sein, "dass keine Risiken übersehen oder unterschätzt werden", forderte Alice Bernard, Anwältin der Umweltrechtsorganisation ClientEarth. Die Konsultation habe jedoch "einen starken Fokus auf den Schutz der Interessen derjenigen Unternehmen offenbart, die für die Mikroplastikverschmutzung verantwortlich sind."

Mikroplastik befindet sich beispielsweise in Kosmetik- und Pflegeprodukten und Industriereinigern und -farben und gelangt über das Abwasser in Flüsse und Meere. Dort verschmutzen die kleinen Partikel, die zu klein für gewöhnliche Filter sind, ganze Ökosysteme.

Die ECHA bestätigte den Erhalt des Briefs und erklärte, "so schnell wie möglich" ausführlich auf die Bedenken der Umweltorganisationen zu antworten. Bis Januar 2019 muss die Chemikalienbehörde auf Grundlage der eingereichten Beiträge und ihrer eigenen Forschung entscheiden, ob sie einen Verbotsvorschlag vorlegt. [km]


NGO-Brief an ECHA
https://www.documents.clientearth.org/wp-content/uploads/library/2018-06-05-european-chemicals-agency-favouring-microplastics-industry-opinion-over-scientific-evidence-of-environmental-damage-coll-en.pdf

Pressemitteilung ClientEarth
https://www.clientearth.org/echa-favouring-microplastics-industry-opinion-over-scientific-evidence-of-environmental-damage/

Twitter-Antwort ECHA
https://twitter.com/EU_ECHA/status/1004637103404265472

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Quelle:
EU-News, 07.06.2018
Deutscher Naturschutzring e.V. (DNR)
EU-Koordination
Marienstraße 19-20, 10117 Berlin
E-Mail: eu-info@dnr.de
Internet: www.eu-koordination.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 13. Juni 2018

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