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POLITIK/461: Haushaltsbegleitgesetz - 65% der Deutschen befürworten Brennelementesteuer (Greenpeace)


Greenpeace - Presseerklärung vom 1. September 2010

Greenpeace warnt vor Kniefall der Regierung

Neue Umfrage: 65 Prozent der Deutschen befürworten Brennelementesteuer


Hamburg, 1.9.2010 - Das Bundeskabinett will heute über das so genannte Haushaltsbegleitgesetz und damit über die Einführung einer Brennelementesteuer für Atomkonzerne entscheiden. Laut einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes tns-Emnid im Auftrag von Greenpeace (1003 Befragte) sprechen sich 65 Prozent der Deutschen für eine Brennelementesteuer aus. Die Umweltorganisation warnt davor, dass die Bundesregierung heute dennoch dem Druck der Atomkonzerne RWE, E.on, EnBW und Vattenfall nachgeben und keine verbindliche Steuer beschliessen könnte. Greenpeace fordert erneut die schnellstmögliche Einführung der Brennelementesteuer in Höhe von 3,5 Milliarden Euro pro Jahr und eine Laufzeitverkürzung für Atomkraftwerke.

"Sollte das Bundeskabinett die Steuer nicht beschliessen, käme das einem Kniefall der Bundeskanzlerin vor den Atombossen gleich", sagt Greenpeace Energie-Experte Tobias Münchmeyer. "Wo bleibt die Gerechtigkeit, wenn die Grossen sich vor einer Steuer drücken können, der Bürger aber alle seine Steuern zahlen muss?" Auf die von tns-Emnid im August gestellte Frage "Sind Sie der Meinung, dass die Stromkonzerne E.on, RWE, EnBW und Vattenfall eine Brennstoffsteuer zahlen sollen?" antworteten 65 Prozent der CDU/CSU Wähler mit "Ja", 34 Prozent sind dagegen. Währenddessen zeigten sich die FDP-Anhänger gespalten: Eine knappe Mehrheit von 48 zu 45 Prozent ist gegen eine Besteuerung der Atomkonzerne.


Atomkonzerne wollen Parlament mit Knebelvertrag umgehen

Greenpeace fordert eine Steuer von 2,5 Cent pro Kilowattstunde statt der bisher geplanten 1,5 Cent der Bundesregierung. Das brächte dem Staat Mehreinnahmen von jährlich mehr als 3,5 Milliarden Euro. Die Atomkonzerne plädieren für einen Vertrag mit der Bundesregierung, in der die Laufzeitverlängerung für ihre Atomkraftwerke geregelt würde. Im Gegenzug wollen sie Geld in einen Fonds einzahlen, an den auch spätere Regierungen gebunden wären. "Die Konzerne haben ihre Stromkunden jahrzehntelang durch überhöhte Stromkosten und Subventionen geschröpft. Jetzt wollen sie einen Knebelvertrag unter Ausschluss des Parlamentes abschliessen, anstatt eine Brennelementesteuer hinzunehmen. Das wird nicht funktionieren", so Münchmeyer.

Die Abschöpfung zusätzlicher Gewinne durch eine Laufzeitverlängerung verstiesse nach einem vertraulichen Regierungsgutachten von Finanzverfassungsrechtler Prof. Christian Waldhoff von der Universität Bonn gegen die Verfassung. Die Erhebung einer Brennstoffsteuer wäre laut Prof. Waldhoff hingegen "mit verfassungs- und europarechtlichen Vorgaben vereinbar". "Der Deal 'Laufzeitverlängerung gegen Geld' ist nicht verfassungskonform. Die Brennelementesteuer muss eingeführt werden, um die Sanierung der maroden Atommülllager von Asse und Morsleben zu finanzieren", so Münchmeyer.


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Quelle:
Presseerklärung, 01.09.2010
Herausgeber: Greenpeace e.V., Pressestelle
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veröffentlicht im Schattenblick zum 3. September 2010