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VERPACKUNG/232: "Mehrweg ist Klimaschutz" - Kampagnenstart zum Schutz des deutschen Mehrwegsystems (DUH)


Deutsche Umwelthilfe e.V. - 19. April 2011

"Mehrweg ist Klimaschutz" - Kampagnenstart zum Schutz des deutschen Mehrwegsystems

Startschuss zur fünften Auflage der Informationskampagne zu umweltfreundlichen Mehrwegflaschen im Handel - "Mehrweg ist Klimaschutz" will umweltbewussten Getränkekauf fördern - Mehrweg-Allianz fordert von Umweltminister Röttgen eine Lenkungsabgabe von 20 Cent auf Einweg und die Einlösung der Koalitionsvereinbarung zum Mehrwegschutz: Verbraucherfreundliche Kennzeichnung von Einweg und Mehrweg überfällig - Abfüllung aller alkoholfreien Getränke in Mehrwegflaschen würde jährlich 1,25 Millionen Tonnen CO2 einsparen


Berlin, 19. April 2011: Die Mehrweg-Allianz, ein Zusammenschluss aus Deutscher Umwelthilfe e.V. (DUH) und Verbänden der mehrwegorientierten Getränkewirtschaft, startet mit "Mehrweg ist Klimaschutz 2011" zum fünften Mal ihre deutschlandweite Informationskampagne zum umweltfreundlichen Getränkekauf. Im Rahmen der Kampagne werden Verbraucherinnen und Verbraucher unter anderem mit Plakaten und Informationsflyern über die Vorteile von Mehrwegflaschen zum Schutz der Umwelt und zur Entlastung des Klimas informiert. Ziel der Kampagne ist vor allem, dass Kundinnen und Kunden bewusster einkaufen, auf umweltschädliche Getränkebüchsen und Plastik-Einwegflaschen verzichten und stattdessen umweltfreundliche Mehrwegflaschen wählen. "Jeder Verbraucher hat beim Getränkekauf die Wahl, sich für oder gegen Klimaschutz zu entscheiden. Wenn wir unsere Klimaschutzziele erreichen wollen, müssen wir beim täglichen Einkauf anfangen", sagt DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch. "Von der Bundesregierung fordern wir neben einer verbindlichen Kennzeichnungsregelung eine Klimaschutzabgabe in Höhe von 20 Cent auf Einwegflaschen und Getränkedosen".

"Der Kauf von Einwegflaschen aus Plastik bedeutet mehr Treibhausgase, heizt also den Klimawandel an und gefährdet auch noch tausende Arbeitsplätze in mittelständischen Mehrwegbetrieben", erklärt Günther Guder, der Geschäftsführende Vorstand des Bundesverbandes des Deutschen Getränkefachgroßhandels e. V. (GFGH). "Aus Gründen des Klimaschutzes und der Sicherung von über 170.000 Arbeitsplätzen in der Getränkebranche ist es daher notwendig, die Verbraucherinnen und Verbraucher über die Vorteile von Mehrwegflaschen zu informieren". Mehr als 5.000 an der Informationskampagne beteiligte Unternehmen der Getränkebranche bieten ihren Kunden mit Plakaten, Flyern, Anzeigen oder Beiträgen in Hauszeitschriften einen freiwilligen Beratungsservice zu klimafreundlichen Getränkeverpackungen an. Der Kreativität der beteiligten Unternehmen sind dabei keine Grenzen gesetzt. Hervorragende Beispiele sind der so genannte Klimapass, der Rabatte für den Einkauf von regionalen Produkten in Mehrwegflaschen gewährleistet, LKW-Lackierungen, die als mobile Plakatwände in ihren Regionen unterwegs sind sowie Fahnen und Banner vor den Getränkemärkten.

