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INITIATIVE/247: BUND warnt - CCS-Pipeline von NRW nach Schleswig-Holstein (BUND SH)


BUND Landesverband Schleswig-Holstein e.V. - Kiel, 14. Mai 2009

Geplante CCS-Pipeline von NRW nach Schleswig-Holstein:

Es drohen Risiken für Länder und Kommunen, immense Kosten für die Steuerzahler, Enteignung für die Landwirte


Der Gesetzentwurf zur Abscheidung und Speicherung von CO2, kurz CCS-Gesetz, wird derzeit parlamentarisch beraten. Der BUND warnt, dass die Probleme des Transports von CO2 aus Kraftwerken zu Lagerstätten bislang völlig ungeklärt seien.

"Die Risiken für Kommunen entlang der CO2-Pipeline werden in dem Gesetzentwurf nicht berücksichtigt", so Sybille Macht-Baumgarten, die schleswig-holsteinische BUND-Landesvorsitzende. "Für den Kohledioxidtransport sind gigantische Leitungsnetze notwendig", so Macht-Baumgarten weiter. "Das Störfallrisiko soll offenbar von Ländern und Kommunen getragen werden, die Eingriffe in Natur und Landschaft sind inakzeptabel."

Dem BUND liegt eine Karte des Energiekonzerns RWE für die vorgesehene Pipeline-Trasse von der geplanten CCS-Versuchsanlage in Hürth bei Köln über Niedersachsen bis nördlich von Husum in Schleswig-Holstein vor. RWE will in Hürth ein 400 MW Kohlekraftwerk errichten, die potentiellen Speicherstätten für das abgetrennte Kohlendioxid liegen in Norddeutschland. Von der Trasse in den "Zielraum" Stadum/Hörup sind in Schleswig-Holstein die Kreise Steinburg, Dithmarschen und Nordfriesland direkt betroffen.

Der BUND kritisiert, dass der Gesetzentwurf, der morgen im Bundesrat debattiert wird, die Transportrisiken fast völlig ausblende. Es gibt keine Regelungen für die technische Sicherheit von CO2-Leitungen noch für Maßnahmen bei Unfällen oder für die Zusammensetzung des Kohlendioxidflusses. All dies könne Auswirkungen auf die Beherrschbarkeit von Leckagen haben sowie Gesundheitsrisiken für Mensch und Umwelt nach sich ziehen.

"Wer diese riesige Infrastruktur bauen soll, ist noch unklar, aber bezahlen soll sie die Allgemeinheit", sagte Macht-Baumgarten. "Die großen Energiekonzerne wollen eine unerprobte und riskante Technologie auf Kosten der Allgemeinheit realisieren. Den betroffenen Eigentümern, vor allem Landwirten, droht zusätzlich eine Enteignung ihrer Flächen für die Pipeline."

RWE-Chef Großmann hat schon klar gemacht, dass er sich die Pipeline vom Steuerzahler bezahlen lassen will und 6,5 Milliarden Euro vom Staat gefordert.

"Mit der CCS-Technologie soll offensichtlich auch der Ausbau der Windenergie gebremst werden." so Macht-Baumgarten. "Diese Technologie steht in direkter Konkurrenz zu erneuerbaren Energien, weil die unterirdischen Kavernen als Druckluftspeicher für Windenergie benötigt werden. Der CCS-Gesetzentwurf schafft hier de facto einen Vorrang für CO2-Speicher und behindert so den Ausbau der erneuerbaren Energien."


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Quelle:
Presseinformation, 14.05.2009
Herausgeber: Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.
BUND Landesverband Schleswig-Holstein
Lerchenstr. 22, 24103 Kiel
Tel.: 0431/66060-0, Fax: 0431/66060-33
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veröffentlicht im Schattenblick zum 16. Mai 2009