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ASIEN/125: Malaysia - Wald der 700 Elefanten gerettet (Regenwald Report)


Regenwald Report Nr. 2/17 - www.regenwald.org

Erfolg für den Naturschutz in Sabah
Regenwald der 700 Elefanten gerettet


Ein Jahr lang haben Wissenschaftler und Umweltschützer argumentiert, verhandelt, gekämpft - gegen den Bau einer Brücke und Straße durch einzigartige Wildtier-Reservate im Osten des malaysischen Bundesstaates Sabah. Sie wären der Todesstoß für Borneos artenreichsten Regenwald. In letzter Minute zog Regierungschef Musa Aman das Projekt zurück. Zu diesem Erfolg haben auch 237.000 Unterschriften von Rettet den Regenwald beigetragen


Die Rettung der Zwergelefanten von Sabah wurde bei einem Dinner in London verkündet: "Der Chief Minister hat die Argumente aller Seiten abgewogen und entschieden, dass die Brücke über den Fluss Kinabatangan nicht gebaut wird." Das sagte der Direktor der Forstbehörde von Sabah im Auftrag seines Chefs am 19. April vor den Konferenzteilnehmern der Südostasien-Partnerschaft für Regenwaldforschung.

Schnell verbreitete sich die Nachricht aus London in die Welt, löste Freude und Erleichterung bei Umweltschützern und Wissenschaftlern aus. Denn sie wissen, dass mit dem Baustopp dieser einen Brücke ein ganzes Paradies bewahrt bleibt: Die Regenwälder in Sabahs Osten. Seit 130 Millionen Jahren wachsen sie dort und gehören mit ihren Urwaldriesen zu den ältesten Wäldern der Erde. Sie sind so reich an seltenen Tier- und Pflanzenarten wie kein anderer Ort auf Borneo, der drittgrößten Insel unseres Planeten. Zwergelefanten, Orang-Utans, Nasenaffen, Makis, Plumploris, Pangoline, Schildschnabel, Höckerstörche, Haarnasenotter konnten hier überleben - und vielleicht sogar noch einige Exemplare des in Sabah verschollenen Borneo-Nashorns.

"Sabahs Geschenk an die Erde." So wird das Regenwaldschutzgebiet am Kinabatangan genannt. Es ist die Heimat von rund 300 Zwergelefanten, die den ungestörten Wald und den Fluss zum Leben brauchen. Ausgerechnet hier, am Saum des Kinabatangan Wildlife Sanctuary, sollte bei der Kleinstadt Sukau die 350 Meter lange Brücke den Fluss überspannen. Ein Todesurteil - nicht nur für die Elefanten, sondern für die gesamte Flora und Fauna Ost-Sabahs. Denn die Brücke wäre nur der Beginn einer ebenfalls geplanten Asphaltstraße, die Sukau mit der Ostküste verbinden sollte. Sie würde die sensibelsten und für die Großtiere bedeutsamsten Schutzgebiete Sabahs zerstören - und den Lebensraum von insgesamt 700 Zwergelefanten.

Schon jetzt zerstückeln Palmölplantagen und Siedlungen die Reviere und Wanderwege der Elefanten und anderer Tiere. Die Straße würde fünf bis heute fast unzugängliche Schutzgebiete auf ewig zerschneiden. Eine weitere Zerstörung durch Wilderer, illegale Holzfäller und Siedler und durch Waldbrände wäre nur noch eine Frage der Zeit.

Die Entscheidung zum Baustopp der Brücke über den Kinabatangan kommt in letzter Minute, die Bulldozer hatten am Ufer bei Sukau bereits Fakten geschaffen.

Ausschlaggebend für das Aus war wohl der von der Zeitung Guardian veröffentlichte Brief des weltberühmten Naturfilmers und -forschers David Attenborough an Sabahs Regierungschef. Im September 2016 hatte Attenborough an Musa Aman persönlich geschrieben und auf den drohenden immensen Verlust für Sabah und die ganze Welt hingewiesen, sollte die Brücke gebaut werden.

Die Veröffentlichung dieses Briefes brachte den Stein ins Rollen, so der Direktor von Sabahs Forstbehörde in London. Doch auch die internationale Gemeinschaft hat zur Rettung von 700 Zwergelefanten beigetragen. Rettet den Regenwald hat 237.000 Unterschriften gesammelt und an die malaysische Botschaft in Berlin geschickt. Die Regierung von Sabah hat eines der wichtigsten Regenwaldgebiete des Landes bewahrt. Das ist ein erster wichtiger Schritt. Es gibt noch viele einzigartige Naturreservate in Malaysia und anderen Ländern, die dringend besser geschützt werden müssen.


Bildunterschriften der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildungen der Originalpublikation:

  • Elefanten am Kinabatangan. Sie brauchen viel Wasser zum Leben und ungestörten Zugang zum Fluss
  • Nasenaffen gibt es nur auf Borneo. Sie sind exzellente Schwimmer und Taucher - und heute stark bedroht
  • Auch diese Primaten sind laut Roter Liste gefährdet: Sunda-Makis leben in den Regenwäldern auf Sumatra und Borneo. Nachts jagen sie Insekten, kleine Schlangen und Vögel
  • Der Bindenwaran gehört zu den 567 Reptilienarten Malaysias. Er bewohnt Flussufer und Mangroven
  • Baustopp in letzter Minute: Hier wurde bereits für Arbeiterquartiere gerodet

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Quelle:
Regenwald Report Nr. 2/17, Seite 4 - 5
Herausgeber:
Rettet den Regenwald e.V. / Rainforest Rescue
Jupiterweg 15, 22391 Hamburg
Telefon: 040 / 410 38 04, Fax: 040 / 450 01 44
E-Mail: info@regenwald.org
Internet: www.regenwald.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 14. August 2018

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