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AFRIKA/012: Mosambik - Schadstoffausstoß für ein halbes Jahr, Extrawurst für Aluminiumschmelze (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 27. September 2010

Mosambik: Schadstoffausstoß für ein halbes Jahr - Extrawurst für Aluminiumschmelze

Von Nastasya Tay


Maputo, 27. September (IPS) - In Mosambik wächst der Protest gegen eine Ausnahmegenehmigung für die Aluminiumschmelze 'Mozal', die ein halbes Jahr lang Schadstoffe unfiltriert in die Umwelt entlassen darf. Mozal ist einer der größten Arbeitgeber des Landes und die zweitgrößte Schmelze Afrikas. Mitfinanziert von der Weltbank, gilt sie als internationales Vorzeigeprojekt und muss sich eigentlich an strenge Industriestandards halten.

Das Mozal-Werk in Matola ist mehrheitlich im Besitz des Aluminiumkonzerns 'BHP Billiton'. Dem Betreiber wurde im Mai erlaubt, seine Abgase ab Oktober über einen Zeitraum von sechs Monaten ungefiltert in die Luft abzugeben. Soviel Zeit steht ihm zur Verfügung, um seine Abgasreinigungsanlagen zu sanieren.

Mitte September legten Bürgerinitiativen vor Gericht Protest gegen die Sondererlaubnis ein. Sie sei aufgrund ungenügender Informationen über die Auswirkungen auf Umwelt und Gesundheit der Anwohner erteilt worden, erklärten sie.

Die Abgase entstehen bei der Anoden-Produktion, bei der Fluorid frei wird, das als klimaschädliche Fluorkohlenwasserstoffe und ätzender Fluorwasserstoff Mensch und Natur schädigt. Hinzu kommen Kohlenmonoxid und Schwefeldioxid. Letzteres verursacht in größeren Dosierungen Krämpfe der Skelettmuskulatur und kann tödliche Herz- und Atembeschwerden hervorrufen.

Die Betreiber des Werks schließen aus, dass die freigesetzten Mengen ein Gesundheitsrisiko darstellen. Doch ein Zusammenschluss mehrer Organisationen unter Führung der Umweltaktivisten von 'Livaningo' and 'Justica Ambiental' (Umweltgerechtigkeit) fordert Beweise. Mehr als 14.000 Menschen haben eine Petition unterschrieben, in der sie sie ihre Befürchtungen auflisten und eingehende Informationen verlangen, bevor die Regierung Mozal gewähren lässt.


Misstrauen der Anwohner

Das Unternehmen wiederum rühmt sich seiner wichtigen sozialen und wirtschaftlichen Rolle für die Region und das ganze Land und betont, auch in der Frage der Filterwartung die Anwohner bestens mit einbezogen zu haben. Die jedoch sehen das ganz anders. Als im April bekannt wurde, dass die Abgase nicht gereinigt werden sollen, war der Protest so laut, dass Mozal drei weitere separate Termine ansetzte, um sein Vorgehen den Medien, Umwelt- und Bürgerrechtsorganisationen sowie den Anwohnern zu erläutern.

Das Unternehmen habe nur rudimentäre Informationen herausgegeben, kritisieren die Gegner. Von einem Konsultationsprozess könne somit keine Rede sei. An verschiedenen Fernsehdebatten zum Thema nahm kein Mozal-Vertreter teil.


Umweltgutachten unter Verschluss

Das Unternehmen spricht von einer unabhängigen Gefahrenstudie, die man eigens in Auftrag gegeben habe. Sie enthalte unter anderem eine Modellberechnung der Verteilung von Schadstoffen in der Luft. Zwei Experten seien unabhängig voneinander zu der Einschätzung gekommen, dass "die Höhe der errechneten Werte eine nicht signifikante kumulative Auswirkung auf Gesundheit, Umwelt und Anwohner darstellt". Die Studie wurde allerdings nicht veröffentlicht, und die beiden zitierten Experten dürfen nicht öffentlich dazu Stellung nehmen.

Mozal arbeitet zum Teil mit Darlehen der Weltbank, vergeben über die Internationale Finanz- Corporation (IFC), so dass es sich an internationale Umwelt- und Sozialauflagen halten muss. Man wisse von den Auseinandersetzungen um Mozal und den Emissionen während der Wartungsarbeiten, betonte Desmond Dodd, Pressesprecher des IFC-Afrika-Büros. "Wir erwarten von unseren Kunden die Einhaltung hoher Sozial- und Umweltstandards, daher stehen wir in Konsultationen mit dem Unternehmen, um sicherzustellen, dass die Emissionen diesen Normen entsprechen."

Das Umweltministerium in Maputo will sich während der laufenden Gespräche zu dem Fall nicht äußern, und auch BHP Billiton lehnte eine Stellungnahme ab. Auf Nachfrage verweist der Konzern auf eine Erklärung vom Juli, wonach er die erforderlichen Mitarbeiter im Werk Mozal derzeit nicht erreichen könne. (Ende/IPS/sv/2010)


Links:
http://www.bhpbilliton.com/bb/ourBusinesses/aluminium/mozal/aboutMozal.jsp
http://www.livaningo.org.mz/sudema.html
http://www.ipsnews.net/news.asp?idnews=52905

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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 27. September 2010
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veröffentlicht im Schattenblick zum 29. September 2010