WWF Pressemitteilung - 22. Mai 2014
Schutzlos im Suppentopf
Welt-Schildkrötentag am 23. Mai: WWF fordert mehr Schutz für die Panzertiere
Gejagt, gesammelt, gekocht: Dieses Schicksal bedroht immer mehr Schildkrötenarten weltweit. Sie gelten als Sammlerstück, Delikatesse oder Arznei. Ihre Lebensräume werden zerstört und vergiftet, die Eier geraubt. Sie verenden als Beifang in den Netzen der Fangflotten und werden als Spielgefährten für Kinder eingesperrt. Anlässlich des Weltschildkrötentags am 23. Mai weist der WWF auf die prekäre Situation vieler Schildkrötenarten hin und fordert mehr Schutz für die Panzertiere. Es gibt weltweit etwa 300 Schildkrötenarten. Dabei ist mehr als die Hälfte der untersuchten Arten in ihrem Bestand bedroht. Viele überleben nur noch in Zucht.
"Die erwachsenen Tiere haben nahezu keine natürlichen Feinde. Doch der Mensch bringt die Schildkröten an den Rand der Ausrottung. Wird eine Art neu entdeckt, so steht sie manchmal schon wenige Jahre später kurz vor dem Aussterben. Denn je neuer, hübscher und seltener, desto mehr facht dies Sammlernachfrage und Wilderei zusätzlich an", sagt Volker Homes, Leiter Artenschutz beim WWF Deutschland.
In Asien hat die steigende Wirtschaftskraft, insbesondere in China, zu einer Massennachfrage geführt. Hier gelten Schildkröten als Delikatesse. Im Reich der Mitte landen jährlich mehr als 300 Millionen Schildkröten im Kochtopf. Außerdem werden sie in der traditionellen chinesischen Medizin unter anderem zur Krebstherapie eingesetzt. Da die Wildbestände vieler Arten bereits eingebrochen sind, ist die Schildkrötenzucht zu einem florierenden Geschäft geworden. Doch unter Kennern gelten Wildtiere als wirksameres Heilmittel. Ein Beispiel ist die inzwischen vom Aussterben bedrohte, in China, Laos und Vietnam beheimatete Dreistreifen-Scharnierschildkröte, die als Schildkrötengelée verspeist, einen hübschen Teint fördern soll.
Alle untersuchten Meeresschildkrötenarten sind in ihrem Bestand bedroht. Warum zeigt exemplarisch das Beispiel des Great Barrier Reef in Australien, wo sechs der sieben Arten vorkommen. Wasserverschmutzung und vom Klimawandel bedingte Meeresversauerung und Korallenbleiche bedrohen bereits die Zukunft des Riffs. Doch nun sollen nach dem Willen der australischen Regierung Kohleförderung und -export stark ausgeweitet werden. Im Zuge der dafür geplanten Hafenausbauten ist geplant, 100 Millionen Kubikmeter Aushub und Schlamm im Gebiet des Weltnaturerbes zu verklappen. Weitere Bedrohungen sind die Fischernetze und im Wasser treibender Kunststoffmüll, den die Tiere für Quallen halten und irrtümlich verzehren.
Um die Schildkröten zu retten, greifen Umweltschützer mitunter zu drastischen Maßnahmen. So werden bei Madagassischen Schnabelbrustschildkröte inzwischen große Codes in den Panzer freilebender Tiere graviert. Die Schildkröten sind nach dieser für sie schmerzfreien Prozedur eindeutig zu identifizieren, gleichzeitig sinkt ihr Wert auf dem Schwarzmarkt. Von dem Reptil, das nur im nordwestlichen Madagaskar vorkommt, gibt es nur noch etwa 400 erwachsene Tiere in freier Wildbahn. Sie gelten aufgrund ihres hohen, ballähnlichen Panzers als besonders begehrte Sammlerstücke.
Der WWF setzt sich bereits seit 1961 für den Schutz von Schildkröten ein und betreibt beispielsweise im Nordosten Boliviens ein Projekt zum Schutz der Arrau- und der bedrohten Terekay-Schienenschildkröte. Auf globaler Ebene steht der Schutz von Meeresschildkröten im Fokus der Naturschutzorganisation.
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Quelle:
WWF Pressemitteilung, 22.05.2014
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veröffentlicht im Schattenblick zum 23. Mai 2014