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AFRIKA/006: Gentechnik soll Bananen retten - Umweltschützer warnen vor "Kolonisierung" (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 19. August 2010

Afrika: Gentechnik soll Bananen retten - Umweltschützer warnen vor "Kolonisierung"

Von Busani Bafana


Harare, 19. August (IPS) - Afrikanische Wissenschaftler wollen Bananen ein Gen der grünen Paprika einpflanzen, um die krumme Frucht künftig vor Bakterienbefall zu schützen. Die Krankheit 'Banana Xanthomonas Wilt' (BXW) hat sich in Ost- und Zentralafrika rapide verbreitet und dem Agrarsektor Verluste von rund 500 Millionen US-Dollar beschert. Gentechnik-Gegner protestieren jedoch gegen die Pläne.

Das Internationale Institut für tropische Landwirtschaft (IITA) mit Sitz in Nigeria meldete Anfang August, dass die Übertragung des Paprikagens auf die Banane gelungen sei. Die Schoten enthalten bestimmte Proteine, die die Resistenz von Nutzpflanzen gegen tödliche Krankheitserreger stärken können.

"Diese Gene töten rasch die Zellen ab, die mit der krankheitsübertragenden Bakterie in Berührung gekommen sind", erklärte die Biotechnikerin Leena Tripathi vom IITA. Die Krankheit könne sich damit nicht weiter verbreiten. Außerdem aktiviere das unter dem Namen 'Hypersensitivity Response' bekannte Verfahren die Abwehrkräfte von benachbarten oder sogar weiter entfernten Pflanzen.

Die internationale Umweltorganisation 'Friends of the Earth' sieht den Versuch dagegen kritisch. Es solle vor allem als Rechtfertigung dafür herhalten, dass in Afrika weiter mit Gentechnik experimentiert werden könne, sagten Naturschützer in Nigeria. Im Mittelpunkt stünden dabei Grundnahrungsmittel der ärmeren Bevölkerung wie Maniok, Mais, Kuherbsen oder Bananen.


Umweltaktivisten verteidigen Mischkulturen

"Afrika muss nun dezidiert Position beziehen, um die wichtigsten Lebensmittel und die Vielfalt der Anbauprodukte zu schützen", sagte Mariann Bassey, eine Programmkoordinatorin von Friends of the Earth. Sie warf der Biotechnologieindustrie vor, durch die gentechnische Veränderung von Bananen die lokale Agrarwirtschaft "kolonisieren" zu wollen.

Bassey nannte Uganda als konkretes Beispiel und berief sich auf Aussagen eines Bauers, wonach dort genmanipulierte Bananen inzwischen in riesigen Mengen geerntet würden und man nicht mehr wisse, wo man sie lagern solle. Die Befürworter von Gentechnik dürften die Ugander nicht als Versuchskaninchen benutzen, forderte sie.

"Über Jahrtausende hat die ökologische Landwirtschaft die Menschheit ernährt", sagte Bassey im Gespräch mit IPS. Verbesserungen seien durch einen traditionellen Umgang mit den Saaten erreicht worden. Dabei habe man kulturelle, soziale und klimatische Gegebenheiten berücksichtigt. "Wir wollen keine versteckten genmanipulierten Produkte haben", erklärte sie. "Afrika kann sich allein ernähren."

Friends of the Earth sieht vor allem Mischkulturen und eine nachhaltige Landwirtschaft als Voraussetzungen für die Nahrungssicherheit in der Welt. Die Organisation warnt davor, dass die Gentechnik nicht nur eine direkte Gefahr für den diversifizierten Anbau, sondern auch für die Umwelt sei.

Tripathi bezeichnete die Forschungen des IITA dagegen als "Durchbruch" im Kampf gegen die Bananenkrankheit. Würde nichts gegen BXW unternommen, wären die Bananenernten und damit die Nahrungssicherheit in vielen Teilen Afrikas bedroht. Dort gehörten Bananen nicht nur zu den Grundnahrungsmitteln der Bevölkerung, sondern seien zudem ein wichtiger Exportartikel.

Zahlreiche Forscher warnen davor, dass der Bakterienfall die Bananenproduktion in der Region bereits um bis zu 52 Prozent schrumpfen ließ. Dies bedeute auch, dass Kleinbauern wesentlich weniger ernteten als früher.


Bakterienkrankheiten seit 40 Jahren bekannt

Die Bananenkrankheit BXW war vor 40 Jahren entdeckt worden und ist vor allem in Uganda, im Osten der Demokratischen Republik Kongo, Ruanda und Tansania verbreitet. Anzeichen sind verwelkte, gelbe Blätter und faulende Früchte.

In Uganda plant das IITA nun Feldstudien in Zusammenarbeit mit der Nationalen Organisation für Agrarforschung und der nichtstaatlichen Afrikanischen Stiftung für Agrartechnologie. Diese Tests waren kürzlich von dem Nationalen Komitee für Biosicherheit gebilligt worden. (Ende/IPS/ck/2010)



Links:
http://www.iita.org/
http://www.foe.org/
http://www.naro.go.ug/
http://www.aatf-africa.org/
http://www.ipsnews.net/news.asp?idnews=52472

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veröffentlicht im Schattenblick zum 21. August 2010