Deutscher Naturschutzring (DNR)
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EU-News - Donnerstag, 24. Januar 2013 / Politik & Recht
EEA: Vorsorgeprinzip und Frühwarnsignale beachten
Neue Technologien haben oftmals schädliche Auswirkungen, wenn die politischen Entscheidungsträger das Vorsorgeprinzip nicht ernst genug nehmen und Risikowarnungen ignorieren. Das hat die Europäische Umweltagentur (EEA) in ihrem Bericht "Späte Lehren aus frühen Warnungen, Band II" herausgearbeitet.
In 20 Fallstudien auf 750 Seiten analysiert die EEA unter anderem die Geschichten hinter industrieller Quecksilbervergiftung, Fruchtbarkeitsstörungen durch Pestizide, den Hormonhaushalt störende Chemikalien in gängigen Kunststoffen sowie Pharmazeutika, die die Ökosysteme verändern. Der Bericht berücksichtigt außerdem aktuelle Warnsignale, die sich aus zurzeit gebräuchlichen Technologien abzeichnen, beispielsweise bei Mobilfunk, genetisch veränderten Organismen und Nanotechnologien.
"Die historischen Fallstudien zeigen, dass Warnungen ignoriert oder beiseite geschoben wurden, bis Schäden an Gesundheit und Umwelt unabwendbar waren", schreibt die EEA. Kurzfristige Gewinne von Unternehmen seien in einigen Fällen wichtiger genommen worden als die öffentliche Sicherheit - Anzeichen für Gefährdungen seien ignoriert oder verschwiegen worden. In anderen Fällen hätten Wissenschaftler die Risiken heruntergespielt, manchmal auf Druck von Interessengruppen.
Auch Fälle von vermeintlich "falschem Alarm" hat die EEA unter die Lupe genommen: von 88 Fällen bewahrheitete sich dies nur viermal. Die Einhaltung des Vorsorgeprinzips auch bei wissenschaftlicher Unsicherheit rechtfertigten keine Untätigkeit, wenn "plausible Hinweise auf potenziell schwerwiegende Gefährdungen" vorlägen.
Die Erkenntnisse aus dem Bericht könnten helfen, von neuen Technologien ausgehende Schäden zu vermeiden. Fünf der Geschichten verdeutlichten außerdem die Vorteile einer schnellen Reaktion auf Frühwarnungen. Vorbeugende Maßnahmen beförderten zudem oftmals Innovationen.
Bereits 2001 hatte die EEA einen ersten Band ähnlichen Zuschnitts veröffentlicht. Inzwischen seien durch den technischen Wandel aber die Kommunikationszeiten erheblich geschrumpft, so dass sich neue Technologien schneller verbreiteten. Dies bedeute aber nicht automatisch, dass auch die politischen Entscheidungen mit dem Tempo mithalten würden.
Die wichtigsten Empfehlungen aus dem aktuellen Band im Wortlaut (Pressemitteilung):
Der BUND forderte die Bundesregierung auf, aus den im EEA-Bericht aufgelisteten Fehlern zu lernen und umgehend die gesundheitsschädliche Chemikalie Bisphenol A (BPA) in Lebensmittelverpackungen zu verbieten. Im Bericht belege die EEA, dass industrie-gesponserte Studien zu dem Schluss kommen, dass BPA sicher sei - doch unabhängige Studien warnen, dass selbst die Belastung mit geringen Mengen des Stoffes das Hormonsystem stören kann. [jg]
Pressemitteilung zum EEA-Bericht
http://www.eea.europa.eu/de/pressroom/newsreleases/die-kosten-ignorierter-warnsignale-eea
EEA-Bericht "Late lessons from early warning: science, precaution, innovation" (Übersichtsseite mit Einzelkapiteln und Zusammenfassungen, engl.)
http://www.eea.europa.eu/publications/late-lessons-2
Reaktion BUND
http://www.bund.net/nc/presse/pressemitteilungen/detail/artikel/bericht-der-europaeischen-umweltagentur-zeigt-versaeumnisse-beim-schutz-vor-giftigen-chemikalien-auf/
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Quelle:
EU-News, 24.01.2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 27. Januar 2013