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ATOM/096: COP25, Leona Morgan - Erzeugung von Atomkraft ist eine schwere Verletzung der Menschenrechte (Pressenza)


Internationale Presseagentur Pressenza - Büro Berlin

COP25 - Leona Morgan: Erzeugung von Atomkraft ist eine schwere Verletzung der Menschenrechte

Redaktion Madrid, 17. Dezember 2019



Leona Morgan, Porträt - Bild: copy; Alvaro Orús

Leona Morgan
Bild: copy; Alvaro Orús

Leona Morgan ist Teil der Nuclear Issue Study Group. Als indigene Navajo-Frau aus New Mexico (USA) hat sie an der COP25 teilgenommen, um anzuprangern, wie ihr Volk und Land für den Uranabbau - der wieder in Gang zu kommen droht - nuklearisiert werden, wegen der aktuell bestehenden Uranwerke, aufgrund der Auswirkungen der 1945 durchgeführten Atomversuche und wegen der derzeitigen Anlagen für die Waffenentwicklung ... und weil sie zum "Atomfriedhof" der Vereinigten Staaten geworden sind.

Morgan sagt, dass die weitere Produktion von Energie und Atommüll "eine schwere Menschenrechtsverletzung" darstellt und fordert, dieses Erbe nicht den zukünftigen Generationen zu überlassen.

Wir danken Teresa Vicente Giménez für ihre Kooperation bei diesem Interview.

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Transkription

Hola! Mein Name ist Leona Morgan und ich bin Teil der Nuclear Issue Study Group.


Der Uranabbau findet auf indigenem Land statt

Wir konzentrieren uns auf jeden Aspekt der nuklearen Brennstoffkette in New Mexico. In den 1950er bis 70er Jahren gab es einen Boom im Uranbergbau, der militärisch genutzt wurde und die erste Atomwaffe wurde in New Mexico getestet. Die erste Atomwaffe der Welt wurde am 16. Juli 1945 in New Mexico, in meiner Gemeinde, getestet. Ich bin Diné oder Navajo, ich bin in dieser Gegend in den Vereinigten Staaten beheimatet, und es gab viel Uranabbau auf unserem Land, welcher Umweltprobleme und Gesundheitsprobleme verursachte und das ist überall auf der Welt dasselbe, dass der Uranbergbau hauptsächlich auf indigenem Gebiet stattfindet und die Gesundheit unserer Bevölkerung durch verschiedene Krebsarten und andere Probleme bedroht ist.

In New Mexico wurde früher Uran abgebaut und jetzt wollen sie wieder damit anfangen. Wir haben auch zwei Kernforschungsanlagen, die nationale Forschungslabors für Waffen sind. Wir haben die einzige Anreicherungsanlage im ganzen Land: Es ist eine Urananreicherungsanlage im Südosten und wir haben eines der wenigen geologischen Tiefenlager der Welt. In New Mexico gibt es eine Abfallentsorgungseinrichtung für plutoniumverseuchte Abfälle und es ist die einzige dieser Art auf der Welt. Jetzt werden wir von einer neuen Atommülldeponie bedroht: Es gibt eine Firma namens Whole Tech International. Whole Tech will eine Deponie für die Abfälle aus allen Reaktoren in den Vereinigten Staaten bauen, für über 100 Atomkraftwerke.

Es ist überall auf der Welt das gleiche Problem: Es gibt keinen sicheren Ort, um Reaktorabfälle dauerhaft zu lagern. Das ist ein Problem in vielen Ländern, dass sie keinen Platz für die Abfälle haben.


Die weitere Erzeugung von Atomkraft ist eine schwere Menschenrechtsverletzung

Wir sind hier auf der COP25, um die Menschen, die NGOs und unsere Regierungen über das Problem der Atomkraft aufzuklären, weil einige Leute denken, dass es eine gute Sache für das Klima ist. Und wir sagen, dass wir aufhören müssen, in die Kernenergie zu investieren, weil sie sehr teuer ist und ein großes Problem mit Abfall und Verschmutzung durch Radioaktivität schafft. Es ist eine große Verletzung der Menschenrechte, wenn wir weiterhin Kernenergie erzeugen und wir müssen aufhören, sie zu produzieren.

Die Messung des Kohlenstoffausstoßes durch die Kernenergie berücksichtigt nur das Kraftwerk selbst und den Dampf, der austritt. Also sagt die Industrie und die Regierung, dass die Kernenergie kohlenstofffrei sei, aber sie zählen dabei nicht den Abbau und die Verarbeitung und alle Schritte vor dem Kraftwerk dazu und sie zählen auch nicht Abfalllagerung nach dem Kraftwerk dazu. Es ist also sehr CO2-intensiv, aber das ist nicht in die Berechnung des CO2-Fußabdrucks der Kernkraft einbezogen.

Ich komme aus New Mexico, arbeite aber auch auf nationaler Ebene mit Gruppen in den Vereinigten Staaten sowie mit einigen anderen NGOs auf internationaler Ebene zusammen, und deshalb sagen wir, dass die Atomkraft keine Lösung für den Klimawandel ist. Wir sagen, dass man das Klima nicht atomisieren soll. Wir haben eine Website dontnuketheclimate.org. Deshalb bin ich hierher nach Madrid gekommen, und ich habe auch Salamanca und Cuenca besucht; das sind Orte in Spanien, die gegen den Uranabbau kämpfen. Ich weiß, dass es in Spanien sieben Kernreaktoren gibt und es gibt auch ein Problem, wo die Abfälle gelagert werden sollen. Das Wichtigste ist, aufzuhören mehr Abfall zu produzieren.


Atomkraft hat Auswirkungen auf die Gesundheit. Wir müssen aufhören, in sie zu investieren, um zukünftige Generationen zu schützen

In den Vereinigten Staaten haben wir Studien über die Auswirkungen des Uranabbaus auf Frauen und Kinder, und wir haben herausgefunden, dass es eine Universität gibt, die sich mit diesem Thema, den Gesundheitsproblemen, beschäftigt. Sie haben festgestellt, dass es aus dem Bergbau, der vor 50 Jahren stattfand, immer noch Verunreinigungen gibt und dass es negative Effekte auf Babys hat, die heute geboren werden - einige Babys haben Uran in ihrem Urin. Das alte Problem ist also immer noch da, und wir müssen die gesamte Kontamination beseitigen, die Kernkraft stoppen, und wir müssen zusammenarbeiten, um dies weltweit zu erreichen. Wir tun dies zum Schutz unseres Wassers und sagen, dass Wasser Leben ist, und auch zum Schutz kommender Generationen. Die Kernenergie verschärft den Klimawandel, und wir müssen zusammenarbeiten, um die Investitionen in sie einzustellen und die Erzeugung von Atommüll für unsere zukünftige Generationen zu stoppen.



Link zum Video:
https://youtu.be/xeTje1rWwSE


Die Übersetzung aus dem Englischen wurde von Anne Schillinger vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt.


Der Text steht unter der Lizenz Creative Commons 4.0
http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/

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Quelle:
Internationale Presseagentur Pressenza - Büro Berlin
Reto Thumiger
E-Mail: redaktion.berlin@pressenza.com
Internet: www.pressenza.com/de


veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Dezember 2019

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