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ENERGIE/018: Südafrika - Sonne, Wind und Biomasse, gute Chancen für erneuerbare Energien (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 3. Juni 2011

Südafrika: Sonne, Wind und Biomasse - Gute Chancen für erneuerbare Energien

Von Servaas van den Bosch


Windhuk, 3. Juni (IPS) - Ein zielstrebiger Kurswechsel in der Energiepolitik hin zur Nutzung erneuerbarer Energienquellen könnte Südafrikas Treibhausgasemissionen bis 2050 um 80 Prozent (gegenüber 1990) verringern. Diese Prognose enthält ein in Johannesburg von der Umweltorganisation 'Greenpeace' und dem Europäischen Rat für erneuerbare Energien (EREC) vorgestellter Bericht des Weltklimarates (IPCC).

Für südafrikanische Verbraucher würde das darin entworfene Szenario eines aggressiv betriebenen Wechsels bedeuten, dass sie in 40 Jahren jährlich umgerechnet 23 Milliarden US-Dollar weniger für Strom bezahlen müssen. Einer anfänglich benötigten Anschubfinanzierung von 5,2 Milliarden Dollar jährlich stellt der Bericht ('The Advanced Energy [R]evolution: a Sustainable Energy Outlook for South Africa') Einsparungen von 6,6 Milliarden Dollar gegenüber.

Derzeit investiert Südafrika, der bei weitem größte CO2-Emittent des Kontinents, Milliarden Dollar in den Bau neuer, gigantischer Kohlekraftwerke wie etwa Medupi und Kusile in der ländlichen Nordostprovinz Mpumalanga.

Für die Stromversorgung von Landstrichen, die nicht an das nationale Stromnetz angeschlossen sind, eignen sich kleine, regionale Versorgungsprojekte weit besser, betonte Sven Teske, der bei Greenpeace das Programm für erneuerbare Energien weltweit leitet. Der Mitautor des Sonderberichts des Weltklimarates (ICCP) über erneuerbare Energiequellen empfiehlt eine kombinierte, durch kleine Wasserkraftwerke unterstützte Stromversorgung durch Solaranlagen und Biomasse. Lokale Kooperativen könnten die Anlagen erstellen und die Stromverteilung übernehmen. Durch die Vernetzung kleiner Versorger ließen sich große Gebiete mit Strom versorgen.

"Das Prinzip einer Elektrifizierung von unten verspricht weit mehr Erfolg als Großanlagen", betonte Teske. "Welcher Stromanbieter ist schon bereit, kleine Gemeinden an sein Leitungsnetz anzuschließen?"

Der Bericht empfiehlt auch ein Umdenken in Sachen Energieeffizienz. Wenn die Regierung gesetzliche Effizienzstandards durchsetzen würde, könnte Südafrika den CO2-Ausstoß selbst dort halbieren, wo der verfügbare Energiemix weiterhin einen erheblichen Teil fossiler Brennstoffe enthält. "In Südafrika und der gesamten Region gibt es keine technischen Standards für die Energieeffizienz von Gebäuden, Haushaltsgeräten, Kraftwerken und Kraftfahrzeugen", bedauerte der studierte Diplomingenieur Teske.

Den Einwand von Kritiker, Wind- und Sonnenkraft seien teurer als fossile Energiequellen, wies der Greenpeace-Aktivist zurück. Afrika sei in der glücklichen Lage, bei nachhaltiger Energieerzeugung die modernsten Technologien zu nutzen und dadurch die riesigen Entwicklungskosten zu sparen, betonte er.

"Doch nur mit verlässlichen, langfristigen energiepolitischen Maßnahmen lässt sich ein lokaler, auf erneuerbare Energien setzender Wirtschaftssektor aufbauen", warnte er. "Bislang zögern Investoren, in Afrika, sich auf erneuerbare Energien einzulassen, weil klare politische Vorgaben fehlen und nicht etwa, weil sie an der Einspeisung von alternativen Energien in das Stromnetz zu wenig verdienen. Sie wollen wissen, ob sie überhaupt Zugang zum Netz und zum Energiemarkt erhalten und ob sie mit den Abnehmern Verträge abschließen können, die Bestand haben."

"Es liegt nicht an der Verfügbarkeit der Ressourcen, sondern an der Politik, ob die Entwicklung erneuerbarer Energien in den nächsten Jahrzehnten gebremst oder ausgebaut wird", erklärte der kubanische Klimatologe Ramón Pichs, der ebenfalls an dem Bericht mitgearbeitet hatte. (Ende/IPS/mp/2011)


Links:
http://www.energyblueprint.info/
http://www.greenpeace.org
http://www.ipsnews.net/news.asp?idnews=55852

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veröffentlicht im Schattenblick zum 4. Juni 2011