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ATOM/071: Hinkley Point wird aus militärischen Gründen gebaut (Strahlentelex)


Strahlentelex mit ElektrosmogReport
Unabhängiger Informationsdienst zu Radioaktivität, Strahlung und Gesundheit
Nr. 720-721 / 31. Jahrgang, 5. Januar 2017 - ISSN 0931-4288

Atomwaffen
Hinkley Point wird aus militärischen Gründen gebaut


Was Beobachtern bereits klar war, zeigt nun auch eine Studie der Universität Sussex: Hinter dem extrem teuren Atomkraft-Neubau im britischen Hinkley Point stehen militärische Anforderungen. Will Großbritannien weiterhin Atommacht bleiben, benötigt es den wirtschaftlich ruinösen Neubau. Verbraucher und Steuerzahler wird das sehr teuer zu stehen kommen. Die Universität Sussex stellt in einer Studie fest, dass das militärische atomare Abschreckungsprogramm letztlich den Ausschlag gab, koste es was es wolle, unsinnige und teure zivile Atomprojekte zu realisieren.

Bereits im September 2016 hatte die Universität Sussex in England eine 97-seitige Studie vorgelegt, die sich mit der britischen Atompolitik und auch mit dem geplanten Neubau von zwei Meilern in Hinkley Point, auseinandersetzt. [1] Bereits bevor der Vertrag zwischen der französischen EdF, die federführend das Projekt realisieren soll, dem chinesischen Staatsunternehmen General Nuclear Power Corporation (CGN), das zu einem Drittel beteiligt ist, und der britischen Regierung unterschrieben wurde, hatten Forscher der Universität herausgestellt, dass das Programm der atomaren Unterseeboote des Königreichs hinter dem Projekt stehe, da sonst das Abenteuer nicht erklärbar sei. Die Autoren machen darauf aufmerksam, dass weiter an den Plänen, 16 Gigawatt Leistung aus Atomkraftwerken aufbauen zu wollen, festgehalten werde. Da es aber viele durchführbare Alternativen für eine effiziente, sichere und klimafreundliche Energieversorgung gebe, sei es "schwierig", dieses Vorhaben allein so zu begründen, wie es offiziell versucht wird.

Bisher war die Sussex-Studie weitestgehend unbeachtet geblieben. Sie wurde erst durch einen Artikel in der New York Times breiter bekannt. [2] Darin geht Peter Wynn Kirby, Atom- und Umweltexperte der Universität von Oxford, auch auf das Thema ein und weist auf die Studie hin. Der Titel des Artikels fasst zusammen: "Britische Nuklear-Vertuschung". Es gehe nicht nur um ein Energieprojekt, es sei auch eine verdeckte Initiative, um Großbritanniens nukleare Abschreckung zu stärken.

Der erste Schritt dazu ist der Bau von zwei sogenannten "European Pressurized Reactors" (EPR) in Hinkley Point. Nach Angaben der Regierung sollen sie ab 2025 insgesamt 7 Prozent des gesamten nationalen Strombedarfs decken. Das bedeutet, dass in nicht einmal neun Jahren die beiden Meiler am Netz sein sollen, weshalb offiziell der Bau auch mit der Versorgungssicherheit begründet wird. Glaubhaft ist das nicht. Der EPR-Konstrukteur Areva hat auf den bisherigen vier EPR-Baustellen nicht zeigen können, dass diese Reaktoren jemals Strom erzeugen werden. Das finnische Projekt Olkiluoto hängt bereits fast zehn Jahre hinter dem Zeitplan her.


[1] Emily Cox, Phil Johnstone, Andy Stirling: Understanding the Intensity of UK Policy Commitments to Nuclear Power, University of Sussex, SPRU Working Paper Series SWPS 2016-16 (Sept.), version 26/09/2016.
https://www.sussex.ac.uk/webteam/gateway/file.php?name=2016-16-swps-cox-et-al.pdf&site=25

[2] Peter Wynn Kirby: Britain's Nuclear Cover-Up, The New York Times, Oct. 10, 2016
http://www.nytimes.com/2016/10/11/opinion/britains-nuclear-cover-up.html


Der Artikel ist auf der Website des Strahlentelex zu finden unter
www.strahlentelex.de/Stx_17_720-721_S07-08.pdf

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Quelle:
Strahlentelex mit ElektrosmogReport, Januar 2017, Seite 7 - 8
Herausgeber und Verlag:
Thomas Dersee, Strahlentelex
Waldstr. 49, 15566 Schöneiche bei Berlin
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Internet: www.strahlentelex.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 22. März 2017

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