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ENERGIE/010: Pakistan - Licht in der kleinsten Hütte, Solarkraft als Hoffnungsträger (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 30. März 2011

Pakistan:
Licht in der kleinsten Hütte - Solarkraft als Hoffnungsträger

Von Zofeen Ebrahim

Solarzelle vor Hütte in Sholani - Bild: © Zofeen Ebrahim/IPS

Solarzelle vor Hütte in Sholani
Bild: © Zofeen Ebrahim/IPS

Thatta, Pakistan, 30. März (IPS) - In Hasan Ibrahims Teestand geht es zu wie in einem Taubenschlag. Vor allem, wenn es dunkel wird, hat der Unternehmer alle Hände voll zu tun, um seine Kunden zufrieden zu stellen. Seit Solarzellen vor seinem Laden installiert wurden, kommen die Bewohner des verschlafenen südpakistanischen Wüstennestes Sholani in Scharen zum Fernsehen.

Etwa 30 Dorfbewohner finden sich allabendlich ein, um sich an dem Wunder der Technik zu ergötzen. Seit Beginn der Kricket-Weltmeisterschaft hat sich die Klientel um weitere 40 Personen vergrößert. So viele Menschen stoßen aus den Nachbardörfern dazu, um sich die Spiele anzuschauen.

Das Vergnügen ist den Gästen die fünf Rupien (fünf US-Cent) wert, die ihnen Ibrahim abhält. Meist bestellen die Zuschauer für zehn Rupien Tee. 'Ghutka', ein Gemisch aus Betelnuss, Tabak und Geschmacksstoffen ist für weitere fünf Rupien zu haben. Wer hier sein Handy aufladen möchte, ist mit zehn Rupien dabei. Der bereitstehende Solarstrom hat Ibrahims Einnahmen verdreifacht.

Sholani gehört zu den 240 Dörfern Kharochhans, einer der am wenigsten entwickelten Regionen des Thatta-Bezirks in der Sindh-Provinz rund 150 Kilometer von der Hafenstadt Karachi entfernt. Doch die Ortschaft gehört zu den 18, die die Sindh-Vereinigung zur Koordinierung der Land- und Forstarbeiter (SAFWCO) mit Solarzellen ausgestattet hat. Das Projekt der lokalen Nichtregierungsorganisation wird technisch und finanziell von der Weltbank gefördert.


Ende der Finsternis

Wie SAFWCO-Direktor Suleman Abro betont, haben die Solarzellen das Leben von 5.000 Menschen zum Besseren verändert. Sholani besitzt nun eine Straßenbeleuchtung, und jeder Haushalt verfügt über genügend Strom für zwei Birnen und den vierstündigen Betrieb eines Ventilators.

"Etwa 35 Prozent der 170 Millionen Pakistaner leben an Orten wie Sholani, die nicht an das nationale Energienetz angeschlossen sind", berichtet Arif Alauddin, Chef der Behörde für die Entwicklung alternativer Energie. Etwa 130 Millionen Menschen haben zudem keinen Zugang zu Gas.

Um sicherzustellen, dass die Dorfbewohner die Unterhalts- und Betriebskosten selbst tragen, hatte ihnen SAFWCO vor der Installation der Solarzellen 30.000 Rupien (350 US-Dollar) abverlangt. Darüber hinaus mussten sie an den Installationsarbeiten teilnehmen. In allen Dörfern, die für das Solarkraftprojekt ausgewählt wurden, gibt es inzwischen eine Organisation, die jeden Monat die für den Unterhalt und den Betrieb der Solaranlagen erforderlichen 100 Rupien (1,17 Dollar) einsammelt.

Besonders glücklich über die erneuerbare Energie sind die Frauen. "Wir müssen uns keine Sorgen mehr machen, wenn wir mit dem Kochen spät dran sind", berichtet eine junge Frau. Auch diejenigen von ihnen, die zu Hause keine Latrinen haben, sind froh, dass sie sich nicht mehr im Dunkeln ein stilles Örtchen für ihre Notdurft suchen müssen.

In der Vergangenheit mussten die Frauen zudem viele Stunden für die Suche nach Feuerholz aufbringen. Hinzu kam, dass die Kosten für Kerosin und Kerzen mit elf bis 14 Dollar zu Buche schlugen. Während Pakistans Städter 15 Prozent ihres Einkommens für Energie ausgeben, muss die Landbevölkerung in der Regel einen Anteil von 35 Prozent berappen.


Kostensparende Alternative

Halima Jaffar aus Sholani, die fünf Kinder versorgt, hat in den letzten sechs Monaten keine einzige Rupie für Kerosin ausgeben müssen. Die 32-jährige Änderungsschneiderin bessert nun auch nachts die zerrissenen Kleidungsstücke ihrer Kunden aus. Seitdem sie sich eine Nähmaschine angeschafft hat, verdient sie mindesten 1.000 Rupien (elf Dollar) im Monat.

Doch dem Ausbau der erneuerbaren Energien sind Grenzen gesetzt. So fehlt es dem südasiatischen Land an den finanziellen Mitteln, um die Entwicklung der Sonnenenergie zu subventionieren. "Und dann haben wir noch die mächtige Lobby aus Unternehmen, die auch weiterhin an der Bereitstellung von Energie verdienen wollen", meint Alauddin. Pakistan sei zwar reich an erneuerbaren Ressourcen, doch werde der Stromgewinnung aus Wärmekraftwerken nach wie vor höchste Priorität eingeräumt. (Ende/IPS/kb/2011)


Links:
http://www.aedb.org/Main.htm
http://www.safwco.org/home/
http://www.ipsnews.net/news.asp?idnews=55000

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veröffentlicht im Schattenblick zum 1. April 2011