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DESERTIFIKATION/005: Argentinien - Landwirtschaft in Trockengebieten, Wüstenbildung schreitet voran (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 2. März 2012

Argentinien: Landwirtschaft in Trockengebieten - Wüstenbildung schreitet voran

von Marcela Valente


Buenos Aires, 2. März (IPS) - Wie kann Argentinien seinen Ruf als eine der größten Kornkammern der Welt verteidigen, wenn drei Viertel seines Territoriums Trockengebiete sind? Dies war eine der Fragen, die sich Wissenschaftler stellten, die in diesem Jahr die Gründung eines Nationalen Observatoriums für Landdegradation und Wüstenbildung vorangetrieben haben.

"Die Idee dahinter ist, Wüstenbildung zu verhindern und zu reduzieren", sagte die Agrarwissenschaftlerin Patricia Maccagno vom Nationalen Forschungsrat für Wissenschaft und Technik (CONICET). Trockene, semiaride und subhumide Gebiete sind empfindliche Ökosysteme. Wenn sie nicht nachhaltig bewirtschaftet werden, werden die Böden stark geschädigt, was wiederum zu Lasten der Produktivität geht.

In dem Buch 'Pobreza, desertificación y degradaciones de tierras' (Armut, Wüstenbildung und Landdegradation) dokumentiert die UN-Wirtschaftskommission für Lateinamerika und die Karibik (CEPAL), dass 25 Prozent der gesamten Region aus Trockengebieten bestehen. In Argentinien, das weltweit mit seinen Pampa-Grassteppen identifiziert wird, liegt der Anteil sogar bei 75 Prozent. Doch 40 Prozent dieser Flächen weisen bereits deutliche Anzeichen von Desertifikation auf.

Wie die Autoren der Studie erklären, sind die Trockengebiete nicht unbewohnt und nicht notwendigerweise landwirtschaftlich unproduktiv. Tatsächlich werden 44 Prozent des weltweiten Anbaus in trockenen Zonen betrieben. Daher erscheint es als dringlich, die nachhaltige Entwicklung dieser besonderen Habitate zu fördern.

Das neue Observatorium in Argentinien, das die Stadien der Landdegradation und der Wüstenbildung untersuchen soll, wird vom Ministerium für Umwelt und nachhaltige Entwicklung sowie dem Nationalen Institut für Agrartechnologie und anderen staatlichen Einrichtungen koordiniert.


Internationales Projekt war wegweisend

Maria Laura Corso, eine Beraterin der Abteilung für Bodenkonservierung und den Kampf gegen Wüstenbildung im Umweltministerium sagte IPS, der Anstoß zu dem Observatorium sei durch ein 2011 beendetes internationales Projekt gekommen. 'Land Degradation Assessment in Drylands' (LADA) wurde von 2007 bis Ende vergangenen Jahres in Argentinien, China, Kuba, Senegal, Südafrika und Tunesien durchgeführt.

Auf Betreiben des UN-Wüstensekretariats in Bonn zustande gekommen, wurde LADA von der Weltagrarorganisation FAO und weiteren internationalen Organisationen finanziert. Nach Angaben von Corso hat das Projekt dabei geholfen, Methoden zur Erfassung der Stadien von Landdegradation zu entwickeln. Neben den Experten seien auch die betroffenen Gemeinden einbezogen worden.

Das Observatorium wolle diesem Modell folgen, kündigte Maccagno an. Dadurch werde ermöglicht, bessere Entscheidungen zu treffen. Im Rahmen des LADA-Projekts entstanden ein globaler Bericht und Untersuchungen, die sich auf die jeweiligen Länder bezogen. In dem Report über Argentinien heißt es, das Land müsse nachhaltige Bewirtschaftungssysteme für Trockengebiete entwickeln, um seine Stellung als einer der weltweit wichtigsten Nahrungsexporteure behalten zu können.


Mehr als 80 Prozent von Patagonien droht Landverödung

Die stark beanspruchten Flächen im Nordwesten und zentralen Westen sowie im gesamten Süden Argentiniens sind der Untersuchung zufolge in eine Abwärtsspirale geraten. Wenn nichts unternommen werde, drohe Wüstenbildung. Die Gebiete würden dann nicht mehr in der Lage sein, Güter und Leistungen bereitzustellen. Stark geschädigt werden diese Ökosysteme demnach durch die Expansion der Landwirtschaft, Entwaldung, Überweidung und Waldbrände.

Allein in der südlichen Region Patagonien sind laut der Studie 84 Prozent des Terrains von Desertifikation bedroht. Wenn dieser Zustand erreicht sei, gebe es fast keine finanzierbare Möglichkeit mehr, das Land wieder urbar zu machen, heißt es. In den argentinischen Trockengebieten werden etwa 50 Prozent aller Agrarerzeugnisse produziert und 47 Prozent des Nutzviehs geweidet. Außerdem leben dort 30 Prozent der insgesamt 40 Millionen Einwohner. (Ende/IPS/ck/2012)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 4. März 2012