Mehrwegprodukte werden überwiegend in regionalen Kreisläufen mit kurzen Transportentfernungen vertrieben und meist dort getrunken, wo sie verkauft werden. "Glasmehrwegflaschen stellen unverändert das ökologisch und auch qualitativ beste Verpackungssystem dar. Im Durchschnitt werden regional vertriebene Bierflaschen fünfzig Mal wieder verwendet und ersetzen bei jeder Wiederbefüllung die ressourcenintensive Neuproduktion einer Einwegflasche", betont Roland Demleitner, Geschäftsführer des Verbandes Privater Brauereien Deutschlands. Die Mehrzahl regional vertriebener Bierflaschen werden in einem Umkreis von nur 50 km verkauft. Wegen ihrer regionalen Verwurzelung seien die Mehrwegsysteme eine Lebensversicherung für mehr als 1.300 regionale Brauereien, Saftkeltereien und Mineralbrunnen. Demleitner warnte davor, das weltweit einzigartige deutsche Mehrwegsystem und die damit einhergehende Getränkevielfalt, den Geschäftsinteressen weniger einwegorientierter Getränkekonzerne und Plastikhersteller zu opfern. "Ein einmal zerstörtes Getränkesystem lässt sich praktisch nicht mehr wieder aufbauen, wenn die es tragenden mittelständischen Abfüller vom Markt verschwunden sind."

Der Vorsitzende des Verbandes des Deutschen Getränke-Einzelhandels, Sepp Gail, erläuterte die Strategie der einweg-orientierten Getränkeindustrie, sich bei der Gestaltung ihrer Ex und Hoppflaschen gezielt an der Optik von Mehrwegflaschen zu orientieren: "Gerade weil Verbraucherinnen und Verbraucher Mehrwegflaschen für besonders umweltfreundlich halten, ähneln ihnen die Einwegflaschen optisch immer mehr. Eine irreführende Produktkennzeichnung verwischt die Erkennungsmerkmale von Einweg und Mehrwegverpackungen zusätzlich", sagt Gail. Gleichzeitig trage eine völlig unzureichende gesetzliche Regelung zur Kennzeichnung von Einweggetränkeverpackungen maßgeblich zur Verwirrung bei. Um den Kunden eine selbstbestimmte Kaufentscheidung von Getränkeverpackungen zu ermöglichen, seien die Angabe von Einweg oder Mehrweg in Schriftform, ein aussagefähiges Logo und die Nennung der Pfandhöhe zwingende Voraussetzungen. "Umweltminister Röttgen muss nach über anderthalb Jahren im Amt endlich eine verpflichtende Produktkennzeichnung durchsetzen und die im Koalitionsvertrag versprochene verbraucherfreundliche Kennzeichnung von Einweg und Mehrweg einlösen."

Für das Jahr 2011 wurde als Kampagnen-Motiv für "Mehrweg ist Klimaschutz" der Eisbär ausgewählt. "Der Eisbär steht wie kein anderes Tier als Symbol für die Folgen des Klimawandels. Die Eisschmelze am Nordpol macht den dort lebenden Eisbären immer mehr zu schaffen. Dabei ist die Gefährdung dieser Symboltiere nur die Spitze des Eisberges von bedrohlichen Auswirkungen des Klimawandels", erklärt die stellvertretende Geschäftsführerin der Stiftung Initiative Mehrweg (SIM) Eva Leonhardt. Deshalb sei dem Verbraucher deutlich zu vermitteln, dass er selbst mit der Alltagsentscheidung für den Kauf von Mehrwegflaschen zum Klimaschutz beitragen kann. "Mehrwegflaschen leisten einen erheblichen Beitrag: würden die jährlich in Deutschland konsumierten 21 Milliarden Liter alkoholfreie Getränke ausschließlich in Mehrwegflaschen abgefüllt, könnte die Atmosphäre, im Vergleich zur Abfüllung in Einwegverpackungen um jährlich 1,25 Millionen Tonnen CO2 entlastet werden", rechnete Leonhardt vor.

Die Informationskampagne "Mehrweg ist Klimaschutz" als auch eine verbesserte Kennzeichnung von Einweg und Mehrweg seien notwendige, aber nicht hinreichende Schritte zur Stärkung des umweltfreundlichen deutschen Mehrwegsystems. Die "Allianz für Mehrweg" fordert deshalb Umweltminister Röttgen auf, zusätzlich eine Lenkungsabgabe auf Einweggetränkeverpackungen einzuführen.

Links: www.duh.de/mehrweg_klimaschutz0.html


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Quelle:
DUH-Pressemitteilung, 19.04.2011
Deutsche Umwelthilfe e.V.
Fritz-Reichle-Ring 4, 78315 Radolfzell
Tel.: 0 77 32/99 95-0, Fax: 0 77 32/99 95-77
E-Mail: info@duh.de
Internet: www.duh.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 20. April 2011