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ENERGIE/004: Nicaragua - Sauberer Strom und Kleinkredite, NGO will indigene Kultur retten (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 5. August 2010

Nicaragua: Sauberer Strom und Kleinkredite - NGO will indigene Kultur retten

Von Julio Godoy


Paris, 5. August (IPS) - Seit sechs Jahren installieren Ingenieure aus Frankreich und den USA in Nicaragua Solarkollektoren und Windkraftanlagen. Die Anlage in Bluefields im Südosten des Landes ist ein Projekt der Nichtregierungsorganisation 'blueEnergy', das den dort lebenden Rama-Ureinwohnern das Überleben ermöglichen soll.

Die NGO wurde 2004 von dem französischen Ingenieur Lâl Marandin sowie den Brüdern Guillaume und Mathias Craig gegründet. Sie finanziert sich mit Spenden aus Frankreich und den USA und beschäftigt inzwischen 20 Techniker.

Die Craig-Brüder kannten Bluefields aus ihrer Kindheit. Ihre Mutter, die Sprachwissenschaftlerin und Anthropologin Colette Craig, hatte dort in den 1980er Jahren gearbeitet. 20 Jahre später kehrten die Brüder zurück, um die Arbeit ihrer Mutter fortzuführen und dabei auch Umweltaspekte zu berücksichtigen.


Strom für 3.000 Menschen

Wie Anne-Cécile Mailfert, die Direktorin des französischen Büros von 'blueEnergy', erklärte, hat Bluefields große infrastrukturelle und wirtschaftliche Probleme. Der abgelegene Ort sei praktisch nicht an das nicaraguanische Stromnetz angeschlossen, berichtete sie. Die Strömung der Flüsse sei zu schwach, um Wasserkraftwerke betreiben zu können.

Die Solarkollektoren und Turbinen erzeugen mittlerweile zwölf Kilowattstunden Strom, mit dem 3.000 Menschen versorgt werden. Trinkwasser wird mit Hilfe von Filtern gewonnen, die Fischer können ihren Fang in Kühlschränken frisch halten. Die NGO hat außerdem den Bau von ökologischen Hotels in Bluefields und auf einer Insel organisiert, um den Tourismus als Einnahmequelle zu erschließen. Wie die Direktorin ankündigte, wolle man als nächstes Biomasse als Energiequelle nutzen.


Erhalt der Kultur

Ein wichtiges Ziel von 'blueEnergy' ist der Erhalt der Kultur der Rama. Die Ureinwohner sprechen eine eigene Sprache, die zur Familie der so genannten Chibcha-Sprachen gehört. Sie stammt ursprünglich aus dem Gebiet des heutigen Kolumbien und könnte helfen, die Wanderungsbewegungen auf dem Kontinent vor der Ankunft der spanischen Kolonialherren zu erforschen. Die Sprache steht jedoch kurz vor dem Verschwinden, da sie nur noch wenige Menschen beherrschen.

Wie bei der Energieversorgung steht auch hier um Hilfe zur Selbsthilfe an erster Stelle. Die Rama erhielten alle nur denkbare Unterstützung, sagte Mailfert. Die technische Ausstattung sei einfach gehalten, um ihnen den Erwerb der für ihr Überleben erforderlichen Fähigkeiten zu erleichtern. Man habe bei der Bereitstellung von Trinkwasser, dem Aufbau von Handelsgesellschaften und anderen Mikroprojekten geholfen und berate die Rama zudem in Finanzfragen, wie zum Beispiel bei der Aufnahme von Kleinstkrediten.


Internationale Kooperationen

Die Arbeit in Bluefields sei allerdings auch schwierig, räumte Mailfert ein. Wegen der isolierten Lage sei es schwierig, mit Personal und Ausrüstung zu dem Ort vorzudringen. Zum Glück gebe es Kooperationen mit der Landesregierung, meinte sie. Das nationale technische Institut helfe bei der Ausbildung der Ureinwohner, und weitere Unterstützung komme vom Fonds zur Entwicklung der Elektrizitätswirtschaft.

Außerdem arbeitet 'blueEnergy' mit anderen Nichtregierungsorganisationen zusammen, etwa mit 'Proleña', die effizientere, umweltschonende Öfen entwickelt und verteilt. Auf internationaler Ebene wird 'blue Energy' mit Mikrokrediten der US-amerikanischen NGO 'Kiva' unterstützt und kooperiert mit Technologieunternehmen, die im Bereich Stromerzeugung und -Speicherung arbeiten. (Ende/IPS/sv/2010)


Links:
http://www.blueenergygroup.org/?lang=en
http://www.prolenaecofogon.org/Englisheco/Home.html
http://www.kiva.org/
http://www.ipsnews.net/news.asp?idnews=52345

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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 5. August 2010
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veröffentlicht im Schattenblick zum 7. August 2010